Cola, Zigaretten, Vorfreude: "Graz persönlich" mit Franz Solar
Franz Solar ist eines der längstdienenden Ensemblemitglieder am Schauspielhaus. Ein Porträt zum Start der neuen Theatersaison.
Unser Treffen soll an einem Ort in Graz stattfinden, an dem sich Franz Solar wohlfühlt, an dem er gerne und oft Zeit verbringt. Der Schauspieler hat die freie Wahl, die Entscheidung fällt schnell auf das Grazer Schauspielhaus, in dem am vergangenen Samstag mit einem Eröffnungsfest die neue Saison eingeläutet wurde.
Keine Routine
Für Solar ist es die 20. im größten Theater der Stadt. 20 Spielzeiten, in denen der geborene Grazer heuer mit Iris Laufenberg bereits die vierte Direktion und damit auch zum vierten Mal große Veränderungen miterlebt – ob es nun seine Kollegen, die Stückauswahl oder die allgemeine Ausrichtung des Theaters betrifft. „Ich habe hier enormen Wechsel und großen Wandel erlebt. Mit den Stücken, die ich spielen konnte, habe ich eine sehr große Bandbreite abgedeckt“, erzählt der Schauspielhaus-Veteran in der angenehm unprätentiösen Kantine des Hauses, während er sich eine Zigarette dreht. „Das Abwechslungsreiche hat mich auch so lange gehalten. Ich kann nicht sagen, dass man hier in Routine erstarrt“, ergänzt er mit der Selbstgewutzelten zwischen den Lippen, die sein „Menü“, bestehend aus einem Snickers und einem Cola, vervollständigt.
Keine Ruhe
Die Arbeit ist aber nicht alles, was Solar an der Stadt schätzt: „Graz hat eine hohe Lebensqualität und eine sehr kunstsinnige Bevölkerung. Ich kenne keine Kommune dieser Größe, die so viele Kunstinitiativen hat. Und ich schätze die kurzen Distanzen.“ Doch selbst in seiner Freizeit, zwischen Familie, Mittagsschlaf und einem eigenen Roman, ist die Schauspielerei präsent. „Ständig ist die Fantasie gefragt: Wie setze ich um, was die Regisseurin fordert?“
Keine Pragmatisierung
Dass Solar schon seit zwei Jahrzehnten Teil des Schauspielhauses ist, heißt nämlich nicht, dass er sich deshalb auf seinen bisherigen Leistungen ausruhen kann. „Viele glauben, man ist hier gleich pragmatisiert. Das bin ich nicht, ich muss bei jeder Probe um mein Leiberl kämpfen.“ Wie alle anderen ist der Schauspieler deshalb fast täglich im Haus und probt für die bevorstehenden Premieren: Ab dem 24. September kann man ihn in „Merlin oder das wüste Land“ von Tankred Dorst erleben, ab dem 11. Oktober gibt er den Wucherer Corbaccio in „Volpone oder der Fuchs“ von Ben Jonson.
Starke Aufbruchsstimmung
Solar posiert in der Garderobe für unsere Kamera, er ist gut drauf. „Nachdenklich in die Ferne schauen – was man als Künstler so macht“, witzelt er. Noch ist der Raum leer, doch bald werden sich hier die Schauspieler tummeln, Kostüme anlegen und noch ein letztes Mal ihre Zeilen im Kopf durchgehen. „Die Karten sind neu gemischt“, erzählt Franz Solar mit Vorfreude. „Regie, Ensemble, Intendanz: alles neu. Es herrscht eine sehr, sehr starke Aufbruchsstimmung, die man gerade im Haus spürt. Jeder gibt Gas und will ein gutes Zeichen setzen.“
* Lesen Sie hier weitere Beiträge in der Serie "Graz persönlich"
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