"Starke Zentren"
Kampf für Stadt- und Ortskernstärkung auf der Agenda

Sprachen über den neuen Masterplan des Landes: Erwin Dirnberger, Ursula Lackner, Mathias Müller, Barbara Eibinger-Miedl, Kurt Wallner und Stefan Spindler  | Foto: Land Steiermark/Robert Binder
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  • Sprachen über den neuen Masterplan des Landes: Erwin Dirnberger, Ursula Lackner, Mathias Müller, Barbara Eibinger-Miedl, Kurt Wallner und Stefan Spindler
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Ausgedünnung, Zersiedlung, Abwanderung und leerstehende Wirtschaftsgebäude: Steiermarks Gemeinden kämpfen mit den Verlust der Stadt- und Ortszentren. Das soll sich nun mit dem Masterplan "Starke Zentren" ändern. In Frohnleiten gab es dazu einen offiziellen Kick-off.

STEIERMARK. In der Stadtgemeinde Frohnleiten trafen sich die Gesichter der Bundes- und Kommunalpolitik, der Verwaltungen und Planungen, des Regionalmanagements und der Energieversorgungen, um gemeinsam über die Stadt- und Ortskerne beziehungsweise deren Stärkung zu sprechen, die ein zentraler Schwerpunkt der Steiermärkischen Landesregierungen und der Agenda Weiß-Grün "Steiermark gemeinsam stärken" ist. Das Ziel: Die Lebensqualität in den Kernen kräftigen, die Identität, Wohn- und Arbeitsraum sind und daher schützenswert im Hinblick auf die Zukunft der Gemeinden. 

Politik, Verwaltung, Planung und mehr: Wer sich mit der Stadt- und Ortskernstärkung in der Steiermark auseinandersetzt, war in Frohnleiten dabei. | Foto: RegionalMedien Steiermark
  • Politik, Verwaltung, Planung und mehr: Wer sich mit der Stadt- und Ortskernstärkung in der Steiermark auseinandersetzt, war in Frohnleiten dabei.
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Den Kernen wieder Leben einhauchen

Um für die Herausforderungen der Zukunft gewappnet zu sein, wurde beim Land Steiermark eine Koordinationsstelle zur Begleitung von Städten und Gemeinden bei der Stadt- und Ortskernentwicklung eingerichtet. Sie soll als zentrale Aktions- und Informationsdrehscheibe den Gemeinden dienen. Nun sollen mehr Anreize zur Weiterentwicklung geschaffen. Etwa dadurch, wie bestehende Gebäude optimal und nachhaltig nachgenutzt werden, wie öffentliche Räume klimafitter werden, wie Räume für alle Generationen und Platz für Unternehmen geschaffen werden.

Mit "Starke Zentren" will das Land Steiermark Anreize schaffen, um den Gemeinden Instrumente für die Weiterentwicklung in die Hand zu geben. | Foto: RegionalMedien Steiermark
  • Mit "Starke Zentren" will das Land Steiermark Anreize schaffen, um den Gemeinden Instrumente für die Weiterentwicklung in die Hand zu geben.
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"Bereits in den vergangenen Monaten haben sich 80 Gemeinden beim Land gemeldet, mit 30 Gemeinden gibt es schon konkrete Projekte. Wir sind für die Herausforderung der Stärkung der Ortskerne nun so gut aufgestellt, dass ich überzeugt bin, dass wir gemeinsam die Trendumkehr schaffen können", sagt Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl, die zusammen mit Landesrätin Ursula Lackner sowie Gemeindebund-Präsident Erwin Dirnberger und Städtebund-Vorsitzender Kurt Wallner für die Regionalentwicklung zuständig ist. "Ortskerne sind nicht nur geografische Zentren, sondern auch das Zentrum, wo es die Wege des alltäglichen Lebens gibt", ergänzt Lackner.

Best-Practice-Beispiel aus der Schweiz

Mit "Starke Zentren" soll gemeinsam eine ressourcenschonende Herangehensweise unter Einbindung von Expertinnen und Experten sowie der Bevölkerung fokussiert werden. Dabei seien selbstredend die unterschiedlichen Strukturen der einzelnen Städte und Gemeinden zu berücksichtigen – die lokale Gemeindepolitik und -verwaltung wiederum hat es in der Hand, die Dynamik von Entwicklungsprozessen zu steuern. So weit die Theorie.

Mathias Müller, Bürgermeister von Lichtensteig präsentiert, wie die historische Stadt wieder zu neuem Leben erwachte. | Foto: RegionalMedien Steiermark
  • Mathias Müller, Bürgermeister von Lichtensteig präsentiert, wie die historische Stadt wieder zu neuem Leben erwachte.
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Wie das in der Praxis funktionieren kann, präsentiert Mathias Müller, Stadtpräsident, also Bürgermeister, der Kleinstadt Lichtensteig im Kanton St. Gallen, Schweiz. Lichtensteig wurde 2023 von der Landesregierung mit dem sogenannten Wakkerpreis für beispielhaften Ortsbildschutz ausgezeichnet. Müller referiert darüber, wie die einst prächtige historische Kleinstadt mit den Jahren ausgedünnt wurde – und wie mit einem Plan und unter Einbindung der Bevölkerung das Leben zurückkehrte. Dazu gab es unterschiedliche Entwicklungsprozesse.

Mit Erfolg: Lichtensteig konnte nicht nur die Bevölkerungsanzahl wieder stärken, auch Unternehmen sind zurückgekehrt und die Gemeinde steht finanziell mit Gewinnen besser denn je da. Obendrauf: "Es gibt Lebensqualität. Wir identifizieren uns mit unserer Stadt und tragen alle einen Teil dazu bei", sagt Müller. Abgeschlossen sei der Prozess aber noch nicht.

"Besonders von Bedeutung ist es, bestehende Gebäude wieder einer nachhaltigen Nutzung zuzuführen, den öffentlichen Raum klimafit zu gestalten und dadurch einen qualitätsvollen Lebensraum für alle Generationen zu erhalten. Orts- und Stadtkerne sollen als attraktive und multifunktionale Lebensmittelpunkte dienen und die Lebensqualität vor Ort maßgeblich stärken. Dafür ist eine Vielzahl an sozialen, ökologischen und ökonomischen Aspekten von Bedeutung."
Stefan Spindler, steirischer Ortskernkoordinator

Vorbilder in der Steiermark

In der anschließenden Podiumsdiskussion analysierten Dirnberger, Wallner und Müller gemeinsam mit Aglaée Degros (Architektin und Stadtplanerin, TU Graz), Gustav Spener (Präsident der Ziviltechnik-Kammer) und Abteilungsleiter Harald Grießer die Trends, Problemlagen und Potenziale in der Regional- und Ortskernentwicklung.

Ortskernkoordinator Stefan Spindler, Moderatorin Elisabeth Leitner, Bürgermeister Mario Abl und Bürgermeister Karl Lautner im Gespräch | Foto: Land Steiermark/Robert Binder
  • Ortskernkoordinator Stefan Spindler, Moderatorin Elisabeth Leitner, Bürgermeister Mario Abl und Bürgermeister Karl Lautner im Gespräch
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Als steirische Best-Practice-Beispiele der vergangenen Jahre wurden die Entwicklungsprozesse von zwei Städten mit völlig unterschiedlichen Herausforderungen präsentiert: Bürgermeister Mario Abl skizzierte den aktiv beschrittenen Weg des obersteirischen Trofaiach von einer Wohngemeinde hin zur Lebensmittelpunktgemeinde. Das südsteirische Bad Radkersburg hat zwar seinen Status als Zentrum eines eigenen Bezirks eingebüßt, ist aber nach der jahrzehntelangen Randlage zum Ostblock mittlerweile „ein grenzüberschreitendes Zentrum mitten im Zentrum von Europa mit vier EU-Ländern in einem Umkreis von 35 Kilometern", wie Bürgermeister Karl Lautner stolz betont.

Faktoren im Überblick

In dem langfristigen Entwicklungskonzept für starke Zentren ist eine Vielzahl an Aspekten zu berücksichtigen. Unter anderem fließen folgende Faktoren in die Erstellung des Konzepts für die Gemeinden ein:

  • Vielfältiger Wohnraum für alle Generationen, Angebote für Jugend etablieren
  • Vereinsleben im Zentrum verankern, Zentrum altersgerecht und barrierefrei gestalten
  • Temporäre Nutzungen ermöglichen, Gastgärten gestatten
  • Wasser erlebbar gestalten, Bodenversiegelung reduzieren
  • Dächer, Fassaden und Innenhöfe begrünen, hitzeresistente und schattenspendende Bepflanzung ansetzen
Großes Interesse bei der Auftaktveranstaltung in Frohnleiten | Foto: Land Steiermark/Robert Binder
  • Großes Interesse bei der Auftaktveranstaltung in Frohnleiten
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  • Parkplätze in zweiter Reihe anlegen und begrünen
  • Passagen und Innenhöfe als halböffentliche Durchgänge sichern
  • Micro-ÖV anbieten, öffentlichen Verkehr als zentrales Rückgrat der sanften Mobilität nutzen, Mobilitätsknotenpunkte errichten
  • Zentrumsrelevante kommunale Funktionen konzentrieren
  • Bestehende Flächen recyceln, Bestand aufstocken und Dachgeschosse ausbauen. Baulücken schließen
  • Bestand revitalisieren und sanieren, historische Bausubstanz revitalisieren, Fernwärme anschließen
  • Denkmäler und Kulturgüter pflegen und erhalten
  • Museums- und Sammlungsangebot schaffen und erhalten
  • Unternehmen zur Deckung des alltäglichen Bedarfs ansiedeln
  • Betriebe beraten, unterstützen und miteinander vernetzen

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