Eine Frau geht dazwischen

Streiten ist gut: Beim Streiten entstehen neue Lösungsansätze, so die Mediatorin Michaela Strapatsas. | Foto: prontolux
  • Streiten ist gut: Beim Streiten entstehen neue Lösungsansätze, so die Mediatorin Michaela Strapatsas.
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WOCHE: Was machen Sie als ausgebildete Mediatorin in Graz?
Michaela Strapatsas: Grundsätzlich besteht meine Arbeit aus Vermittlung. Ich helfe Menschen mit Konflikten einen kreativen Weg zu finden, um diese zu lösen. Ich hinterfrage ihre Probleme, spreche auch Verbotenes an und helfe ihnen somit Lösungsompetenzen zu entwickeln. Und ich achte, dass solche Konflikte während des Gespräches nicht ausufern – also ich bin so etwas wie der Schiri am Fußballfeld.

Stichwort Bundespräsidentenwahl: Bräuchte Österreich einen Mediator?
Oh, Österreich bräuchte eine ganze Menge an Mediatoren. Ich glaube aber, das größte Problem hier ist, dass wir Mediatoren immer erst gerufen werden, wenn die Hütte bereits brennt. Derzeit knallen zwei Strömungen aufeinander: Die Kultur der Verzweifelten und die der sogenannten „Gutmenschen“. Die Lösung für das Problem liegt jetzt in der Zusammenarbeit. Man muss nun gemeinsam neue, vernünftige Lösungen für unsere Probleme suchen. Und ich bin mir sicher, wir können das. Aber: Das geht natürlich nicht von heute auf morgen! Das ist ein langwieriger Prozess, der dauert. Gut Ding braucht Weile.

Wie wichtig ist hier Kulturvermittlung und wie fortschrittlich ist dabei Graz?
Vor allem im Rahmen der Polizeimediation, die wir schon seit 13 Jahren in der Steiermark betreiben, habe ich bemerkt wie wichtig Kulturvermittlung auch in Graz ist. 60% der Fälle haben immerhin kulturelle Hintergründe. Das fängt zum Beispiel schon beim Thema Lärmbelästigung an. Mit Projekten wie „Gute Nachbarschaft“ zeugt Graz hier von großer Innovationskraft und ist anderen Hauptstädten um einiges voraus.

Gibt es dadurch, dass Sie eine Frau sind, manchmal Probleme bei der Vermittlung?
Sagen wir so: Das Frauenbild ist natürlich in vielen Kulturen katastrophal. Das macht es mir als Mediatorin auch nicht immer einfach. Ich habe aber Wege gefunden, meine Arbeit auch in solchen Fällen trotzdem machen zu können. Ich ziehe zum Beispiel immer Vertreter aus Kulturkreisen oder Religionsgemeinschaften hinzu. Respektpersonen, denen die Menschen vertrauen – einen Imam zum Beispiel. Vetrauen und Respekt sind hier nämlich unabdinglich.

Auch Gesundheitsförderung gehört zu Ihrem Aufgabenbereich. Welche Rolle spielt hier die Mediation ?
Mediation spielt hier insofern eine wichtige Rolle, als das körperliche Wohlbefinden zu 80 bis 90 % auf dem psychischen und sozialen Wohlbefinden aufbauen. Burn-Out oder Bore-Out sind hier vielen ein Begriff. Ich unterstütze Firmen dabei gemeinsam Ziele zu formulieren, zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten zu kommunizieren.

Wie stehen Sie zu Frauenquoten in Unternehmen?
Wieso denn nicht? Wenn Frauen die gleichen oder sogar die besseren Voraussetzungen mitbringen. Oftmals sind sogar unfähige Männer in Führungspositionen, die sie sich nicht einmal erarbeiten mussten. Der Grund liegt hier am mangelnden Selbstbewusstsein vieler Frauen, die enorme Qualifikationen mitbringen, sich aber viel zu wenig zutrauen. Warum soll’s hier nicht die Quote sein?

Zum Schluss: Streiten Sie selber öfter? Natürlich. Und ich mache es gerne. Aus Konflikten können wunderbare neue Lösungen entstehen.

WOCHE-WORDRAP

Das Beste daran, eine Frau
zu sein … ist es, in der heutigen Zeit leben zu dürfen. Mein Dank gilt hier allen Feministinnen, die dafür gekämpft haben.
Als Kind habe ich davon
geträumt … Abenteuer zu erleben.
Als Comic-Figur wäre ich
gerne … Dagobert Duck

Steckbrief

- geb. 1966 in Graz
- Ausbildung: Masterstudium Mediation, Zahlreiche Aus- und Weiterbildungen, u. a. in systemischer Beratung und Konfliktmanagement.
- Leiterin des Instituts für interkulturelle Kommunikation, Mediation und der Organisationsberatung im Diversity Consult Network in Graz
- Zahlreiche Publikationen zu den Themen kulturelle Vielfalt, Gesundheitsförderung, Wohnen und Polizeimediation

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