100 Jahre Republik: Rückschläge und Lichtblicke in GU

Heilstätte Enzenbach: Während und nach dem Krieg kümmerte man sich hier um jene, die Hilfe dringend benötigten. | Foto: LKH Hörgas-Enzenbach
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  • Heilstätte Enzenbach: Während und nach dem Krieg kümmerte man sich hier um jene, die Hilfe dringend benötigten.
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Am Mittwoch, dem 22. November 1916, verkündete die Wiener Mittagszeitung (s. Bilder) den Tod des Kaisers Franz Joseph I. mit den Worten: "Vorgestern erschien der neue päpstliche Nuntius beim Kaiser und überbrachte ihm den päpstlichen Segen. Er entschlief sanft, ohne jeden Todeskampf." Des Kaisers Ableben leitete die Auflösung der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie ein. Zwei Jahre danach wurde mit dem Ende des Ersten Weltkrieges die Republik Deutschösterreich ausgerufen – in Graz etwa vor 20.000 Menschen am heutigen Freiheitsplatz.

Neue Gemeindestruktur?

Und dies blieb nicht ohne Auswirkungen auf die Demografie, Wirtschaft und das Leben der Menschen auch für den Bezirk Graz-Umgebung. Das zeigte sich etwa in der Überlegung, Graz mit dem Umland zu fusionieren. Die Stadt wollte sich mit GU-Gemeinden wie Kainbach oder Hart vergrößern. Nachdem "Groß-Graz" allerdings auf Widerstand stieß, unternahm die Stadtverwaltung 1918 Versuche, in verschiedenen Bereichen wie der Wasserversorgung, dem Verkehrs- und Bauwesen Zweckverbände mit den Umlandgemeinden zu bilden.

Schwere Zeiten für GU

Ob eingegliedert oder nicht, Graz-Umgebung hatte mit den Folgen des Krieges zu kämpfen. Hunger, Arbeitslosigkeit und Krankheiten überschatteten die ersten Jahre des Neubeginns im Bezirk: So kam zum Beispiel die Milchzufuhr für die ländlichen Regionen beinahe zum Stillstand, Gratkorn konnte Zwangsablieferungen nur entgegenwirken, indem die Gemeinde ihre Kirchenglocken einschmolz und in St. Pankrazen schloss der Bezirksarzt die Schule, weil die Spanische Grippe die Schüleranzahl drastisch minimierte.

Internierungslager Thalerhof

Noch bis heute wird besonders Feldkirchen mit einem dunklen Kapitel dieser Zeit in Verbindung gebracht. Wo heute unbeschwert in den Urlaub geflogen wird, waren bis 1917 rund 30.000 Männer, Frauen und Kinder aus Osteuropa in das k.k. Internierungslager Thalerhof deportiert worden. Ihnen wurde "Russenfreundlichkeit" und Spionage vorgeworfen. Bis 1918 waren wiederum 5.000 russische Kriegsgefangene untergebracht, die Zwangsarbeit in der Weststeiermark leisten mussten. Dieser Tage erinnern die Lagerstraße und der Karner in Feldkirchen an das Schicksal der ruthenischen Minderheit.

Aufbauen und Anpacken

Aber auch die Hoffnung auf eine bessere Zeit war bei den Menschen im Grazer Umland vorhanden. Der Wille, etwas aufzubauen und zusammenzuhalten, zeigte sich in den Gemeinden unterschiedlich: So hat Hauptmann Anton Schreiber die Freiwillige Feuerwehr Frohnleiten zur bestausgerüsteten im gesamten Bezirk gemacht, während der Nervenarzt Eduard Miglitz den Kurbetrieb in Laßnitzhöhe trotz schwerer Stunden wirtschaftlich am Leben hielt.
Dank der Guggenbacher Papierfabrik wurde die Lokalbahn Peggau–Übelbach ausgebaut, die zum Aufschwung des Güterverkehrs 1919 beitrug. Die Krankenkasse der Österreichischen Bundesbahnen kaufte das ehemalige Parksanatorium Feiler und sorgte ebenso für wirtschaftlichen Aufschwung in Gratwein-Straßengel. Bereits während des Krieges wurden in Hörgas und Enzenbach zusätzliche Unterkünfte für Soldaten errichtet, 1918 wurden hier schon Frauen geheilt, kurze Zeit darauf entstand die Kinderstation.

Wir suchen Fotos, Ideen, Rezepte und Co.

Im Rahmen unserer sechsteiligen WOCHE-Serie "100 Jahre Republik in unserem Bezirk" lassen wir regionale Geschichte für Sie ausführlich Revue passieren. Für den weiteren Verlauf der Berichterstattung rufen wir nun Sie, liebe Regionauten und Leser auf, uns Bilder und Rezepte zu senden. Zunächst sind wir auf der Suche nach Bildmaterial von "Zeitzeugen" bzw. Stätten der Monarchie – heißt Straßennamen, Plätze oder Gebäude, die mit jener Zeit verbunden sind. Des Weiteren freuen wir uns über Fotos von Straßennamen und Plätzen, die Helden der Republik gewidmet sind.
Auch ein ausführlicher Blick auf die kulinarischen Aspekte kommt in unserer Serie selbstverständlich nicht zu kurz. Wir suchen deshalb "historische" Kochrezepte, nach denen in Graz und Umgebung schon vor 100 Jahren gekocht worden ist.
Laden Sie einfach unter meinbezirk.at/100jahre-republik ihre Fotos und Rezepte oder auch Erinnerungen hoch und werden Sie so ein Teil unserer Serie zum 100-jährigen Bestehen der Republik.

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