Schuhmacher & Orthopädieschuhmacher Alois Pöttler

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Wohl mehr als hundert bis an die Decke gestapelte Schuhkartons fallen mir als erstes auf, als ich den kleinen Laden des Schuhmachers Alois Pöttler in der Weizer Mühlgasse betrete. Es riecht intensiv nach Kleber und Leder.
Der 53-jährige leutselige Chef des Familienbetriebs unterhält sich hinter dem Ladentisch hervor mit einer Kundin, erläutert ihr freundlich die Arbeit, die an einem beigen Damenschuh verrichtet wurde.
"Solche Reparaturtätigkeiten", erzählt mir Alois Pöttler später, nachdem er mich nun in den hinteren Teil des Betriebes und somit in die Werkstatt geführt hat, "sind unser Hauptgeschäft. Und eben der Wander- und Bequemschuhhandel."

Bernhard Pöttler, der 21-jährige Sohn des, der nach und nach die Geschäfte seines Vaters übernehmen wird, steht im Werkraum an einer großen, fast den halben Raum einnehmenden Maschine und fräst, schleift und schneidet Halbschuhsohlen zurecht.
Leder- und Gummirohmaterial ist an den Wänden sorgsam geschlichtet, daneben, dazwischen, darüber, darunter Garne, Fäden und Stoffe, Reißverschlüsse, Knöpfe und Bänder, Gürtelleder, flache und griffige Sohlen, Nieten, Nägel und Haken. In der Mitte des Raumes ein Ständer mit rund 30 Paar Damen- und Herrenschuhen, die auf neues Futterleder, auf Sohlen und Absätze warten.
Näh-, Dehn-, Poliermaschinen und eine mehr als hundert Jahre alte Presse füllen den letzten Platz in der Kammer, dass wohl kaum mehr als zwei Handwerker hier Raum zum Arbeiten finden würden.

"Die Zeit des Schuhmachens, des Erzeugens ist in der Zeit des Großhandels vorbei", sagt der aus St. Jakob bei Hartberg stammende Alois Pöttler, der sein Geschäft in Weiz seit nunmehr 30 Jahren betreibt. "Was bleibt, sind die Reparaturen." Seine Frau Maria Pöttler leitet die Außenstelle in der Gleisdorfer Bürgergasse, in der hauptsächlich Stepp- und Näharbeiten durchgeführt werden. "Schade ist", so Alois Pöttler, "dass es auch viele große österreichische Schuhhersteller nicht mehr gibt." Selbst der typisch alpenländische Haferlschuh mit Schnalle, wie er etwa bei vielen Blaskapellen und Trachtenvereinen zu finden ist, werde seit kurzem nicht mehr in Österreich, sondern in Fernost produziert.

Pöttler junior arbeitet weiter an der großen Maschine, sein Vater nietet jetzt eine silberne Schnalle an einen breiten Ledergürtel. Während all dieser routiniert ausgeführten Tätigkeiten immer im Blick haben die beiden Handwerker den kleinen Geschäftsraum, in den am Tag rund 30 meist weibliche Kunden kommen. "Es gibt eben immer noch Marken, die qualitativ erstklassige Schuhe herstellen. Und neben einem großen Sortiment an Pflegeprodukten verkaufen wir im Geschäft hochwertige Freizeitschuhe für Damen und Herren", erzählt der Schuhmacher.

Die Schellen über der Ein- und Ausgangstür ertönen wieder, als ich den Laden der Familie Pöttler verlasse. Der Geruch von Kleber und Leder verzieht sich langsam. Was bleibt ist der Gedanke an altes Handwerk und echtes Können.

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