Daniela Grabovac von der Antidiskriminierungsstelle Steiermark fordert: "Mehr Respekt gegenüber den Mitmenschen!"
Italo-Bürgermeister erließ ein Verbot gegen Boshaftigkeit. Auch bei uns kämpft man gegen Hass im Netz an.
Ganz egal, ob Ibiza-Video, Radfahrer gegen Autofahrer oder die allgemeine Sicherheitslage: Es gibt heutzutage kaum ein Thema, das in sozialen Netzwerken nicht heftig diskutiert wird. Nicht immer wird dabei aber die feine Klinge geführt, Hasspostings sind hierzulande längst keine Seltenheit mehr. Einen unkonventionellen Lösungsansatz, um die Verrohung im Internet zu bekämpfen, hat im heurigen Jahr Andrea Costa, der Bürgermeister der italienischen Gemeinde Luzzara, gewählt und ein sogenanntes "Boshaftigkeitsverbot" erlassen.
Die Prise Humor
Wer dagegen verstößt, wird aber nicht bestraft, vielmehr müssen die Übeltäter dann Bücher lesen, Filme anschauen, Museen besuchen oder ehrenamtliche Arbeiten verrichten. Dies würde eher helfen, bestimmte Werte wie Toleranz oder Solidarität zu vermitteln. Die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle Steiermark, Daniela Grabovac, kann dem nicht alltäglichen Ansatz durchaus etwas abgewinnen. "Mit einer gewissen Portion Humor auf aggressive Beiträge und Wortmeldungen zu reagieren, ist sicher nicht schlecht." Man brauche aber auch das nötige Fingerspitzengefühl, "sonst kann so eine Idee schnell das Gegenteil bewirken".
Warten statt posten
Ganz generell würde sich Grabovac wünschen, dass die Menschen nicht jedes Posting vorschnell mit der Online-Community teilen.
"Es ist diese Geschwindigkeit im Netz, die ein Problem oft erst entstehen lässt. Man ist verärgert, denkt nicht über die Konsequenzen nach und beleidigt mit Nachrichten andere Menschen." Viel besser wäre es, wenn zwischen dem Abtippen und Abschicken von Postings ein paar Sekunden oder Minuten vergehen würden.
"Es ist zusätzlich bedenklich, dass negative Postings auch noch sehr gut ankommen und oft geteilt werden. In Zukunft wäre es daher hilfreich, wenn die Internet-Provider ihre Algorithmen offenlegen, damit wir die negative Spirale durchbrechen können."
Zu viel Druck
Es sei schließlich oft die Suche nach Aufmerksamkeit, die dazu führe, dass andere verbal oder schriftlich verletzt werden. "Die Menschen haben viel Druck, sind im Beruf und Privatleben stark belastet, dazu zählt für viele nur das Gesetz des Stärkeren – und dennoch müssen wir unser Gegenüber so behandeln, wie auch wir behandelt werden wollen. Nur so funktioniert das Zusammenleben in einer Gesellschaft."
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