Bürgermeister Werner Baumann zu den Plänen einer Umweltzone im Grazer Raum, zu der auch Seiersberg gehören soll: Klares Ja zu besserer Luft, aber Nein zu Autofahrerschikanen, die nichts bringen !

Näheres wird man erst im Juni 2012 erfahren, aber so viel ist jetzt schon klar: Die schwarz-grüne Rathauskoalition in Graz will im Raum Graz spätestens im Herbst 2013 mit dem Ziel der Feinstaubreduktion eine Umweltzone einführen, in der ältere Autos ausgesperrt bleiben. Für die Bevölkerung von Seiersberg und die Wirtschaft würde dies schwere Nachteile bringen. Weshalb Bürgermeister Werner Baumann die Zone eindeutig ablehnt: „Eine Farce, wenn jeder Stink-Laster auf den Autobahnen durch Seiersberg brausen darf, die Seiersberger aber ihre Autos stehen lassen müssen. Zumal es für eine Feinstaubreduktion ohnehin nichts oder nur kaum was bringt.“
Wie genau der Angriff des Grazer Bürgermeisters Siegfried Nagl und seiner grünen Polit-Partnerin Lisa Rücker mit Unterstützung der Reformpartner Voves und Schützenhöfer sowie des Umweltministers Berlakovich aussehen wird, ist noch nicht bekannt. Erst im Juni wollen sich Nagl und Rücker näher erklären:
Welche Autos vom Fahrverbot betroffen sind und wann das Verbot gelten soll. Möglich ist, dass es für Kat-lose Benziner und für Dieselautos der Euro-Abgasklassen 0, 1, 2 und 3 gilt. Da sind dann im Raum Graz und Umgebung inklusive Seiersberg an die 70.000 Autos und Lastwagen betroffen. Erfahren wird man in Juni auch, wann das Fahrverbot gelten soll. Wobei der Bogen sehr weit reicht: Entweder als am ehesten akzeptable Vernunftlösung an den Tagen, an denen die Feinstaub-Grenzwerte überschritten werden. Oder während einer längeren Periode etwa von November bis April oder vielleicht das ganzen Jahr über.
Was die Umweltzone vor allem bei einer längeren Geltungsdauer für die Bevölkerung von Seiersberg bedeuten würde, kann man sich leicht ausmalen: Pendler von und nach Graz hätten Schwierigkeiten, ihre Arbeitsstätten zu erreichen. Was auch für Studenten und Schüler gilt. Denn die Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln von anderen Gemeinden nach Graz und nach Seiersberg lässt bekanntlich sehr zu wünschen übrig.
Die Wirtschaft würde wegen ausbleibender Kunden Schaden erleiden, Zulieferungen wären erschwert. Für Seiersberg gibt es noch keine Schätzungen, wohl aber für Graz: Laut einer Studie der Wirtschaftskammer gingen 400 Umsatzmillionen und 1500 Jobs verloren.
Besitzer von Autos und LKW, die unter die Restriktion fallen, müssten einen riesigen Wertverlust ihrer Fahrzeuge in Kauf nehmen. Sie wären kaum mehr verkauf- oder eintauschbar. In Seiersberg gäbe es Hunderte Betroffene. In Seiersberg lehnen sich nicht nur Bürgermeister Werner Baumann, sondern auch die Wirtschaftstreibenden gegen die Nagl/Rücker-Pläne auf. Tenor: „Ein Schwachsinn, der nichts bringt!“ Denn überall dort, wo man derartige Umweltzonen eingeführt hat, konnte man Autofahrer erfolgreich aus den Städten vertreiben. Doch die Feinstaubwerte sind nirgends spürbar zurückgegangen, ein oder zwei Prozent waren schon das Höchste der Gefühle. Das gilt zum Beispiel für Berlin, München oder Frankfurt. Einziges Positivum war, dass der Cityverkehr zulasten des Handels reduziert wurde. Zudem dürfte sich das Feinstaubproblem wenigstens für den Autosektor ohnehin bald von selbst lösen: Die älteren Dieselautos, die Staubpartikel der Messgröße PM10 emittieren, sind bis 2020 spätestens alle ersetzt. Paradoxerweise würden Autos mit modernen Benzinmotoren, die die ultrakleinen Partikel der Mess größe PM2,5 und PM1,0 ausstoßen vom Fahrverbot nicht betroffen sein, dabei werden von Medizinern vor allem diese als besonders gefährlich eingestuft. Doch den Grazern zum Trost: Innerhalb von zwei Jahren, so die Meinung beim Grazer Motorenspezialisten AVL List, soll dieses Problem bei den neuen Benzinern beseitigt sein. Zu einer Zeit also, zu der die Nagl-Umweltzone erst anlaufen soll.Weil die Zone den Autofahrern nur Ärger, der Umwelt aber keine Vorteile bringt, sind die Stellungnahmen von steirischen und Grazer Körperschaften und Interessenvertretungen klar negativ.
Die Arbeiterkammer spricht sich ebenso dagegen aus wie die Wirtschaftskammer, die Industriellenvereinigung sagt gleichermaßen Nein wie der ÖGB. ÖAMTC und ARBÖ lehnen die Zone als nutzlose Autofahrerschikane ab. Auch die Politik ist zum Teil dagegen, so etwa die Grazer SPÖ, die FPÖ oder das BZÖ. Was aber nicht heißt, dass die genannten Institutionen gegen die zeitweise „dicke Luft“ im Raum Graz nichts unternehmen möchten. So empfiehlt man, dass Nagl und Rücker Druck hinter den Ersatz der etwa 10.000 Feststoffheizungen in Graz durch Fernwärme machen. Die Kohle- und Holzheizungen wirken im Winter als größte Feinstaubschleudern. Der Fernwärmeanteil bei den privaten Heizungen ist in Graz zwar in den letzten Jahren von 15 auf 38 Prozent gestiegen, doch besteht weiter ein enormer Nachholbedarf. In Seiersberg etwa hat man diese Hausaufgabe bereits gemacht, da beträgt der Anschlussgrad bei Privathaushalten 70, bei Unternehmen fast 100 Prozent.
Welche Verbesserung man mit dem Heizungsumstieg erreichen kann, haben Experten ausgerechnet: Allein der Ersatz von 356 Ofenheizungen in Graz durch Fernwärme hätte den gleichen Effekt wie die ganze Umweltzone. Und das wäre unvergleichlich billiger! Verbesserungen müsste es auch bei der Verminderung der Industrieabgase und beim öffentlichen Verkehr geben. Zu steigern wäre auch die Nutzung von Solarenergie, Wohnanlagen müsste man wirksamer wärmedämmen. Alles Maßnahmen, die in Seiersberg seit Jahrzehnten gesetzt werden. Alternativenergieförderungen, Unterstützung bei der Umsetzung und vieles mehr.
Dabei war unsere Gemeinde schon seit jeher auf dem richtigen Weg. Altbürgermeister Breithuber erinnert sich, dass seitens der Gemeinde gegenüber dem Fernwäreanbieter sogar eine Haftungsgarantie für die Anbindungskosten übernommen wurde.
Rund 700.000 Euro wurden für Gedersberg, Seiersberg und Neuseiersberg damals seitens der Gemeinde sichergestellt. Diese wurden aber nie fällig, da sich entgegen den Bedenken der Betreiber durch attraktive Fördermodelle der Gemeinde Hunderte Seiersbergerinnen und Seiersberger für die billigere und umweltfreundlichere Fernwärmevariante entschieden. Zu dieser Zeit wurde in Grazer „Schwedenöfen“ noch kräftig und bedenkenlos eingeheizt.
Es ist einfach nicht einzusehen, warum jetzt auch Seiersbergerinnen und Seiersberger, dafür büßen und über den Wertverlust ihrer Autos zur Kasse gebeten werden. Dabei kann sich doch nicht mal der Autohandel in der Umgebung freuen, denn wer sein Auto nicht hier verkaufen kann, weicht auf umliegende Händler aus und wird vermutlich auch dort kaufen.
Zu untersuchen wäre weiters die Frage des Feinstaub-Importes. Nicht nur, dass die zahlenmäßig stark gestiegenen Transit-Fahrzeuge aus dem Osten, die oft unseren Abgasnormen nicht entsprechen, unsere Feinstaubbilanz verschlechtern, auch Luftverfrachtung trägt dazu enorm bei. Darauf wäre die EU hinzuweisen, sollte Brüssel tatsächlich die Einführung einer Zone in Graz verlangen, wie von den Grünen behauptet wird.
Umfragen haben ergeben, dass die Grazer Bürger die Umweltproblematik anders sehen als die schwarz-grünen Stadtpolitiker: 60 Prozent haben sich gegen die Zone ausgesprochen, nur 35 Prozent waren dafür. Auch Bürgermeister Werner Baumann ist für Einbindung der betroffenen Bürger, sollte die Sache im Juni nach Präsentation der Nagl/Rücker-Pläne wirklich ernst werden: „Natürlich fragen wir die Seiersberger Bürger zu diesem Problem.Überfahren lassen wir uns von Graz weder mit der Eingemeindung noch mit dieser unsinnigen Umweltzone. Graz sollte in Sachen Umwelt zuerst vor der eigenen Tür kehren. Wir sind für eine Verbesserung der Luft, aber gegen eine Schikane.“

Wo: Gemeindeamt, Feldkirchner Straße 21, 8054 Seiersberg auf Karte anzeigen
Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Der Muttertag ist ein besonderer Tag, an dem wir die bedingungslose Liebe und Fürsorge unserer Mütter feiern und ihnen für ihre Rolle in unserem Leben danken. | Foto: ChristArt - Fotolia

Wir wünschen alles Gute zum Muttertag!

Am 12. Mai ist Muttertag! Die schönste Gelegenheit um unseren Müttern für alle ihre Liebe, Fürsorge, Geduld und Opferbereitschaft zu danken und ihre wichtige Rolle in unserem Leben zu würdigen!  GRAZ-UMGEBUNG. Mit ihrer Umarmung kann sie selbst den größten Schmerz heilen, dank ihrer Ratschläge und ihrem offenen Ohr lösen sich Probleme viel schneller, ihrer Geduld und Fürsorge ist es zu verdanken, dass man selbst nach einem miesen Tag wieder lächelt. Die Liebe einer Mama ist bedingungslos und...

  • Stmk
  • Graz-Umgebung
  • PR-Redaktion
Anzeige
Spielbetrieb ab Juni am neuen Beachvolleyball-Platz in der Gemeinde Haselsdorf-Tobelbad. Das freut auch Ortschef Hubert Holzapfel. | Foto: MeinBezirk.at
3

Ortsreportage Haselsdorf-Tobelbad
Nicht nur der Beachvolleyball-Platz ist neu

Es geht rasant dahin: Neuer Beachvolleyball-Platz, Straßen und Gehsteig-Sanierungen und Glasfaserausbau. HASELSDORF-TOBELBAD. In Zukunft wird es noch schneller in der Gemeinde Haselsdorf-Tobelbad. Die Rede ist vom Internet, denn der Glasferausbau in der Kommune steht so gut wie in den Startlöchern. Knapp 200 Interessierte kamen zu der Bürgerversammlung, in der das Projekt von A1 näher beschrieben wurde. Bis zu 93 Prozent der Bevölkerung können mit diesem Hochleistungs-Internet und nach...

  • Stmk
  • Graz-Umgebung
  • WOCHE Graz-Umgebung

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.