"Die Hauptradrouten durch Graz müssen ausgebaut werden!", fordert Mobilitätsforscher Karl Reiter.

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Graz hat ein Verkehrsproblem: Es gibt zu viele Autos, zu wenig Platz auf den Straßen und viel zu wenig Platz zum Parken. Bei knapp 270.000 Einwohnern sind rund 160.000 Kraftfahrzeuge in der Stadt angemeldet, dazu kommen täglich etwa 100.000 motorisierte Pendler. „Die Stadt muss in die Fahrradinfrastruktur investieren!“, forderte Fahrrad-App-Entwickler Daniel Kofler deshalb in der letzten WOCHE-Ausgabe. Steigen mehr Grazer von ihren Pkw auf zwei Räder um, ist auch wieder mehr Platz auf den Straßen, so die einfache Rechnung.

Radverkehr fördern

Karl Reiter von der „Forschungsgesellschaft Mobilität“ (FGM) sieht das ähnlich und fordert deshalb: „Die Hauptradrouten durch Graz müssen ausgebaut werden!“ Wenn Sie sich jetzt fragen, welche Hauptradrouten es in der Stadt überhaupt gibt, die ausbaufähig wären, dann wohl nicht ganz zu Unrecht: Fahrradfahrer können ihre Wege durch Graz zwar an ganzen 13 solcher Routen zurücklegen, doch sind diese meist nur schwer auch als solche zu erkennen: Denn auch, wenn ihr Streckenverlauf schon vor Jahren definiert wurde, blieb ihre weitere Attraktivierung seither aus (mehr dazu unten).

Geringe Investitionen

Und das, obwohl ein vermehrtes Umsteigen auf das Fahrrad laut Reiter für mehr Platz und damit für eine Qualitätssteigerung sowohl des „Motorisierten Individualverkehrs“ (MIV), als auch des Öffentlichen Verkehrs (ÖV) sorgen würde. Dabei müsste für attraktivere Radstrecken nur verhältnismäßig wenig investiert werden: „Radverkehr zu fördern ist die günstigste Möglichkeit, dem gesamten Verkehr etwas Gutes zu tun.“ Eine Einschätzung die auch Karl-Heinz Posch, Geschäftsführer der FGM, teilt. Eine Radroute vom Hauptplatz bis zu den Reininghausgründen, für die bereits eine Vorstudie existiert, würde laut ihm weniger als ein Hundertstel der mit 90 Millionen Euro veranschlagten Straßenbahnlinie 8 kosten, die ebenfalls in den neuen Stadtteil im Grazer Westen führen soll.
„Es gibt bereits gute Voraussetzungen. Im Wesentlichen geht es noch um Straßenmarkierungen und Schilder“, so Posch. „Das soll aber nicht heißen, dass wir gegen die Straßenbahn sind. Die Radroute könnte man aber relativ leicht sofort umsetzen, um zusätzlich zum ÖV eine bessere Anbindung zu schaffen“, ergänzt Reiter.

Anreize schaffen

Dabei gehe es vor allem darum, das Radfahren für die Grazer attraktiver zu machen: Nur wer sich im Straßenverkehr auch auf zwei Rädern sicher fühlt und möglichst schnell von A nach B kommt, wird vom Auto umsteigen. „Wenn man ein gutes Angebot schafft, ist das natürlich eine Einladung an die Nutzer“, ist der Experte sicher.

Sicherheit gewährleisten

Doch wie könnte so ein Angebot konkret aussehen? „Ganz wichtig ist die Vollständigkeit der Route“, erklärt Posch. „Man soll sich nie verloren fühlen.“ Das könne laut dem Experten zu einem großen Teil durch die bereits angesprochenen Schilder und Straßenmarkierungen gewährleistet werden. Für Umsteiger vom Auto auf das Rad sei aber vor allem auch die Sicherheit ausschlaggebend. Zum Beispiel könnten eigene, auf den Radfahrer zugeschnittene Fahrradstraßen das Sicherheitsgefühl erhöhen (Erklärung unten), da es Umsteiger laut Posch auf stark befahrenen Straßen schwer haben: „Wer Anfänger ist oder selten fährt, fühlt sich dort bedrängt.“ Um dem entgegenzuwirken, wäre es daher zum Beispiel wichtig, Radstreifen zu schaffen: „Der Radler muss wissen: da habe ich das Recht zu sein.“

Die Hauptradrouten

Bereits in den Jahren 2007/2008 wurden von einer Arbeitsgruppe rund um die Stadt Graz, das Land Steiermark, die Grazer Umlandgemeinden, die "Forschungsgesellschaft Mobilität" und andere, 13 Hauptradrouten durch Graz definiert, die mit HR1 bis HR13 gekennzeichnet sind. Bei der Festlegung der Routen wurde vor allem darauf geachtet, sie entlang bereits bestehender Infrastruktur verlaufen zu lassen, um die Investitionen möglichst gering zu halten.

Vorrang für Räder

Allerdings wurden einige der damals definierten Kriterien dieser Routen bis heute nicht, oder nur teilweise umgesetzt. So sollten diese zum Beispiel ohne Stadtplan durchgehend erkennbar, räumlich und gegenüber Kfz bevorrangt und möglichst kreuzungsfrei sein, sowie das Sicherheitsgefühl erhöhen und frei von Barrieren und Konflikten mit anderen Verkehrsarten sein, um eine lückenlose und sichere Rad-Verbindung zwischen Zentrum, Außenbezirken und Umlandgemeinden zu gewährleisten.

WOCHE Wissen

Das Verkehrsministerium hat 2013 sogenannte Fahrradstraßen als neue Maßnahme eingeführt.
In einigen Gemeinden wurden diese bereits eingerichtet.
In Fahrradstraßen gilt Tempo 30, Fahrradfahrer dürfen
nebeneinander fahren und Kfz haben Nachrang.
Die Einführung ist sinnvoll, wo Radfahrer auf Hauptverbindungen schnell und sicher ans Ziel kommen sollen.
Web:tinyurl.com/neuewege2015

#mitreden

Ihre Meinung ist gefragt! Würde der Verkehr in Graz profitieren, wenn mehr Menschen auf das Fahrrad umsteigen? Was müsste geschehen, damit Sie Ihr Auto stehen lassen um dem Rad den Vorzug zu geben? Oder kommt ein Wechsel auf zwei Räder für Sie auf keinen Fall in Frage? Schreiben Sie an leserbrief@woche.at, kommentieren Sie auf www.facebook.com/wochegraz oder unter diesem Artikel.

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