Grazer Aktionsplan
62.000 Euro gegen Vereinsamung
Mit einem umfangreichen Aktionsplan möchte die Stadt Graz die zunehmende Vereinsamung eindämmen und für mehr Zusammenhalt in Graz sorgen.
"Für jeden ist Vereinsamung etwas anderes", macht Sandra Schimmler, Fachbereichsleiterin im Sozialamt, darauf aufmerksam, dass jede Alters- und Menschengruppe von Vereinsamung betroffen ist und Sozialstadtrat Kurt Hohensinner ergänzt: "Wie in jeder großen Stadt gibt es auch in Graz das Phänomen einer zunehmenden Vereinsamung. Knapp über 50 Prozent der Grazer Haushalte sind Single-Haushalte. Menschen leben immer enger zusammen, aber reden immer weniger miteinander. Alleine sein zu dürfen ist schön, aber alleine sein zu müssen ist das Schlimmste."
Bereits im vergangenen Jahr hat das Sozialressort beschlossen, das Thema Vereinsamung stärker in den Mittelpunkt zu rücken. Wollte man ursprünglich das ganze Jahr über Projekte zu diesem Thema machen, funkte die Corona-Krise dazwischen. Nun aber fällt der Startschuss am 15. Juli, ab dem ein halbes Jahr lang die ganze Stadt vermehrt mit Projekten zu dem Thema Einsamkeit bespielt wird, um die Grazer für Vereinsamung zu sensibilisieren.
Drei Säulen
Der Startschuss fiel bereits mit einer Fachtagung im Herbst. Aufbauend auf den Ergebnissen wurde ein Aktionsplan im Stadtsenat beschlossen. Die erste Säule dieses Plans zielt darauf ab, alle Aktionen, die es von den verschiedensten Abteilungen, Ämtern und sonstigen Institutionen im Haus Graz bereits gibt, zu sammeln. Die zweite Säule umfasst eine Schwerpunkt-Kooperation mit dem Kolleg für Sozialpädagogik. "Im Sommer 2020 werden dort fünf Praxisprojekte zum Schwerpunktthema durchgeführt. Geplant sind hier die Entwicklung einer Online-Plattform rund ums Kochen für junge Menschen namens 'Young Chefs', Brieffreundschaften zwischen Alt und Jung, Beschäftigung rund um Garten und Pflanzen, das Musikprojekt 'Neustart' und ein 'Fähigkeiten-Flohmarkt'", erklärt Hohensinner.
62.000 Euro Fördertopf
"Unser Flaggschiff ist die dritte Säule", beschreibt der Stadtrat das Ergebnis des Fördercalls "Vereinsamung", bei dem Grazer Einrichtungen aufgerufen wurden, ihre Projekte zum Thema Vereinsamung einzubringen: "20 Projekte wurde von den insgesamt circa 50 eingereichten ausgewählt. Bei der Auswahl wollten wir eine größtmögliche Breite und Vielfalt erreichen, sowohl örtlich als auch in den Zielgruppen." Schimmler erklärt: "Wir haben uns bei der Auswahl der Projekte am EASE-Modell von der University of Chicago orientiert, das Kriterien wie eine Erweiterung des zwischenmenschlichen Aktionsradius, Aktiv-werden, selektives Aussuchen und inhaltlich das Beste erwartend, berücksichtigt." Insgesamt stehen für die Umsetzung der Projekte 62.000 Euro zur Verfügung. "Die Projekte sind so vielfältig wie die Vereinsamung", betont Schimmler.
Besonders freuen sich Schimmler und Hohensinner darüber, dass sämtliche Projekte auch den Corona-Maßnahmen angepasst werden konnten: "Alles entspricht den Covid-Richtlinien. Der Einsatz gegen die soziale Isolation ist wichtig und Corona hat die Situation angefeuert. Wir freuen uns, dass es so tolle Projekte gibt."
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