Zwischen Party und Preiserhöhung
So lebt es sich im Studentenwohnheim
In den letzten zehn Jahren ist der Sektor Studentenwohnheim stark gewachsen und auch die Bedürfnisse der Studierenden haben sich verändert. Aktuell bereiten den Heimbetreibern zwar die hohen Energiekosten Sorgen, langweilig wird ihnen mit ihren studentischen Bewohnerinnen und Bewohnern aber jedenfalls nicht.
GRAZ. Knapp 60.000 Studierende zählt die Stadt Graz, die alljährlich nach den Sommer- und Semesterferien wieder in ihre Studienheimat zurückkehren und diese beleben. Ein Gutteil derer wohnt im Studentenwohnheim. MeinBezirk.at hat sich erkundigt, wie es sich dort eigentlich so lebt.
Starke Nachfrage
In den letzten zehn Jahren hat das Angebot an Wohnheimen für Studierende stark zugenommen. Deren Aufbau orientiert sich jedoch immer mehr an normalen Wohngemeinschaften bzw. Wohnungen. Um den veränderten Bedürfnissen der Bewohnerinnen und Bewohner zu entsprechen, geht der Trend daher weg von gemeinsam genutzten Stockwerkküchen und hin zu kleineren Einheiten, wobei Ein- und Zwei-Personen-Wohnungen am häufigsten nachgefragt werden.
Insgesamt ist nach zwei schwächeren Corona-Jahren die Nachfrage nach Plätzen im Studentenwohnheim wieder sehr hoch. Vonseiten des gemeinnützigen Studentenheimträgervereins SFS nimmt man zudem seit Beginn des Krieges in der Ukraine und der steigenden Inflation eine deutliche Zunahme des Bedarfs wahr, die auf ein allgemeines Unsicherheitsempfinden zurückgeführt wird. Je nach Standort und persönlicher Wunschvorstellung können die Plätze für das Wintersemester demnach bereits im April oder Mai ausgebucht sein.
Kein Strompreis-Deckel für Wohnheime
Die steigenden Energiekosten bescheren den Heimträgern aber nicht nur zusätzliche Interessentinnen und Interessenten, sondern stellen sie auch vor die Notwendigkeit, ihre Preise anzupassen. Im Falle der vom SFS betriebenen "greenbox"-Häuser erfolgte eine solche außertourliche Anpassung der Energiekosten bereits im Sommer. Angesichts der Vervielfachung des Strompreises könnte allerdings bald eine zweite Erhöhung drohen, zumal Studentenheime nicht von der Deckelung des Strompreises profitieren.
Ebenso wie auch in Alters- oder Pflegeheimen gibt es pro Haus nämlich nur einen Zählpunkt, weshalb der festgelegte Verbrauch von 2.900 Kilowattstunden (kWh) weit überschritten wird. Da Studentenwohnheime zudem wie Industriebetriebe behandelt werden, kommt auch der Zuschuss von 30 Cent pro kWh nicht zum Tragen, wie vonseiten des SFS erklärt wird. Gleiches gilt für den Energiekostengutschein in der Höhe von 150 Euro, den die studentischen Bewohnerinnen und Bewohner nicht erhalten haben, weil die Stromverträge nicht auf ihren Namen laufen.
Glühbirne wechseln will gelernt sein
All diesen Herausforderungen zum Trotz läuft der alltägliche Betrieb in den Wohnheimen munter weiter und sorgt manchmal auch für ein Schmunzeln bei den zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die beobachten können, wie junge Menschen zum ersten Mal eigenständig wohnen.
Dementsprechend stellen Feuerwehreinsätze wegen verbranntem Kochgut keineswegs eine Seltenheit dar und auch verzweifelte Anfragen, wie eine Glühbirne gewechselt oder ein Bild aufgehängt wird, gehören zum Alltag. Manche Überraschung erleben die Heimbetreiber aber auch beim Auszug vormaliger Bewohnerinnen und Bewohner, wenn Wohnungen unordentlich hinterlassen werden oder Zimmer unbemerkt deckenhoch schwarz gestrichen wurden. Die breite Masse verhalte sich allerdings durchaus vorbildlich, betont man vonseiten des SFS, weshalb diese Ausreißer um so mehr in Erinnerung bleiben.
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