Emanzipation am Stadtplan: "Mehr Straßen brauchen Frauennamen"

Anlässlich des Weltfrauentages am 8. März organisieren Sie in Graz die Ausstellung „Lost Space ? – Frauenstraßen Frauenplätze“ und zeigen dabei Bilder von öffentlichen Plätzen, die nach Frauen benannt sind. Warum?
Nur 40 Straßen und Plätze sind nach Frauen benannt, aber es gibt ca. 800 topografische Bezeichnungen, die sich auf Männer beziehen. Sarah Lintschnig, mit der wir hier von „culture unlimited“ zusammenarbeiten, untersuchte das in ihrer Diplomarbeit. Wir wollen das Ungleichgewicht aufzeigen und, dass Leistungen von Frauen viel seltener im öffentlichen Raum gewürdigt werden.

Woher kommt das Ungleichgewicht?

Es basiert auf einer prinzipiellen Diskriminierung. Frauen müssen oft mehr Leistung erbringen und viele Frauen aus der Kunst, Politik oder Wissenschaft werden nicht ausreichend in den Fokus gerückt. In der Schule lernen Kinder etwa, dass Frauen in Österreich seit 1919 wählen können. Wer aber die Persönlichkeiten der Frauenbewegung waren, geht unter.

Straßen dürfe nur nach Personen benannt werden, die nicht mehr leben. In der Vergangenheit waren Frauen in den Möglichkeiten, sich zu engagieren sehr eingeschränkt. Gäbe es genug Namensspenderinnen?
Ja, im letzten Jahrhundert ließen sich auf jeden Fall genügend Frauen finden.

Welche Frau würden Sie für eine Neubenennung vorschlagen?
Als erstes fällt mir Grete Schurz, die erste Frauenbeauftragte Österreichs, ein. Leider gibt es aber bei Straßenbenennungen die Voraussetzung, dass die Person tot sein muss, was zum Glück auf Frau Schurz nicht zutrifft. Aber es gibt noch viele andere, wie Johanna Dohnal. Im Zuge der Ausstellung veranstalten wir auch einen Workshop, bei dem die TeilnehmerInnen Namens-vorschläge erarbeiten können.

Sollten nach Männern benannte Straßen dahingehend umgetauft werden?

Ja, wenn sie belastet sind wie die Conrad-von-Hötzendorfstraße oder die Kernstockgasse.

Angesichts alltäglicher Probleme wie der Einkommensschere: Welche Bedeutung haben symbolische Würdigungen wie Straßennamen?
Das betrifft auch die Frage nach dem Gendern. Ich sage: Mit solchen Symbolen kann man Zeichen setzen und auch im Denken etwas verändern. Wenn Frauen im öffentlichen Raum nicht sichtbar sind, sorgt das für Eindrücke, die im Bewusstsein ihre Spuren hinterlassen.

Seit vier Jahren betreuen Sie das Projekt „Lost Space ?“, bei dem Sie Repräsentationen von Frauen im öffentlichen Raum thematisieren. In welcher Form?
Wir befassen uns etwa mit Statuen, Werbeplakaten, Piktogrammen oder feministischen Graffiti und damit, wie Frauen dargestellt werden und sich selbst darstellen.

In Graz gibt es eine feministische Graffiti-Szene?

Ja, wir haben einige Fotos von Graffiti gesammelt – von „Smash Sexism“-Slogans bis zum Weiblichkeitssymbol. Leider verschwinden sie schnell wieder, weil Graffiti ja verboten sind.

Muss feministische Kunst provozieren?

Ob sie provokant ist, liegt im Auge der Betrachtenden und sagt etwas über diese aus. Feministische Kunst kann, aber muss nicht provozieren. Ein Beispiel ist die Begrüßung „Grüß Göttin“, die Ursula Beiler an der Westautobahn in Tirol anbrachte. Es gab heftige Reaktionen, die sie überraschten.

Was hat Sie an Ihrer Arbeit überrascht?
Dass Darstellungen von Frauen in der Werbung immer sexistischer werden. Abgesehen vom Fleischbeschau, ist auch die Symbolik eindeutig. Aber es gibt in Graz zum Glück eine sehr engagierte Watch-Group gegen sexistische Werbung und eindeutige Reaktionen als Gegenwehr seitens der feministischen Sprayerinnen.

Wie sind Sie zur Feministin geworden?
Als Teenager, wenn man beginnt sich sozial und politisch zu bilden, wurde mir klar, dass die Gleichberechtigung von Mann und Frau das soziale Thema schlechthin ist. Denn wenn die Hälfte der Menschen benachteiligt ist, legt das die Basis für alle anderen Arten von Diskriminierung.

STECKBRIEF
- geboren am 30. 7. 1974
- Kulturarbeiterin beim Verein
„culture unlimited“
- eine Tochter (2 )
- von 4. bis 10. März kann man die
aktuelle Ausstellung von „Lost Space“ im GrazMuseum sehen.

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