St. Stefan
Sensationsfund: Wohl erste Landkarte von Gratkorn entdeckt
Bei der Vorbereitung auf die Ausstellung zur erstmaligen Erwähnung der Pfarre St. Stefan in Gratkorn ist Kirchenführer Hans Preitler auf einen sensationellen Fund gestoßen – er hat wohl die erste Landkarte der heutigen Marktgemeinde entdeckt.
GRATKORN. 2023 steht in Gratkorn anscheinend unter göttlicher Fügung: Die Pfarre St. Stefan wurde 1373 zum ersten Mal schriftlich erwähnt, der Pfarrhof zählt zu den ältesten Gebäuden vor Ort. Pfarrer Ronald Ruthofer und die Pfarrgemeinderätinnen und -räte bereiten sich seit Jahresbeginn mit einem umfangreichen Programm auf das Jubiläumsjahr vor. Im Zuge dessen wurde ein besonderes Fundstück gemacht.
Mehr zu den Vorbereitungen und der Geschichte der Pfarre:
In den Büchern geblättert
"Ich hab eine Entdeckung im Diözesanarchiv gemacht, die allen Forschenden bislang entgangen ist oder als unbedeutend 'übersehen' sein mag. Es ist eine alte Landkarte von Gratkorn in den Grenzen der Pfarre St. Stefan aus dem Jahre 1782 mit Maßstab in Schritten beziehungsweise Gehstunden", erzählt Hans Preitler. Das Archiv der Diözese Graz-Seckau bewahrt viele Dokumente aus und für die Pfarren auf. Dazu gehören neben den Altmatriken – alte Tauf-, Trauungs- und Sterbebücher – Pfarrchroniken und Pfarrakten. Bei den Pfarrakten finden sich neben vielen anderen Dokumenten eben solche über die Grenzen einer Pfarre.
Unter diesen Akten zu den Pfarrgrenzen ist Preitler bei seinen Nachforschungen für die geplante Ausstellung zum Pfarrjubiläum ein grünes gefaltetes Blatt aufgefallen. Aufgefaltet war die Überraschung groß, denn dies war eine alte Landkarte der Pfarre. "Dieses Blatt war wohl bisher niemanden bei Nachforschungen aufgefallen."
Bauernhof und Nachbarpfarren
Aus heutiger Sicht ist die Karte nicht maßstabgetreu – und wurde in Schritten oder Stunden gemessen. "Der Text unten in der Spalte rechts erklärt dies: 'Maasstab von 1.500 Schritten oder 1/4tel Stund'. Zentral auf der Karte sind Pfarrkirche und Pfarrhof überdimensional aufgezeichnet, aber interessanterweise mit Details, die stimmen wie die Anzahl der Fenster am Pfarrhaus und Hauptschiff der Kirche. Hat der mit Schindeln gedeckte Kirchturm vor der Renovierung 1888 wirklich so ausgesehen?", fragt er sich.
Was auf der Karte noch zu sehen ist?
"Die Mur grenzt die Pfarre ein. Nach oben und rechts sind Grenzlinien mit den Nachbarpfarren beschriftet, wobei es ein Pfarre St. Margarethen in Peggau eigentlich nie gegeben hat, sondern dies immer eine Filialkirche von St. Martin in Deutschfeistritz war. Als Ortsbezeichnungen finden sich auf der Karte innerhalb der Pfarre viele 'Ortschaften' mit Grenzen, die nie als solche eine amtliche Rolle gespielt haben. Allerdings helfen diese bei der Datierung der Karte. Bei der Pfarrregulierung von Joseph den II. wurden Bauernhöfe auf dieser Karten 'Ortschaften', die zuvor zur Pfarre St. Veit gehörten Teil der Pfarre St. Stefan (Schrauss, Schattleiten, Rannach)."
Hans Preitler
Dies war 1782. Und das bedeutet, dass diese Karte für diese Pfarrregulierung gezeichnet worden war. Diese Karte gibt es im Originalmaßstab in der Pfarre in der Ausstellung, die am 2. Juni eröffnet wird zu sehen – neben vielen weiteren interessanten Fakten und Funden über die Geschichte von Pfarre und Ort.
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