Kasematten Graz
Wardruna: Klänge durch die nordische Geschichte
Wenn man die Nordic-Folk-Band Wardruna schon in Graz begrüßt, dann ist die Schloßbergbühne Kasematten wohl die beste Location für den Auftritt des Musikprojekts rund um Einar Selvik und Lindy-Fay Hella – nur irgendwo in einem Wald wäre die Stimmung noch besser gewesen. Am Dienstag gastierte die Gruppe hoch über der Landeshauptstadt und brachte skandinavischen Animismus mit.
GRAZ. Mit ihrem fünften Album "Kvitravn" (2021) haben es Wardruna geschafft, in Österreich an die Spitze der Albumcharts zu gelangen und damit die Futhark mehr denn je unter die Leute zu bringen. Man muss es sagen, wie es ist: Wer das Musikprojekt nicht kennt, kennt es zumindest vom Soundtrack der kanadisch-irischen Erfolgsserie "Vikings", die vom Leben des Wikingers Ragnar Lodbrok und seinen berühmten Söhnen erzählt.
Doch das eine ist Fiktion, Wardruna hingegen ist die personifizierte Interpretation der nordischen Kultur und Tradition. Wobei: "Es gibt viele Dinge aus der Vergangenheit, die, meiner Meinung nach, definitiv der Vergangenheit angehören. Aber eines davon, traditionelles Singen über Tod und Leben und die Menschen, zusammen singen, auf eine ganz einzigartige Art und Weise, gehört auch hier her", sagt Frontmann und Multiinstrumentalist Selvik.
Es gehe bei Wardruna, fügt er hinzu, nicht um die Vergangenheit, nicht darum, Wikingerklischees zu leben, sondern das Gut der (älteren) nordischen Mythologie in die Gegenwart zu bringen. "Es ist zeitlos, aus der Natur geboren." Über was gesungen wird, hat Historie, ist greifbar und hat ebenso Relevanz für das Heute.
Jeder Song eine Rune
Das Musikprojekt wurde 2003 im norwegischen Bergen geboren, als Selvik auch noch Drummer bei der Black Metal-Band Gorgoroth, unter dem Namen Kvitrafn, war. Corpsepain und Drumsticks hat er dann eingetauscht. Wadruna konzentriert sich auf den (rituellen) Gesang, auf die Geschichte hinter dem Erzählten und die Melodie (das erste Konzert fand übrigens im Vikingskipshuset, im "Wikingerschiffhaus", in Oslo statt) – passend dazu ertönen Klänge auf scheinbar einfachen und doch so bedeutsamen alten Instrumenten wie Trommeln mit Hirschhaut, Birkentrompeten, Ziegenhörner oder der Talharpa. Auch mit dem, was im Wald zu finden ist, Steine, Stöcke oder Knochen, lassen sich unterschiedliche Töne spielen. Kein Wunder also, dass nicht wenige Songs im Freien aufgenommen wurden.
Ein Konzert von Wardruna hat daher auch etwas Magisches, man taucht ein in eine Sagenwelt. Den Anfang machte der Song "Kvitravn"/"White Raven", vom gleichnamigen Album, der dazu einlädt, sich dem majestätischen weißen Raben zu nähern und zu beobachten, wohin es ihn führt, während "Helvegen" von der Reise nach dem Leben berichtet und "Lyfjaberg" das Publikum direkt und mit maximalen Minimalismus in die Berge, an die Fjorde und in die Natur bringt. Und zwischendrin ertönt die klare und gewaltige Stimme von Lindy-Fay Hella.
Den Schluss macht "Snake Pit Poetry", in dem leise vom grausamen Ende des Ragnar Lodbroks – das allerdings eine große Bedeutung für seine Nachkommen und seinen Ruhm in den Vorzeitsagas hat – erzählt wird. Jeder Song ist eine Rune (oder jede Rune ein Song), so die Idee.
"Kvatrivn" aus dem gleichnamigen Album:
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