Interview
Über die Kunst, sich richtig zu versichern

- Wolfgang Flucher ist seit fast 20 Jahren als selbständiger Versicherungs- und Vermögensberater tätig. Aus der Erfahrung von tausenden abgewickelten Versicherungsfällen weiß er, worauf man im Fall des Falles achten muss.
- hochgeladen von Helmut Römer
Gut versichert zu sein, beruhigt. Allerdings fällt es einem in der Fülle der Angebote nicht leicht, den Überblick zu wahren. Der Versicherungs- und Vermögensberater Wolfgang Flucher erklärt im Gespräch, worauf es beim „richtig-versichern“ ankommt.
Auf was sollte man bei Versicherungen achten?
Wichtig ist, die Versicherungen den Lebensverhältnissen anzupassen. Als Student brauche ich beispielsweise einen anderen Basisschutz wie als Single, als junge Familie oder als Senior. Versichern kann man in Österreich fast alles, was einen Wert hat, von einzelnen Privatkunden über Firmen wie Tischlereien oder Werkstätten bis zu ganzen Schlössern. Um da den Überblick zu behalten, empfiehlt es sich in jedem Fall, einen Profi zu Rate zu ziehen.
Dabei hilft einem der Versicherungsberater?
Ja, als Makler arbeite ich mit verschiedenen Versicherungen zusammen. Die Aufgabe ist nun, die beste Lösung für die jeweilige Anforderung zu finden. Und dann gibt neben den unterschiedlichen Leistungsumfängen auch noch weitere Möglichkeiten wie spezielle Rabatte und dergleichen.
Was tue ich konkret, wenn ich einen Schadensfall habe?
Wesentlich ist, alles zu dokumentieren, am besten per Foto. Manche vergessen darauf und geben schon vorher den Auftrag zur Reparatur. In diesen Fällen wird es dann schwierig. Es gibt tatsächlich auch Fälle, wo sich nicht auf den ersten Blick erschließt, ob bzw. welche Versicherung für den Schaden aufkommen muss.
Bitte um Beispiele …
Was passiert etwa, wenn durch einen Sturm verursacht ein Baum auf den Zaun vom Nachbarn und auf dessen Auto fällt? Zahlt nun die Haftpflichtversicherung vom Baumbesitzer?
Nein, zumindest, wenn der Baum gesund war. Dann gilt das als Sturmschaden und die Hausversicherung des Nachbarn zahlt den Schaden an dessen Zaun und den Schaden am Auto dessen Kaskoversicherung. Falls er keine Kasko hat, schaut der Nachbar buchstäblich durch die Finger.
Und wenn der Baum nicht gesund war?
Anders sieht es aus, wenn der entwurzelte Baum schon krank und morsch war – und er deshalb umgefallen ist. Dann kommt die Grundstücks-Haftpflichtversicherung des Baumbesitzers zum Tragen. Wenn nun der Baum durch eine professionelle Firma geschnitten wurde und dennoch umfällt, könnte man die Firmenhaftpflicht der Firma bzw. gegebenenfalls die Haushaltsversicherung heranziehen.
Es kommt also ganz auf den Einzelfall an?
Ja. Ein anderes Beispiel: Was passiert, wenn man am Auto einen Anhänger hat, und dieser dann durch einen zu engen Kurveneinschlag das eigene Auto beschädigt? In diesen Fall gilt das als Eigenschaden, weil das Auto zusammen mit dem verbundenen Anhänger rechtlich als eine Einheit gilt.
Fazit: Bei einem Versicherungsfall ist es immer wichtig, sich professionellen Rat zu holen. Oft geht es um kleine Details, wie eine ordentliche Schadensmeldung zu verfassen und alles zu dokumentieren.
Eine letzte Frage: Was reizt Sie an dem, was Sie tun?
Es ist ein Job, wo jeder Tag anders ist. Man ist gleichzeitig Problemlöser und Ermöglicher für die Kunden. Und es ist ein unheimlich befriedigendes Gefühl, wenn man einem Kunden beziehungsweise einer Kundin in einer Notlage helfen kann. Aus naheliegenden Gründen habe ich mir deshalb auch das Motto „Flucher statt fluchen“ gegeben.
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