Graz-Umgebung
Jobchancen für Menschen mit Beeinträchtigungen fördern

Jobchancen sollen für alle da sein. Wer Menschen mit Beeinträchtigungen nicht im Unternehmen hab will, der muss hierzulande zahlen. | Foto: unsplash/hisisEngineering RAEng
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  • Jobchancen sollen für alle da sein. Wer Menschen mit Beeinträchtigungen nicht im Unternehmen hab will, der muss hierzulande zahlen.
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Für Menschen mit Beeinträchtigungen ist es schwer, Teil des Arbeitsmarktes zu sein. Viele Unternehmen zahlen freiwillig, um sie nicht aufzunehmen – andere hingegen kämpfen sogar darum, ihnen einen Arbeitsplatz zu verschaffen, finden aber niemanden, der den Job machen möchte. So wie nun in Weinitzen.

WEINITZEN. Was vielen ein notwendiges "Übel" ist, um Miete, Strom, Versicherungen und Co. zu zahlen, ist für andere ein wichtiger Schritt, um aktiver Teil der Gesellschaft zu sein. Denn ein Job, das ist für sie mehr als Geld verdienen. Die Rede ist von Menschen mit Beeinträchtigungen, für die ein Arbeitsplatz ein Ort der inklusiven Gesellschaft wird. Aus der beruflichen Teilhabe wird also eine soziale. 

Die Teilhabe im Berufsleben bedeutet auch eine soziale Teilhabe.  | Foto: unsplash/Elevate
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Bereits im Jahr 2017 wurde mit dem Inklusionspaket festgelegt, das bestehende Jobangebot für Menschen mit Beeinträchtigungen zu verbessern. Deshalb gilt: 

  • Unternehmen mit 25 oder mehr Beschäftigten sind verpflichtet, auf jeweils 25 Beschäftigte eine begünstigte Behinderte beziehungsweise einen begünstigten Behinderten einzustellen. 
  • Wenn die Beschäftigungspflicht nicht erfüllt ist, wird der Dienstgeberin oder dem Dienstgeber vom Sozialministeriumservice alljährlich für das jeweils abgelaufene Kalenderjahr eine Ausgleichstaxe vorgeschrieben.
Zur Erklärung

Konkret bedeutet das: Die Ausgleichtaxe entspricht 276 Euro monatlich für jede Person, die zu beschäftigen wäre. Unternehmen mit 100 oder noch mehr Beschäftigte müssen dafür 388 Euro monatlich bezahlen, ab 400 oder mehr Beschäftigten sind es sogar 411 Euro. Umgekehrt gilt: Für die Beschäftigung von in Ausbildung stehenden begünstigten Behinderten erhält die Dienstgeberin beziehungsweise der Arbeitgeber vom Sozialministeriumservice eine Prämie aus Mitteln des Ausgleichstaxfonds.

Bei Ausbildung unterstützen

Der Kinderbetreuungsverein Piepmatz hat seit Kurzem neben Kumberg und St. Radegund auch einen Standort in Weinitzen. Seit Wochen ist das Team auf der Suche nach jemandem, der nach dem Behinderteneinstellungsgesetz für den Verein arbeiten möchte – doch leider findet sich niemand. "Der Verein ist sozial engagiert und wir bemühen uns wirklich darum, jemanden zu finden, der Teil werden will. Dass es also nur Firmen gibt, die keine Menschen mit Beeinträchtigungen beschäftigen möchten, stimmt nicht", verrät die stellvertretende Obfrau Elfriede Huber-Reismann

Sollte es mehr Chancen am Arbeitsmarkt für Menschen mit Beeinträchtigungen geben?

Das, was bei Piepmatz angeboten wird, klingt verlockend: So wird zum Beispiel jemand gesucht, der über die Mittagszeit bei der Essensausgabe hilft, also Teil des Küchendienstes ist. Denn auch das gehört zu einer Ganztagsschule dazu. "Wir bieten aber auch an, bei einer berufsbegleitenden Ausbildung organisatorisch zu unterstützen."

"Einfach bewerben"

Dabei geht es Piepmatz nicht darum, wie sie betont, einen Arbeitsplatz zu besetzen, sondern, dass der Verein es jeder und jedem ermöglichen möchte, sich beruflich entfalten zu können und sich weiterzuentwickeln. "Überall hört man von einem akuten Arbeitskräftemangel. Und Menschen nach dem Behinderteneinstellungsgesetz sind ein wichtiger Teil am Arbeitsmarkt. Wir wollen keine Taxen zahlen, wir wollen fördern", ergänzt Huber-Reismann.

Derzeit leben rund 400.000 Menschen mit Behinderung mit einem Behindertenpass in Österreich. | Foto: Lebenshilfe Tirol
  • Derzeit leben rund 400.000 Menschen mit Behinderung mit einem Behindertenpass in Österreich.
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So sieht es auch Stefan Helmreich, Regionalstellenleiter der Wirtschaftskammer für Graz-Umgebung: "Ich denke, dass es es viele Unternehmen gibt, die gerne aufnehmen möchten, aber einfach niemanden finden", sagt er gegenüber MeinBezirk.at. "Man muss jeder und jedem die Chance geben, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Also: Bewerben Sie sich einfach."

Das sagt das Sozialministerium

"Derzeit leben rund 400.000 Menschen mit Behinderung mit einem Behindertenpass in Österreich. Erfahrungen mit dem Thema Behinderung haben auch jene Menschen, die vorübergehende Mobilitäts- und sonstige Beeinträchtigungen aufweisen (z.B. nach Unfällen, während einer Krankenbehandlung usw.). Folgende Personen, deren Beschäftigung besonders gefördert werden soll, werden doppelt auf die Pflichtzahl angerechnet: blinde Menschen, Personen mit Rollstuhl, begünstigte Behinderte unter 19 Jahren, begünstigte Behinderte für die Dauer eines Ausbildungsverhältnisses, begünstigte Behinderte über 50 mit einem Grad der Behinderung von mindestens 70 Prozent, begünstigte Behinderte über 55." (Quelle: sozialministerium.at)

Weitere Informationen:

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