Uni-Rektor Martin Polaschek
"Autoritär darf in der EU nicht normal werden"

Uni-Rektor Martin Polaschek ist kritisch gegenüber autoritären Staaten in der Europäischen Union: "Wir haben gesehen, dass sich jeder selbst der Nächste ist." | Foto: Kanizaj
  • Uni-Rektor Martin Polaschek ist kritisch gegenüber autoritären Staaten in der Europäischen Union: "Wir haben gesehen, dass sich jeder selbst der Nächste ist."
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  • hochgeladen von Roland Reischl

Unsere Welt, wie wir sie kennen, hat eine „Vollbremsung“ hingelegt. Jetzt werden schrittweise Beschränkungen wieder gelockert, ein langsamer Weg zurück zur Normalität. Viele Politiker und Experten sprechen von einer „neuen Normalität“, davon, dass nach der Corona-Krise vieles anders sein wird. Die WOCHE ist dieser „neuen Normalität“ in Gesprächen mit Meinungsbildnern und Querdenkern auf den Grund gegangen, den Abschluss unserer Serie macht der Rektor der Uni Graz, Martin Polaschek. 
Natürlich habe die Krise einiges bewegt in der Gesellschaft. "Die letzten Wochen haben sich massiv auf unser Wirtschafts- und soziales Leben ausgewirkt. Manche wurden von der Krise schwer getroffen, manche fast gar nicht", analysiert Polaschek. Und warnt gleichzeitig: "Gut möglich, dass das zu sozialen Spannungen führen wird." 
War bis dato der ständig wachsende Wohlstand eine Selbstverständlichkeit, werde man nun einen Gang niedriger schalten: "Wir werden das, was wir haben, vielleicht wieder etwas mehr schätzen." Kritischer Nachsatz: "Fragt sich nur, wie schnell alles wieder zur Selbstverständlichkeit wird." Deshalb glaube er auch nicht an die Nachhaltigkeit der Veränderung: "Menschen sind sehr gut darin, schlimme Dinge rasch zu vergessen." Manche würden vielleicht regionale Produkte mehr schätzen, daneben könne es aber gut sein, dass der Drang, weit weg zu reisen noch größer sein werde als bisher." Aufpassen müsse man jedenfalls auf die "Verlierer der Krise", die vielen kleinen Unternehmer und jene Arbeitnehmer, die in der Zeit der Krise kein Einkommen hatten.

"Auf die Grundversorgung im Land achten"

Dennoch sei dies wohl der größte Impuls der Krise im Hinblick auf die Wirtschaft, meint Polaschek: "Wir sollten daraus lernen, dass uns regionale Produzenten unabhängiger machen. Der internationale Austausch sei wichtig und werde auch nach der Krise nicht verschwinden. "Aber wir werden darauf achten müssen, für eine gewisse Grundversorgung im Land zu sorgen." 
Also mehr Nationalstaat, weniger Europa? "Wir haben schon bei der Flüchtlingskrise gesehen, dass sich jeder selbst der Nächste ist. Und die autoritären Bestrebungen in einigen Ländern werfen die Frage auf, ob wir tatsächlich mit diesen Staaten künftig in einer Union zusammen sein wollen", gibt es durchaus sehr harte Worte des Rechtswissenschafters und Rechtshistorikers. In Österreich ortet er diese autoritären Tendenzen (noch) nicht. "Unser Rechtsstaat funktioniert. Aber es wird an uns allen liegen, darauf zu achten." 
Themenwechsel: Was bewegt ihn aktuell in seiner Funktion? "Wie schaffen wir es, dass es an der Universität zu keinen Ansteckungen kommt? Was muss ich tun, um Studierende und Mitarbeiter bestmöglich zu schützen?" Dies wird vor allem in diesen Tagen des wieder startenden"Präsenzbetriebs an den Unis ein brennendes Thema.
Trotz aller Bedenken denkt er persönlich positiv: "Ich bin überzeugt, dass es wieder gut bergauf gehen wird." Mit einer Einschränkung:  "Vielleicht werden wir doch ein wenig mitbekommen haben, dass die Natur weitaus mächtiger ist als wir es sind ..."

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