Erste Straße in Gleisdorf wird nach einer Frau benannt

Bildtext: (v.l.n.r.) Renate Maier, Enkeltochter von Josefa Posch, Karl Hierzer und Karin Reder, Gemeinderätinnen der Gleisdorfer Grünen freuen sich sehr über die bevorstehende Umbenennung der Straße in Josefa Posch-Straße. | Foto: Grüne Gleisdorf
  • Bildtext: (v.l.n.r.) Renate Maier, Enkeltochter von Josefa Posch, Karl Hierzer und Karin Reder, Gemeinderätinnen der Gleisdorfer Grünen freuen sich sehr über die bevorstehende Umbenennung der Straße in Josefa Posch-Straße.
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Der Gleisdorfer Gemeinderat beschloss - auf Antrag der Grünen - die Fritz Knoll-Straße in Gleisdorf umzubenennen. Fritz Knoll war nachweislich während des 2. Weltkriegs als bekennender Nationalsozialist für viele folgenschwere Entscheidungen verantwortlich. An die Stelle seines Namens tritt der Name einer Frau: Josefa Posch.

Josefa Posch rettete 1944 fünf Juden das Leben, indem sie und ihr Vater die Häftlinge monatelang auf ihrem Dachboden versteckt hielten. Dabei riskierten sie das Leben ihrer gesamten Familie. Ihr Einsatz wird heute posthum mit der Benennung einer Gleisdorfer Straße gewürdigt. Josefa Posch lebte in Gschmaier, ihre Enkeltochter hat seit vielen Jahren ihren Wohnsitz in Gleisdorf. „Es ist für mich eine riesige Ehre, dass eine Straße nach meiner Großmutter benannt wird,“ freut sich Renate Josefa Maier, die eine sehr enge Bindung zu ihrer Oma hatte.

Neue Erkenntnisse
Der Antrag, die Straße umzubenennen, wurde lange bearbeitet. Ein belastender Bericht über Fritz Knoll in der Zeitschrift „ PROFIL“ war zu wenig Beweisgrundlage für die Entscheidungsträger der Gemeinde. Erst die genaue Recherche durch die Grünen – auf Eigenintiative – brachte ein Umdenken. Profunde, wissenschaftliche Arbeiten, die in einem Buch der Akademie der Wissenschaften 2013 veröffentlicht wurden, zeigten auf, dass Prof. Fritz Knoll zu seiner Zeit folgenschwere Entscheidungen getroffen hat. Beispielsweise hat er im März 1938 veranlasst, dass über 250 Lehrende der Universität Wien aus „rassischen“ und politischen Gründen entlassen wurden. Fritz Knoll war außerdem maßgeblich verantwortlich für die Vernichtung eines ganzen Forschungsinstitutes: der Biologischen Versuchsanstalt in Wien. Am 13. April 1938 mussten alle Forscher jüdischer Herkunft die Anstalt sofort verlassen. Die meisten von ihnen fanden im NS-Terror den Tod. Ausschlaggebend für das Umdenken der anderen Fraktionen war unter anderem die dokumentierte Aussage von Prof. Fritz Knoll:"Nach der Reinigung der Lehre und Forschung (…) ist der Jude aus unserer Wissenschaft verschwunden und zwar für alle Zeiten."

Erste Straße nach einer Frau benannt
Die Umbenennung der Fritz-Knoll Straße ist in zweierlei Hinsicht historisch: Zum ersten ist es ein schönes Zeichen, Menschen Ehre zu erweisen, die im 2. Weltkrieg Widerstand geleistet haben und ihr Leben riskierten. Zweitens ist die „Josefa Posch Straße“ die erste Straße in Gleisdorf, die den Namen einer Frau trägt!

Familie Posch
Josefa Posch und ihr Vater Rupert wurden 2011 posthum durch die Botschaft des Staates Israel bei einem Festakt im Parlament geehrt. Ihre Namen befinden sich seither auf den Gedenktafeln für die „Gerechten unter den Völkern“ in Jerusalem/Isreal. Josefas Sohn, Anton Posch, nahm 2011 die Auszeichnung als Repräsentant der Familie entgegen.

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