Hilfe rund um die Uhr
10 Jahre Männernotruf mit eindrucksvoller Bilanz

Feierten den zehnten Geburtstag der Kristenhotline: Erika Hausberger und Eduard Hamedl (Männernotruf) mit Psychiater und Autor Reinhard Haller. | Foto: Peter Manninger
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Seit 2013 steht der Männernotruf rund um die Uhr Menschen in Krisensituation beratend zur Seite. Der Ansatz stützt sich auf das Konzept der opferschutzorientierten Täterarbeit, um Gewalttaten verhindern und -eskalationen entgegenzuwirken.

STEIERMARK/GRAZ. Vor 10 Jahren wurde der Männernotruf vom ehemaligen Landtagsabgeordneten und Polizei-Verhandler Eduard Hamedl mit dem Ziel gegründet, Gewalt in den Familien zu verhindern. Zu diesem Anlass fand am Mittwoch im Steiermarkhof ein Festakt statt, an dem unter anderem Landeshauptmann Christopher Drexler sowie der bekannte Sachbuchautor und Psychiater Reinhard Haller teilnahmen.

Bevor es aus Verzweiflung zu Gewalt gegen andere oder Selbstverletzung kommt: Der Männernotruf hilft unter der Nummer 0800 246 247 Menschen in Krisensituationen – anonym, kostenlos, rund um die Uhr und an jedem Tag. | Foto: Peter Manninger
  • Bevor es aus Verzweiflung zu Gewalt gegen andere oder Selbstverletzung kommt: Der Männernotruf hilft unter der Nummer 0800 246 247 Menschen in Krisensituationen – anonym, kostenlos, rund um die Uhr und an jedem Tag.
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"Vor 10 Jahren wurde ich ein wenig skeptisch beäugt, als ich den Männernotruf gegründet habe", erinnert sich Hamedl. Denn: "Oft machte ich als Polizeibeamter die Erfahrung, dass Männer, die zu Täter wurden, sich äußerten, dass sie niemand zum Reden über ihre Probleme und Krisen hatten. Das waren die Gründe, warum es mir wichtig war, für Männer eine niederschwellige Anlaufstelle rund um die Uhr ins Leben zu rufen." Damals habe man erkannt, "dass man dort ansetzen muss, von wo die Gewalt ausgeht und das sind zu 90 Prozent die Männer".

Erste Initiative dieser Art in Österreich

Bis heute ist es die Zielsetzung der kostenlosen und anonymen Hotline, Männern Mut machen, "sich in einer Krisensituation an uns zu wenden", um Schlimmes zu verhindern. Das Credo dahinter: Männer verdrängen vielfach Probleme und persönliche Krisen. Sie reagieren oft durch aggressives Verhalten, Selbstisolation und Rückzug und sie holen sich im Vergleich zu Frauen seltener und viel später oder gar keine Hilfe.

Männernotruf-Gründer Eduard Hamedl: "Unsere Hotline ist rund um die Uhr erreichbar, mein besonderer Dank gilt daher den ehrenamtlichen und gut ausgebildeten Beraterteam, bestehend aus 38 Männern und einer Frau. Sie sind die erste Anlaufstation in schweren Lebenskrisen für Männer." | Foto: Peter Manninger
  • Männernotruf-Gründer Eduard Hamedl: "Unsere Hotline ist rund um die Uhr erreichbar, mein besonderer Dank gilt daher den ehrenamtlichen und gut ausgebildeten Beraterteam, bestehend aus 38 Männern und einer Frau. Sie sind die erste Anlaufstation in schweren Lebenskrisen für Männer."
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Bis zum Jahr 2022 gab es keine vergleichbare Einrichtung in Österreich, explizit für Männer und die auch rund um die Uhr erreichbar ist. Mittlerweile gehen beim Männernotruf jährlich 3.000 bis 3.500 Anrufe ein, bei denen es vor allem um Beziehungsprobleme geht. Insbesondere Männer, die bereits wegen einer Gewalttat von ihren Partnerinnen und Familien weggewiesen wurden, hätten oftmals das Gefühl, mit niemanden reden zu können. Doch: "Wir haben zugehört, deeskaliert, geholfen und bei Wegweisungen oft Unterkünfte besorgt, um weitere Eskalationen zu verhindern", so Hamedl, der in der Arbeit mit (potenziellen) Tätern einen wichtigen Beitrag zum Opferschutz verortet. Damit habe man mehrere schwere Gewalttaten und 17 akute Suizidversuche verhindern können.

Beratungen in mehreren Sprachen geplant

Zielgruppe des Angebots sind Männer, die in Österreich wohnen, und eine Krise durchleben. Häufige Themen sind dabei Gewalt, Obsorge und Wegweisungen, Alkohol und Suchtprobleme sowie geschlechtsspezifische Identitätsprobleme, Homosexualität und Suizidtendenzen. Die dabei gewahrte Anonymität soll Schamgefühlen entgegenwirken und Vertrauen bilden. Bei Notwendigkeit einer längerfristigen Betreuung verweist der Männernotruf an Institutionen wie Männerberatung, Gewaltschutzzentren und psychosoziale Einrichtungen weiter.

Gute Nachrichten: Das Angebot des Männernotrufs wird weiter ausgebaut. | Foto: Peter Manninger
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In Zukunft sollen beim Männernotruf auch Beratungen für Menschen mit Migrationshintergrund angeboten werden. Dazu wurden bereits Folder in sechs verschiedenen Sprachen verfasst und Dolmetsch-Dienste geplant. Schwerpunktmäßig soll es dabei um Erstberatungen und Kriseninterventionstätigkeiten gehen.

Eindrucksvolle Bilanz des Männernotrufs

  • Zwischen Oktober 2013 und Oktober 2023 wurde die Notrufnummer 20.750-mal kontaktiert.
  • Zudem gingen 515 Hilferufe per E-Mail ein.
  • 80% der Anrufer waren männlich, 20% weiblich.
  • Die Gesprächsdauer variierte dabei von 6 Minuten bis zu über 2 Stunden.
  • Von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wurden in den letzten zehn Jahren 87.600 ehrenamtliche Stunden geleistet.
  • Die Anrufe kommen aus ganz Österreich, die überwiegende Anzahl jedoch aus der Steiermark.

Auch von Frauen kann der Notruf rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr unter der Telefonnummer 0800 246 247 in Anspruch genommen werden. Weitere Informationen zum Männernotruf findest du auf www.maennernotruf.at.

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