„Kinder sollen die Stadt mitgestalten“

Seit Montag ist er „im Amt“: Als Geschäftsführer des Kinderbüros ist der Grazer Wolfgang Pfeifer Lobbyist für Kinder und Jugendliche. Was wollen Sie für Kinder in Graz verbessern?
Wolfgang Pfeifer: In Zeiten der Einsparungen darf die Situation nicht schlechter werden – das ist leider nicht selbstverständlich. Es werden auch immer mehr Freiräume verbaut. Ein wichtiges Thema ist zudem die Kinderarmut: In Österreich leben ca 270.000 Kinder an der Armutsgrenze. Auch sie haben ein Recht auf Freizeit, aber immer mehr Aktivitäten kosten Geld. Sie können vieles nicht machen. Als Lehrer an einer Schule in Eggenberg habe ich erlebt, dass es soziale Brennpunkte gibt. Auf die Frage, was Kinder in den Ferien erleben, sagen viele: Nichts!

Heißt das: Es braucht mehr Gratis-Angebote für Jugendliche?
Ja und günstigere. Ein Beispiel ist die Auster: Für Schüler kostet der Eintritt 4,80 Euro. Ein Plus sind in Graz die 15 Jugendzentren, aber das Angebot ist ausbaufähig.

Gewinnt das Thema Migrationshintergrund hier an Bedeutung?
Ja, wir wollen gute Bedingungen für alle Kinder und Jugendlichen in Graz. Unter den Kindern selbst spielt es aber zum Glück kaum eine Rolle, woher wer kommt. Das habe ich in einer Klasse mit 22 Schülern und 11 Muttersprachen gesehen.

Sie waren Lehrer. Welche Note geben Sie Graz in puncto Kinderfreundlichkeit?
Eine Zwei. Es gibt eine Kultur, in der Kinder und Jugendliche Platz haben, das zeigen Einrichtungen wie das Kinderbüro oder Kinderfilm- und Theaterfestivals. Man muss Kinder aber mehr in die Gestaltung der Stadt einbinden.

Ein Thema, dem Sie sich widmen wollen, ist das Wohnen. Was muss sich ändern?
In Siedlungen gibt es immer weniger Platz zum Spielen, das schafft Probleme. Als Mediator habe ich auch in vielen Streitfällen vermittelt. Man muss Kinder in die Planung von Siedlungen einbinden – zu gleichem Anteil wie Erwachsene.
Man könnte provokant sagen: Kinder sind noch keine fertig entwickelten Menschen. Sie können Folgen nicht wie Erwachsene abschätzen.
In ihrem Lebensbereich sind Kinder fertige Menschen. Außerdem sollen sie ja nicht beim Bau des Semmeringbasistunnels mitreden, sondern bei Spielplätzen, die sie selbst betreffen. Nur weil Erwachsene einmal Kinder waren, wissen sie nicht automatisch, was Kinder brauchen.

Sie haben mit Kindern in Weiz und Gleisdorf Jugendzentren geplant. Was haben Sie gelernt?
Eine Regel lautet: Die Mitsprache der Kinder kann so weit gehen, so weit sie Verantwortung übernehmen können. Kinder sind demokratiefähig. Sie können altersgemäße Entscheidungen treffen und Verantwortung tragen. Das muss man ihnen zumuten. Man kann mit ihnen vereinbaren, dass Fußballspielen erlaubt ist, aber nur von 14 bis 18 Uhr. Natürlich muss man die Entscheidungen der Kinder auch ernst nehmen.

Als Kinderbüro sind Sie eine Lobby. Was können Sie bewirken?
Ich werde mich bei Verantwortlichen für mehr Kinderbeteiligung einsetzen und zeigen, welche Schritte wichtig sind. Wir arbeiten mit Kindern zusammen und erheben ihre Bedürfnisse: Beim Wohnen, im Verkehr – im gesamten Lebensraum. Und diese Kompetenz wollen wir einbringen. Wir haben etwa auch bei der Gestaltung des SOS-Kinderdorfes mitgewirkt. Wir werden wertgeschätzt und von mehr als 50 Kinder- und Jugendvereinen getragen – von Jugend am Werk bis zu Fratz Graz.

Als Kind waren Sie in der Jung-schar aktiv. Ihre Erinnerungen?
Ja, ich bin behütet aufgewachsen, war auf Jungscharlager und habe dann selbst eine Gruppe geleitet. Ich habe erlebt, wie gut so eine Gemeinschaft funktionieren kann.

ZUR PERSON
Wolfgang Pfeifer
wurde am 19. März 1971 in Weiz geboren und lebt seit 15 Jahren in Graz.
Er studierte Mathematik, Bildnerische Erziehung und Pädagogik.
Als Lehrer unterrichtete er an der NMS Algersdorf in Graz.
Er arbeitete als Mediator, hat Jugendzentren in Weiz und Gleisdorf mitaufgebaut und war Bildunsgreferent bei der Katholischen Jungschar.
Seit 24. Februar ist Pfeifer der neue Geschäftsführer des Kinderbüros. Er folgt Bernhard Seidler nach.

DAS KINDERBÜRO

Als Interessensvertretung für Kinder und Jugendliche wurde das Kinderbüro im Jahr 1998 gegründet.

Der Verein ist beispielsweise in folgenden Themenfeldern aktiv:
Wohnen, Stadt und Verkehr. Die Bedürfnisse von Kindern in ihrem Lebensumfeld stehen im Fokus.
Kinderrechte. Er informiert über Kinderrechte und hilft Kindern
zu ihrem Rechten zu kommen.
Bildung. Lebensbereiche von Kindern werden erforscht, das gewonnene Wissen vermittelt.
Wirtschaft. Betriebe werden in puncto Kinderfreundlichkeit beraten.

Der Steirische Kinderrechte-Preis „TrauDi“ wird auch vom Kinder-büro vergeben. Es kürt zudem regelmäßig kinder- und familienfreundliche Gastätten.
Im Kinderparlament können Kinder ihre Vorstellungen und Wünsche zur Gestaltung der Stadt einbringen.
Der Verein arbeitet überparteilich, gefördert vom Land Steiermark.
Projekte wurden etwa mit der Stadt Graz und verschiedenen Wirtschaftsbetrieben umgesetzt.

Kontakt: Kinderbüro
Karmeliterplatz 2/3, 8010 Graz,
Tel.: 0316/90370-180.

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