Griechische Tage im Wechselbad
Feldbachs Athleten kehren mit Medaillen und Bildern eines Landes im Umbruch von Special Olympics heim.
Der Slogan der Spiele lautete ,I am in’. Im Fernsehen sah man ein brennendes Auto in Athen. Darauf stand ,I am out’, erzählt Special-Olympics-Betreuer Herfried Hirzer und zieht nachdenklich die Augenbrauen hoch. Hinter ihm liegen fünfzehn Tage in Griechenland. Resümee: Vier Medaillen für die südoststeirischen Rollerskater Michael Weidinger und Emanuel Kern (WOCHE hat berichtet) und jede Menge Bilder im Kopf und auch auf der Kamera. Eindrücke einer Nation im Umbruch, gezeichnet von der Finanzkrise.
Bedrückte Gastgeber
„Wir sind an den Menschenmassen vorbeigefahren. Man konnte sehen wie bedrückt die Leute waren“, schildert Hirzer, der sich fernab der offiziellen Berichterstattung kundig machte: „Ich habe mit den Menschen gesprochen. Vor allem die junge Bevölkerung ist von den Reformen betroffen. In den Medien waren stets nur aggressive Demonstranten zu sehen. Tatsächlich ging die Gewalt aber gleichermaßen vonseiten der Polizei aus“, betont der Pädagoge.
Der Grabersdorfer wurde im wahrsten Sinne des Wortes Augenzeuge der Unruhen rund um das Sparpaket der Regierung. „Am Syntagma-Platz hörte ich plötzlich ein Zischen. Es war Tränengas. Meine Augen begannen sofort zu brennen.“
Kein Groll gegen außen
Alles andere als unsicher gestaltete sich abseits der Schrecksekunde die Situation für die Athleten. „Cool war’s“, bestätigte der Mühldorfer Emanuel Kern, beim Empfang am Flughafen Graz Thalerhof. Er wurde als Teil der österreichischen Delegation sowohl im Vorfeld der Bewerbe auf der Insel Korfu als auch beim Sightseeing in Athen mit offenen Armen empfangen.
„Die Bevölkerung war sehr zuvorkommend. Das Interesse an den Spielen hielt sich aufgrund der angespannten Situation aber logischerweise in Grenzen“, betont Hirzer, der das ORF-Sieger-Interview mit „Goldjungen“ Michael Weidinger als seinen olympischen Höhepunkt nennt. „Da Herfried is mei Trainer“, verwies der Sportler aus Jamm bei St. Anna am Aigen dabei stolz auf seinen Coach.
Der Stolz beruht auf Gegenseitigkeit und basiert keineswegs bloß auf den Gewinn von Edelmetall. „Die beiden haben durch die Reise einen weiteren Schritt in Richtung Selbstständigkeit gesetzt. Das beginnt bei kleinen Dingen: Dem alleine Sitzen im Flugzeug, Zusammenleben im Zimmer oder der Interaktion mit anderen Sportlern.“
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