steirischer herbst
Auf der Suche nach (dem) Ausweg(en)

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Der steirische herbst ist fast vorbei. Zum Abschluss haben die Intendantinnen für die WOCHE resümiert.

Nur noch ein paar Tage läuft er, der steirische herbst 2021. Wie das heurige Konzept, die Kunst zu den Besuchern zu bringen anstatt umgekehrt, angekommen ist, wissen Intendantin Ekaterina Degot und ihre Stellvertreterin Henriette Gallus.

Sie haben dieses Jahr "The way out" als Motto gewählt. Haben Sie den Ausweg gefunden?

Degot: Es gibt viele Auswege auf vielen Ebenen. Einer war es natürlich, wieder zusammen zukommen und den Kontakt mit dem Publikum zu finden. Aber wir haben im Programm auch Auswege aus der Klima- und Genderkrise behandelt.

Intendantin Ekaterina Degot ist zufrieden. | Foto: Marija Kanižaj
  • Intendantin Ekaterina Degot ist zufrieden.
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Ein Denkmal für Simone Weill und ein riesiges Tor am Europaplatz: Dieses Mal gab es viel im Straßenraum zu sehen. Nicht immer war ersichtlich, dass Installationen zum steirischen herbst gehören. Warum?

Degot: Wir wollten ein bisschen enigmatisch sein. Die Leute sollten erst später verstehen, dass etwas Teil des steirischen herbstes ist. Viele Arbeiten haben dieses Jahr auch eine Art Zufälligkeit hineingebracht. Kunst und Publikum sollten wie durch Zufall aufeinandertreffen.

Henriette Gallus ist Degots Stellvertreterin, auch sie resümiert positiv über den heurigen steirischen herbst. | Foto: Marija Kanižaj
  • Henriette Gallus ist Degots Stellvertreterin, auch sie resümiert positiv über den heurigen steirischen herbst.
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Gallus: Wir wollten außerdem viel an die frische Luft machen, um so coronasicher wie möglich zu sein. Mit Erfolg: Die Arbeiten im öffentlichen Raum hatten konstant sehr viele Besucher. Viele Leute fotografieren sich damit, auch wenn sie nicht wissen, was es ist. Wir hatten dadurch dieses Jahr eine sehr starke Sichtbarkeit.

Aber welchen Sinn hat Kunst, die nicht als solche zu erkennen ist?

Degot: Das entdeckt man dann mit der Zeit. Nehmen wir das Denkmal für Simone Weil: Man kann viel über sie lernen, wenn man sich nur die Installation anschaut. Und das ist dann einer dieser Momente, in denen Kunst und Publikum sich treffen. Sowas passiert nicht im Museum, wo es eine Autorität von Kunst gibt und alle nach zwei Sekunden weitergehen, weil sie schon verstanden haben, dass das Kunst ist. 

Das Denkmal für Simone Weil am Esperantorplatz. | Foto: Johanna Lamprecht
  • Das Denkmal für Simone Weil am Esperantorplatz.
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Was waren für Sie persönlich Höhepunkte im diesjährigen Programm?

Degot: Für mich gab es viele Momente, die repräsentieren, was wir machen wollten. Zum Beispiel die Eröffnungsperformance im Volksgarten. Da waren viele prominente Politiker zugegen und zugleich waren auch Kinder mit Migrationshintergrund dabei. Das war eine gute Mischung:  Journalisten, Künstler, Politiker und diese Kids. Das war ein sehr sehr schöner Moment, wenn auch nur ein symbolischer. Das ist für mich der Grund, warum wir das alles machen. 

Gallus: Mir haben unsere lokalen Kooperationen sehr gefallen, die wir dieses Mal auch verstärkt haben. Etwa auf den EuroSkills oder mit unseren Lageberichten in Videoformat, die täglich online erschienen sind.

Apropos EuroSkills. Im September war in Graz ja einiges los. Wie hat sich der steirische herbst dagegen behauptet?

Gallus: Wir haben bewusst versucht, unser Programm mit genau diesen Punkten zu verbinden: Bei den EuroSkills haben zwei unserer Künstler eine Performance gemacht und zur Grazer Gemeinderatswahl hat Pia Hierzegger für uns Interviews geführt. Wir haben uns gut durchgesetzt, denke ich.

Rätselhafte Plakate im öffentlichen Raum: Der steirische herbst hat sich dieses Jahr nicht immer als steirischer herbst zu erkennen gegeben. | Foto: Johanna Lamprecht
  • Rätselhafte Plakate im öffentlichen Raum: Der steirische herbst hat sich dieses Jahr nicht immer als steirischer herbst zu erkennen gegeben.
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Degot: Viele Künstler haben uns aber eine ähnliche Frage gestellt: Was kann man zu dieser Zeit in der Stadt noch machen? Sind die Grazer nicht eh schon übersättigt? Aber ich glaube, wir waren seltsam genug. Wenn Performer mit schrägen Kostümen durch die Stadt laufen, dann ist glaub ich für viele klar, dass das zum steirischen herbst gehören muss. Das ist aufgefallen. 

Also ein gutes Resümee?

Degot: Ja, wir sind sehr zufrieden. Der steirische herbst war dieses Jahr sehr stark in der Stadt und mit den Leuten verbunden. Es gab heuer sehr viele temporäre Arbeiten, die das Ganze vielleicht fragil gemacht haben. Aber gerade das macht auch die Schönheit aus. Das ist etwas, woran man sich erinnern wird.

Mehr Information:

Alle Programmhöhepunkte der letzten Tage sowie Onlinematerial findet sich hier.

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