Familienpsychologe Dr. Philip Streit
Die „Krisen“ der Kleinen

- Störrisches oder auffälliges Verhalten von Kindern kann viele Ursachen haben. Familienpsychologe Philip Streit klärt auf.
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"Familienflüsterer" und Psychologie Philip Streit zeigt auf, wie das Verhalten von Kindern sich im dynamischen Wechselspiel mit dem Verhalten der Eltern formt. Er rät zu klaren Botschaften und Strukturen.
GRAZ/STEIERMARK. Kinder, die unruhig zappeln, wenig oder gar nicht sprechen, stark fremdeln und sich verstecken – all das kann Eltern große Sorge bereiten. Da stellt sich mitunter die bange Frage: „Hat mein Kind eine ernsthafte Störung?“ Ist es vielleicht Autismus, ADHS, eine Traumafolge oder liegt es an einem Problem bei der Geburt?
Entwicklung als dynamisches Wechselspiel
Natürlich gibt es verschiedene Störungsbilder und Syndrome, doch Statistiken zeigen: Tiefgreifende Störungen sind selten. Auffälliges Verhalten hingegen kommt öfters vor und kann viele Ursachen haben, die nichts mit einem derartigen Störungsbild zu tun haben. Denn Kinder agieren so, wie sie sich fühlen, und zeigen mitunter auch auffälliges Verhalten im Versuch, ihre Bedürfnisse zu erfüllen. Das Verhalten von Kindern entwickelt sich jedenfalls im dynamischen Wechselspiel von Eltern und Kind. Deswegen können Eltern entscheidend zu einer guten Entwicklung beitragen, indem sie liebevolle Präsenz zeigen. Das verlangt nicht immer ein großes Ausmaß an Zeit, wesentlich ist die Qualität der Begegnung.

- Kinder brauchen die Aufmerksamkeit ihrer Eltern sowie klare Strukturen und Regeln.
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Nicht hilfreich ist dagegen,
als Elternteil zwar körperlich anwesend, aber nicht präsent zu sein oder die Kinder am Handy oder Tablet spielen zu lassen, um sich selbst eine Auszeit zu verschaffen. Auch das Schleifenlassen von Strukturen und Regeln und sich zu Kammerdiener und Zofe der kindlichen Wünsche zu machen, sorgt nicht für eine Entspannung der Situation.
Diese Tipps helfen
Was Kindern hingegen Halt gibt, ist die Kombination aus liebevoller Präsenz und klarer Struktur. Ob ein Kind eher ein quirliger Wirbelwind oder ein zurückgezogener Stubenhocker wird, hängt maßgeblich von einem dynamischen Erziehungsprozess ab – und dieser lässt sich bewusst gestalten und lenken.
- Schaffe eine klare und liebevolle Struktur.
- Sorge dafür, dass Regeln umgesetzt werden. Nein bedeutet Nein.
- Gib deinem Kind jeden Tag einen „Hug of Love“. Zeigen Sie Ihre Liebe und Zuwendung deutlich ohne „Aber“
- Sei dir bewusst, dass dein Kind an deinem Beispiel lernt. Sei ein Vorbild.
- Weniger zu reden und mehr zu handeln, kann Wirkung zeigen.
- Halte dich von „Wenn-dann-Bedingungen“ fern.
- Leiste stattdessen Widerstand, indem du etwa sagst: Dieses Verhalten akzeptieren wir nicht.
- Sei klar und deutlich in deiner Botschaft.
- Begegne deinem Kind mit Neugierde, inspiriere und begeistere.
- Sei stolz, wenn dein Kind sein Produkt zeigt.
- Spare nicht mit Lob und Anerkennung, um positive Schritte zu würdigen und dein Kind zu bestärken.

- Dr. Philip Streit ist klinischer Gesundheitspsychologe, Psychotherapeut, Lebens- und Sozialberater.
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Der Experte
Philip Streit ist klinischer Gesundheitspsychologe, Psychotherapeut, Lebens- und Sozialberater. Seit 1994 leitet er das Institut für Kind, Jugend und Familie in Graz, das unter 0316 77 43 44 für dich da ist. Hast du Fragen, wie du dein Leben gestalten sollst, brauchst du Rat? Deine Fragen an Dr. Philip Streit gerne jederzeit an: redaktion.graz@meinbezirk.atMehr vom "Familienflüsterer":



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