"Richtige Medizin begleitet die Patienten"
Im Einklang: Für Dr. Andreas Thumfart, Gratkorn, hängt Gesundheit mit Harmonie von Körper, Geist und Seele zusammen.
Andreas Thumfart: Aus meiner Sicht liegt die zunehmende Zuwendung zu integrativen Heilmethoden darin begründet, dass die Schulmedizin sich immer mehr und mehr dem Detail, dem kleinsten Punkt in der Gesamtgleichung des Menschen und dessen Gesundheit zuwendet. Dabei ist es eben diese Gesamtheit von Körper, Geist und Seele, die eine wahre Gesundwerdung und Gesunderhaltung überhaupt erst möglich macht. Die unglaublichen Errungenschaften der Medizin der letzten Jahrzehnte suggerierten den Menschen, dass sie Raubbau mit ihrem Körper und ihren Ressourcen betreiben können, sich nicht um Gesunderhaltung, worum es auch in der integrativen Medizin geht, kümmern müssen. Lange Zeit funktioniert es auf die Weise, dass man zur Symptombekämpfung zum Arzt geht, eine schnelle Spritze oder Tablette bekommt, die natürlich die Beschwerden lindert oder in Einzelfällen auch behebt. Allerdings wird die Ursache dadurch nicht wirklich behoben, sondern nur an der Oberfläche therapiert und die Probleme finden ihren Weg zurück.
Das innere Gleichgewicht ist eine leider zu häufig sentimentalisierte Sichtweise der Dinge. Für die Gesundwerdung ist die Harmonie von Körper, Geist und Seele unabdingbar – eine ganzheitliche Sichtweise. Die Aufgabe des Arztes ist hier, den Patienten an dem Punkt abzuholen, an dem er steht, und in die richtige Richtung zu leiten. Gehen muss der Patient jedoch selbst – und das ist oftmals das Problem. Wie es so schön heißt: Vorsicht ist besser als Nachsicht. Dies hat meines Erachtens den wichtigeren Stellenwert als das Bekämpfen von etwas, das eigentlich schon gar nicht hätte auftreten müssen oder dürfen.
Wie schon erwähnt ist der Drehangelpunkt in jeder Therapie die Harmonisierung von Körper, Geist und Seele. Der Körper ist ein Spiegel unserer Seele und der Geist formt ihn. Der ganzheitliche Mediziner sieht und erkennt diese Zusammenhänge und wird nach Möglichkeit versuchen, mit dem Patienten gemeinsam eine Lösung und einen Weg zu finden.
Ja, die gibt es! Und zwar ist das die individuell auf den Patienten maßgeschneiderte Therapie, die ihn genau an dem Punkt abholt, an dem er gerade steht. Jedoch nicht nur medikamentös. Dass das oftmals ein langer Weg sein kann, liegt in der Natur der Sache. Jahrelanger Raubbau mit dem Körper kann nicht innerhalb weniger Tage wieder aufgehoben werden. Die richtige Medizin begleitet den Patienten auf seinem Weg.
Ich würde gar nicht sagen, dass die asiatischen Heilkünste den europäisch traditionellen Heilkünsten per se überlegen sind. Oftmals ist es sogar wichtig, die Prinzipien der asiatischen Kunst zu verfolgen, aber Präparate aus unserem geografischen und kulturellen Kreis zu nutzen. Bei mir hat das wohl auch damit zu tun, dass ich mich seit fast 30 Jahren in den asiatischen Kampfkünsten bewege. Hier war es schon immer Tradition, und ist es noch heute, dass der Schüler zuerst lernt, seinen Körper und Geist unter Kontrolle zu bringen. Zuerst also der "Kampf im Innen"“ und dann erst der "Kampf im Außen".
Ich versuche, meinen Patienten als gutes Beispiel voranzugehen – man sollte nichts predigen, was man nicht selbst aus tiefster Überzeugung auch lebt! Ein tägliches Stabilisierungs- und Mobilisierungstraining von etwa zehn Minuten, moderater Ausdauer- und Kraftsport drei- bis viermal die Woche; eine ausgewogene, gesunde Ernährung, Aufnahme von ausreichend Flüssigkeit. Und in meinem Fall das tägliche Training im Ving Tsun Kung Fu.
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