Zur Maiandacht in die Hubertuskapelle
Mitten im Wald, in der Hinteren Freßnitz, steht die Hubertuskapelle der Jagdgesellschaft Gratkorn. Etwa zwei Kilometer nach dem Gasthaus Höchwirt wandert man rechts die Forststraße hinauf zu einem idyllischen Platz inmitten von Fichten, Lärchen, Buchen und Eichen. Am 28. Mai lädt die Jagdgesellschaft bei der Kapelle zu einer besonderen Maiandacht, die musikalisch von den Jagdhornbläsern und der Thomabauer-Musi umrahmt wird. Beginn ist um 14.00 Uhr.
„Die Hubertuskapelle haben wir Jäger als Dank dafür errichtet, dass während der 50 Jahre des Bestehens der Jagdgesellschaft tragische Unfälle ausgeblieben sind“, blickt Max Preitler auf den Bau vor zehn Jahren zurück. Der Jagdgesellschaft gehören 37 Jagdpächter an; die Kapelle steht in Preitlers Revier auf Thomabauer-Grund. Dieser Platz war einst eine Lacke, wo Halterbuben eine Tränke für ihre Tiere fanden und Schweine nach Bucheckern und Eicheln gegraben haben. Das ist schon lange her und die Wasserlacke längst ausgetrocknet. Preitler bringt in trockenen Sommern jetzt das Wasser zu kleinen Tümpeln hin.
„Mein Vater war Bauer und wir fünf Buben zu Hause. Nur jeweils einer von uns durfte mit ihm auf die Jagd, denn zu zweit hätten wir wohl zu viel gekeppelt“, schmunzelt Preitler. „Macht’s euch das selber aus, sagte mein Vater, denn wenn gestritten wird, geht keiner mit“. Von ihm hat er das Fährtenlesen (Fußabdruck der Tiere) erlernt, die Gesetze der Natur und das Werden und Vergehen in den Jahreszeiten. „Wir haben Pfeiferl geschnitzt und Hollerbüchsen gemacht, die haben einen ordentlichen Tuscher abgegeben. Von oben auf der Rannach zeigte der Vater den Buben den wunderbaren Blick über ganz Gratkorn und das Reiner Becken bis hin zur Koralpe.
Ein Handy haben wir nicht braucht, hat ja nicht einmal ein Telefon gegeben“, erzählt Preitler. Wenn die Mutter die Buben mit der Brotzeit nachgeschickt hat, da wusste man auch ohne Telefon und Navi, wo der Vater sich befand. „Jede Wiese hat hier einen Namen, der seit Generationen mündlich weitergegeben wird“, sagt Preitler. Jetzt will er das Stoakögerl, die Oachleitn, die Wolfgruabn und die Vielzahl der Bezeichnungen in eine Karte eintragen, um die Namen der Nachwelt zu erhalten.
„Ich bin so gern in der Natur, ich geh‘ fast jeden Tag in mein Revier“, sagt Preitler, der nach der Landwirtschaftslehre in der Papierfabrik Sappi arbeitete und inzwischen seine Pension mit Gattin Rosina genießt. Sie wird für die Maiandacht gut 30 Liter Wildgulasch nach altem Rezept kochen, damit nach dem Maibeten niemand hungrig den Heimweg antreten muss.
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