Steirischer Jagdschutzverein
Auf der Pirsch mit Präsident Franz Meran
MeinBezirk.at hat sich mit Franz Meran, Präsident des Steirischen Jagdschutzvereins, über "seinen" Verein und die Aufgaben des Jägers im Wandel der Zeit unterhalten.
STEIERMARK. Jagen ist weit mehr als "nur" Schießen. Jagen erfordert eine fundierte Ausbildung, sehr gute Beobachtungsgabe und eine große Liebe zur Natur. Der Steirische Jagdschutzverein spielt dabei eine große Rolle.
MeinBezirk.at: Herr Meran, wo liegen die Aufgaben des Steirischen Jagdschutzvereins?
Franz Meran: Gegründet wurde der Verein von meinem Ur- Urgroßvater im Jahr 1882 um die frei lebenden Wildtiere vor der Wilderei zu beschützen. Heute geht es um Ausgewogenheit im Netzwerk Natur mit seinen tierischen und pflanzlichen Komponenten, es geht um Bewahrung des rechten Augenmaßes abseits von einseitigem Individualschutz. Dazu kommt die Ausbildung der Jagdgebrauchshunde, die Jagdkultur, das Heranführen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen an naturräumliche Themen, Öffentlichkeitsarbeit sowie natürlich die Ausbildung zum Jäger und Aufsichtsjäger, welche unsere Grundkompetenz darstellt. Wir sammeln, bewahren und vermitteln umfassendes Wissen.
Wie kann man sich diese Ausbildung vorstellen?
Unter dem Mantel "Jagd" verbirgt sich ja sehr viel, von den Zusammenhängen in der Natur bis zum Naturschutz. Die Jagdprüfung ist daher weitläufig und vielfältig, und inkludiert nicht nur Wissen über das Jagdwild, sondern auch viel Ökologie. Es geht uns schließlich darum die natürlichen Zusammenhänge zu vermitteln. Die mehrmonatigen Kurse werden von unseren Zweigvereinen, die über die ganze Steiermark verstreut sind, selbstständig organisiert. Im Jahr besuchen sie auch mehrere hundert bis tausend Teilnehmer. Unser gesammeltes Wissen findet sich auch (in gedruckter oder App-Form) im "Leitbruch", welcher laufend aktualisiert wird.
Was bedeutet "Leitbruch"?
Der Begriff "Leitbruch" kommt aus der Jägersprache und beschreibt einen Ast, der abgerissen wurde und in eine bestimmte Richtung weist. Das wurde früher zur Verständigung zwischen Jägern so gemacht. Als Anlehnung daran wollen wir unsere Schüler leiten, wie man in Sachen Jagd und Natur umgehen soll.
Wie sieht der Alltag der Jäger:innen im Verein aus?
Bei unseren Jägern geht es weniger um das Schießen, sondern vielmehr darum die Natur zu beobachten und um den Umgang und Kommunikation mit der nicht-jagenden Bevölkerung. Diese drängt in den letzten Jahren verstärkt zur Erholung in die Natur. Da kommt es natürlich vor, dass unbeabsichtigt Schaden angerichtet wird. Das sorgt für Konfliktpotenzial, aber mit den meisten lassen sich die Dinge vernünftig ausreden und wir schulen unsere Leute auch darauf die Leute zu sensibilisieren. Aussperren können und wollen wir niemand, man muss aber nicht alles machen, was nicht dezidiert verboten ist.
Womit werden die Jäger:innen da konfrontiert?
Die Leute sind sich oft nicht bewusst, wenn sie um 9 Uhr vormittags im Wald unterwegs sind, dann sind sie nicht die ersten, sondern die zehnten, die hier durchkommen. Der Wald ist ja eine Wohnung und wir Menschen sind Gäste dort und sollten uns entsprechend verhalten. Ein anderes Problem ist zum Beispiel, dass einige Leute ihre Hunde im Wald nicht anhängen. Neun von zehn laufen nicht davon, aber einer reicht. Das gehört natürlich kommuniziert. Auch Mountainbiker trifft man immer häufiger und die fahren oft auf Hohl- und Waldwegen, was streng verboten ist. Wir sind natürlich um Lösungen bemüht, in 90 Prozent der Fälle lassen sich die Dinge auch gut ausreden.
Wie stellt sich die Situation der Wildtiere derzeit dar?
Da gibt es natürlich einiges zu beachten. Die Natur verändert sich beständig und fordert auch von uns Anpassung. So ist es im Zusammengreifen von Land- und Forstwirtschaft sowie dem Lebensraum der Wildtiere manchmal schwierig einen goldenen Mittelweg zu finden. Zurzeit drängen auch verschiedene Wildtiere, wie der Wolf, von Süden zu uns zurück. Der stellt in unserer Kulturlandschaft einiges auf den Kopf, aber wir wollen ihm ja nicht den Lebensraum absprechen. Wildtiere und Kulturlandschaft unter einen Hut zu bringen wird das Thema der nächsten Jahrzehnte. Das sind Prozesse, die nicht von heute auf morgen gehen, das muss langsam wachsen. Auch der Klimawandel macht vielen Arten zu schaffen, z.B. den Hasen. Nasse kalte Frühjahrsböden führen zu massiven Verlusten an Junghasen. Den Rebhühnern wiederum fehlen geeignete Brut- und Aufzuchtbiotope mit Deckung sowie ausreichend Insekten für die Kücken. Flächen, die als Insektenweiden taugen würden, werden immer seltener und, wo es sie noch gibt, wegen ungünstiger Mähzeitpunkte und geänderten Maschineneinsatzes zu Ökofallen. Das Leben beginnt im Boden und was schon an der Basis fehlt, kann weiter oben auch nicht wettgemacht werden.
Wie sind Ihre persönlichen Erfahrungen als Jäger?
Ich habe sehr viel erlebt, in meiner Familie war Natur und Jagd immer ein großes Thema. Das wurde mir praktisch in die Wiege gelegt. Ich bin in der Philosophie erzogen worden, dass ich nicht hinaus gehe, um etwas zu erlegen, sondern um tagtäglich zu beobachten, zu lernen und diese Zusammenhänge weiterzugeben.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Mir wäre es wichtig, das es den Verein, der dieses Jahr 140 Jahre alt wird, nochmal genauso lange gibt. Dabei geht es nicht darum die Jagd als Klientel zu stärken, sondern Zusammenhänge zu vermitteln und weiterzugeben. Da in unserem Verein das meiste ehrenamtlich passiert, sind die Leute mit vollem Herzen dabei und schaffen so ein wichtiges Bindeglied zwischen Wildtieren und Menschen und das ist heute wichtiger denn je.
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