Gegen die Angst vor dem Fremden

Foto: bilderbox.com

Ein Youtube-Video geht gerade um die Welt: Ein bekannter deutscher Rapper fragt einen 4- jährigen im Interview: „Du, sind in deinem Kindergarten auch Flüchtlinge?“ Darauf antwortet der 4-jährige Knirps: „Nein, da sind nur Kinder.“ Unsere Kinder scheinen mit den Neuankömmlingen in Eu-ropa kein Problem zu haben, schon eher wir.
Oft denkt man: Aber macht das Fremde nicht auch Angst? Wir denken an menschliche Urängste etwa an das sogenannte Fremdeln. Hierbei gilt: Fremdeln ist ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung unserer Kinder. Es signalisiert, dass ein Kind beginnt in Bezug auf seine Umwelt Unterscheidungen zu treffen.

Die Welt entdecken
Die andere Seite ist unsere Neugierde: Wir sind dazu gemacht die Welt zu entdecken. Mit anderen, also mit jenen, die nicht gleich sind wie wir, Kontakt zu schließen. Das ist ein neurobiologisches Programm. Hier sind wir Eltern gefragt Sicherheit und Rückhalt zu geben, damit Begegnung möglich ist.
Rassismus und Ausländerfeindlichkeit versuchen, genau hier an den menschlichen Urängsten vor Verlust der Integrität und Zugehörigkeit, anzusetzen: Das Fremde sei schuld daran, dass wir unsere Bedürfnisse nicht befriedigen können. Es werden Feindbilder kreiert, die besagen: Der andere will uns die Existenz rauben. Leider ist auch die jüngere Geschichte voll von solchen Beispielen.

Extremismus
Psychologie, Soziologie und Pädagogik sind sich einig: Solche Geisteshaltungen haben noch nie zum Glück und Wohlbefinden der Menschheit beigetragen. Sie ermöglichen höchstens die schamlose Bereicherung einiger Gruppen. Sie sind – sei es im rechtsextremen Gedankengut in Europa oder im extremistischen Gedankengut des IS – immer der Nährboden für menschliches Elend. Unsere Verantwortung ist es, hier gemeinsam und individuell der Panikmache einen Riegel vorzuschieben.
Also gilt es: Die Chancen für neue Begegnungen und Erfahrungen nutzen anstatt aus- und abzugrenzen. Denn Letzteres sorgt für Angst, Schmerz und Aggression. Wie die Positive Psychologie zeigt, ist das auch der Schlüssel zu mehr persönlichem Wohlbefinden: aufeinander zugehen und sich unterstützen.

Tipps für Eltern
So können Sie Kinder im Umgang mit neuen, anderen Menschen unterstützen.
1. Checken Sie einmal, wie viel persönlichen Rückhalt Sie selbst haben und wie sich dieser Rückhalt auf Ihre Möglichkeiten auswirkt, mit anderen Kontakt aufzunehmen. Suchen Sie bitte die wohlwollende Begegnung mit ihrem Nächsten.
2. Geben Sie Ihrem Kind ausreichend Rückhalt. Dies ist die Basis, um Neues zu entdecken und zu genießen.
3. Öffnen Sie sich selbst gegenüber dem Anderen, Neuen und erkunden es. Beteiligen Sie Ihre Kinder daran.
4. Suchen Sie den Dialog mit anderen. Führen Sie Ihr Kind im Alltag schrittweise an unbekannte Kulturen heran. Kochen Sie etwa irgendwann einmal ein syrisches Süßgericht. Hören oder singen Sie mit Ihrem Kind afrikanische Lieder.
5. Laden Sie Menschen aus anderen Ländern zu sich nach Hause ein, mit Maß und Ziel.
Das ist der Nährboden auf dem ein fruchtbarer Dialog entstehen kann. So können wir die Geschehnisse unserer heutigen Tage mit unseren Kindern für die Potenzierung unserer Potenziale nutzen anstatt uns ängstlich abzuschotten.

DER EXPERTE
Dr. Philip Streit ist Psychologe, Psychotherapeut und Lebens- und Sozialberater.
Seit 20 Jahren leitet er das „Institut für Kind, Jugend und Familie“ in Graz, das größte Familientherapiezentrum der Steiermark.
Kontakt: www.ikjf.at oder perTel.: 0316/77 43 44
Jede Woche beantwortet er in der „WOCHE“ eine Frage rund um Erziehung und Beziehung.

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