Mein Kind will ausziehen

Ihr Kind will ausziehen? Das ist auch für Eltern ein gr0ßer Schritt. Selbst wenn es der Kopf anerkennt, kann das Herz oft schwer loslassen.
Damit sind Sie nicht allein. Der Auszug der Kinder ist immer eine Herausforderung und hinterlässt eine Lücke. Auszug bedeutet Trennung und Trennung bedeutet auch Schmerz und Trauer. Immerhin haben wir Eltern unser Leben 15 bis 20 Jahre lang auf die Kinder abgestimmt, mit ihnen unter einem Dach gelebt. Zunächst aber können Sie sicher sein: Der Auszug Ihres Kindes bedeutet nicht, dass Ihr Kind Sie nicht mehr liebt. Es bedeutet auch nicht das Ende ihrer guten Beziehung. Im Gegenteil, die Beziehung bekommt eine neue Qualität: Denn Sie begegnen Ihrem Kind nicht mehr als Nesthäkchen, sondern als jungem Erwachsenen.
Der Auszug bringt auch Chancen für Eltern: Viele der selbstauferlegten, gewohnten Pflichten fallen weg, etwa Versorgungsjobs und Chauffeurdienste. Man darf sich auch darüber freuen, dass alles am gleichen Platz steht, wenn man nach Hause kommt. Sie können alte Hobbys wieder aufgreifen, neue Kontakte schließen oder ihre Beziehung auf Vordermann bringen.
Was sind die Aufgaben der Eltern, wenn das Kind ausziehen will?
Die Eltern sollen weiterhin präsent sein, nur in veränderter Form. Ihr Sohn oder Ihre Tochter sollte weiter auf Ihren Rückhalt zählen können. Sie sollten einerseits loslassen und anderseits in wachsamer Sorge eingreifen und helfen, wann immer dies nötig ist.
Wann ist nun der beste Zeitpunkt? Sie merken es üblicherweise, wenn Ihr Kind verbindlich Entscheidungen treffen und sich selbstständig orientieren kann.

Für eine gute Beziehung
So gelingen der Auszug und das Leben danach:
1.) Bereiten Sie den Auszug gut vor. Das gelingt mit einer offenen, wertschätzenden Gesprächsbasis.
Auszüge im Streit sollen vorkommen, sind aber ungünstig. Hier gilt es, an der Beziehung zu arbeiten.
2.) Geben Sie Ihrem Kind die Freiheit und Verantwortung, den Auszug selbst zu organisieren. Geben Sie Ihrem Kind den größtmöglichen Freiraum bei der Entscheidung wohin es zieht! Erledigen Sie nicht alles in vorauseilendem Gehorsam!
3.) Seien Sie da und helfen Sie, wenn nötig – das ist die Pflicht der Eltern. Aber: Erdrücken Sie Ihr Kind nicht! Das betrifft etwa die Wahl der Wohnung oder die Lebensgewohnheiten.
4.) Seien Sie konsequent: Besuche zu Hause sollten wirkliche Besuche sein und keine Wasch- und Putzdienste. Hier ist auch die Kunst, „Nein“ sagen zu können, wichtig. Zugleich darf natürlich etwas Unterstützung da sein.
5.) Bleiben Sie wachsam! Wenn Sie merken, dass der Auszug nicht gelingt, Ihr Kind in die Isolation gerät oder Kontakte hat, die seine Entwicklung gefährdet, greifen Sie ein! Leisten Sie Widerstand!
6.) Bemühen Sie sich um einen guten, wertschätzenden Gesprächskontakt! Das Auferlegen von Pflichten, wie oft und wann sich Sohn oder Tochter zu Hause zu melden hätte, gelingt nie gut.
Haben Sie für sich selbst ein Netz von Kontakten und kennen Sie auch das Netzwerk Ihrer Kinder.
7.) Machen Sie die Besuche Ihres Kindes zu Hause zu etwas Besonderem! So können Sie wahrnehmen, wie Ihr Kind erblüht.

DER EXPERTE
Dr. Philip Strei
t ist Psychologe, Psychotherapeut und Lebens- und Sozialberater.
Seit 20 Jahren leitet er das „Institut für Kind, Jugend und Familie“ in Graz, das größte Familientherapiezentrum der Steiermark.
Jede Woche beantwortet er in der „WOCHE“ eine Frage rund um Erziehung und Beziehung.
Ihre Anregungen und Fragen können Sie per E-Mail an die Redaktion schicken:
elisabeth.poetler@woche.at

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