Frohnleiten
Frauenbankerltratsch: Offen über Sexismus diskutieren

Anlässlich des Weltfrauentags wird in Frohnleiten zum Gespräch über beziehungsweise gegen Sexismus gebeten. | Foto: unsplash/Priscilla Du Preez
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  • Anlässlich des Weltfrauentags wird in Frohnleiten zum Gespräch über beziehungsweise gegen Sexismus gebeten.
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Der Internationale Weltfrauentag am 8. März rückt näher. In der Stadtgemeinde Frohnleiten nimmt man sich dem Thema an und lädt beim "Gegen / Sexismus"-Frauenbankerltrasch am Hauptplatz zur Diskussion ein. Dabei sein werden auch Künstlerinnen, Aktivistinnen und Frauensprecherinnen. 

FROHNLEITEN. Es gibt wohl keine Frau, die noch nie von einem sogenannten Catcall betroffen war. Darunter verstehen sich unangemessenen Bemerkungen, anzügliches Nachpfeifen oder anzügliche Gesten – und damit wird verbaler sexueller Belästigung im öffentlichen Raum ein Name gegeben. Auch wenn manch eine oder einer derartige Bemerkungen als bloßes Kompliment abtut, sie sind und bleiben Belästigungen, überschreiten persönliche Grenzen und drücken ein Machtverhältnis aus. Dazu kommt: Catcalls sind kein Einzelphänomen.

Während etwa in Frankreich, den Niederlanden, Belgien oder Spanien Catcalling bereits strafbar ist, hängt Österreich hier noch hinterher. Und das, obwohl laut gewaltinfo.at zwei Drittel aller Frauen sowie gut 7,6 Prozent aller Männer schon einmal von sexueller Belästigung betroffen waren. Mit dem Thema setzt sich auch die Frohnleitner Künstlerin Ulli Gollesch anlässlich des bevorstehenden Weltfrauentags auseinander.

Noch viel zu oft wird Opfern verbaler sexueller Gewalt gesagt, sie sollen sich "nicht so anstellen" oder dass das Gesagte gar nicht so schlimm sei ... | Foto: Anna Majcan
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Der Wut Ausdruck verleihen

"Es ist immer wichtig, darüber zu reden und Zeichen zu setzen", sagt Gollesch. "Wie beeinflusst Sexismus die Gesellschaft? Und wie geht es den Opfern damit? Mit welchen Catcalls 'darf' man rechnen? Frauen sind beim Aushalten von Sexismus Gott sei dank sehr stark. Aber wir müssen darüber reden. Es geht um Diskriminierung." Genau aus diesem Grund initiiert die Frohnleitnerin in Kooperation mit dem Bündnis 0803 den Frauenbanktratsch.

Bereits der letzte war erfolgreich, wobei: "Es ist für mich schon erfolgreich, wenn ich nur fünf oder zehn Menschen damit anspreche. Es geht um jede einzelne Person, um das Thema selbst und darum, es laut zu reflektieren und es zu diskutieren." Denn: Sexismus dreht sich nicht nur um sexuelle Belästigung, sondern um Diskriminierung aufgrund des Geschlechts. "Wie wehrt man sich dagegen? Wie können wir gemeinsam dagegenwirken und diese aufzeigen? Nur mit gemeinsamen Anstrengungen können sexistische Bemerkungen, Übergriffe, Darstellungen und Stereotype überwunden werden. Gegen tabuisierte sexistische Übergriffe und sexualisierte Gewalt im Rahmen von Macht- und Abhängigkeitsverhältnissen vorgehen."

Sexismus betrifft alle Altersgruppen, Geschlechter und sexuellen Orientierungen. Statistisch gesehen sind aber Frauen häufiger davon betroffen. | Foto: unsplash/Michał Franczak
  • Sexismus betrifft alle Altersgruppen, Geschlechter und sexuellen Orientierungen. Statistisch gesehen sind aber Frauen häufiger davon betroffen.
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An ihrer Seite wird die junge Künstlerin Mary Mayrhofer sein: "Irgendwo zwischen Catcalling beim Nachmittagsspaziergang und anzüglichen Instagramnachrichten als Reaktion auf Schwimmbadselfies verliert man schnell die Liebe zur eigenen Weiblichkeit und die Lust, diese ständig mit sich herumzutragen." In ihrer feministischen Installation im Kunst off-space Narrenkastl thematisiert sie Sexismus, stellt diesen zum Diskurs und verwehrt sich dagegen. "Ich bin unglaublich wütend und das darf die Welt ruhig wissen. Es ist mir egal, dass das nicht ladylike und nicht nett und nicht lieb ist. Dieses Werk ist ein ausgestreckter Mittelfinger an alle, die mir die Freude am Frau sein wegnehmen", sagt sie überzeugt.

Sexismus einfach ankreiden

Ebenso mit dabei ist Sarah Kampitsch vom Verein Catcalls of Graz, die zusammen mit Anna Majcan in Graz eine Galerie gegen Sexismus eröffnete (diese war bis Ende Dezember 2022 geöffnet und erhielt den Grazer Frauenpreis 2022). Mit multimedialen Ausstellungsstücken von lokalen Künstlerinnen wurden dabei unterschiedliche Bereiche abgedeckt, etwa Sexismus am Arbeitsplatz, in der Medienlandschaft oder sexualisierte Gewalt. 

Anna Majcan und Sara Kampitsch eröffneten die Galerie gegen Sexismus. | Foto: Barbara Majcan
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Das Konzept des Vereins ist einfach und doch so wichtig: Wer sexuelle Übergriffe selbst erlebt oder beobachtet, dann diese dem Team rund um Kampitsch anonym auf Instagram melden. Die "Chalk-Back"-Bewegung ("kreide zurück") wiederum greift zur Kreide und schreibt das Erlebte auf den Straßen nieder. So kommen zum Beispiel bei einer Aktion 2020 knapp 100 "Überschreitungen" im Zuge eines "Chalk-Back"-Events am Grazer Hauptplatz von Frauen, Männern und Mitgliedern der Queer-Community zusammen. Also genau da, wo die Catcalls und Übergriffe stattfinden: im öffentlichen Raum. 

Grafik, Malerei, Fotografie und Objektkunst gehören unter anderem zu den Kunstarten in der Galerie gegen Sexismus. | Foto: RegionalMedien Steiermark
  • Grafik, Malerei, Fotografie und Objektkunst gehören unter anderem zu den Kunstarten in der Galerie gegen Sexismus.
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Nie aufhören

So kann auch Gollesch ein Beispiel aus ihrer Heimatgemeinde nennen: "Auch in Frohnleiten gibt es 'rote Zonen', Bereiche, die nicht gerne passiert werden. Ich weiß von jungen Mädchen, von erwachsenen Frauen, die einen Umweg machen. Manchmal reicht ein Wort, manchmal, das man etwas zugeworfen bekommt."
Platz am Bankerl wird ebenso Anna Majcan nehmen. Die Grazerin ist die neue Geschäftsführerin des Frauenrats in der Landeshauptstadt. "Sie geht gegen Sexismus vor, zeigt auf, wo Grenzen missachtet und überschritten werden", sagt Gollesch. "Es ist Zeit, das anzuprangern. Und wir sollten nie damit aufhören. Außer es ist Änderung in Sicht."

  • Diskutiert wird beim Frauenbankerltratsch am Samstag, 4. März von 11 bis 13 Uhr am Hauptplatz Frohnleiten. 
  • Mitwirkende: Mary Mayerhofer, Pamina Normal, Sarah Kampitsch, Anna Majcan, Ulli Gollesch

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