1.000 Tonnen Lebensmittel gerettet
Foodsharing Graz feiert 10-jähriges Jubiläum
Die Initiative Foodsharing ist seit 2013 in Graz aktiv. Sie hat sich in den letzten zehn Jahren von einer kleinen, alternativen Gruppe zu einer Organisation entwickelt, die in allen Bevölkerungsschichten und Betrieben Zuspruch findet.
GRAZ. Ein Drittel der Lebensmittel in Österreich wird weggeworfen. Zur Verdeutlichung: Wien allein wirft so viel Essen weg, wie ganz Graz benötigt. Die Initiative Foodsharing kämpft seit zehn Jahren gegen diese Lebensmittelverschwendung an - und das mit Erfolg: Allein in diesem Jahr wurden in der steirischen Landeshauptstadt bereits 13.000 Mal verschiedenste Lebensmittel von 90 Betrieben gerettet. Seit dem Start in 2013 konnten ganze 1.000 Tonnen Essen vor dem Müll bewahrt werden - das entspricht rund 28 voll beladenen Sattelschleppern.
Umdenken in der Bevölkerung
Ihren Anfang fand die Initiative 2012 in Deutschland, wenig später hat sich die Organisation auch im restlichen deutschsprachigen Raum - darunter Graz - etabliert. Ziel war und ist noch immer, übriggebliebene Lebensmittel zu retten und zu einem Umdenken in der Bevölkerung zu führen. "Dieses Umdenken soll dazu beitragen, dass die Rettung von Lebensmitteln in Zukunft gar nicht mehr nötig ist, weil sowieso nur mehr so viel produziert wird, wie benötigt wird", erklärt Andreas Koseak vom Foodsharing Standort Graz.
"Die Bevölkerung war anfangs skeptisch, Foodsharing wurde auch oft mit illegalen Aktivitäten wie dem Containern in Verbindung gebracht", erinnert sich Koseak an die Anfangszeit. Außerdem war es schwierig, Betriebe zu finden, die sich der Initiative anschlossen. Nach und nach ließen sich aber sowohl Aktivistinnen und Aktivisten als auch die ersten Betriebe - oft vegetarische oder vegane Restaurants - von dem Konzept des völlig legalen Foodsharings überzeugen. Die kleine, alternative Gruppe von Foodsaverinnen und -savern entwickelte sich so langsam aber stetig zu einer Organisation, die Personen aus allen Alters- und Bevölkerungsschichten von Studierenden über Hilfsarbeiterinnen und -arbeitern bis hin zu Beamtinnen und Beamten oder promovierten Personen umfasst. Heute sind insgesamt 500.000 Menschen an der Bewegung beteiligt, 1.800 davon in Graz.
24 Fairteiler in der Stadt
Neben Fixabholungen durch Foodsaverinnen und -saver gibt es auch die Möglichkeit, übriggebliebene Lebensmittel aus sogenannten Fairteilern zu retten. Fairteiler sind Regale oder Kühlschränke, an denen man Lebensmittel kostenfrei vorbeibringen oder abholen kann. In Graz gibt es mittlerweile 24 Fairteiler in der Stadt verteilt. Fünf davon wurden von der Stadt in Kooperation mit dem Bürger:innenbudget Graz finanziert. Mit dem Umweltamt der Stadt sei eine Zusammenarbeit auch in Zukunft geplant, etwa wenn es um Nachbesserungsbedarf aufgrund von Gebrauchsspuren an den einzelnen Fairteilern geht. Koseak wünscht sich außerdem noch mehr Standorte in der Landeshauptstadt: "Mindestens ein Fairteiler in jedem Grazer Bezirk wäre wünschenswert", meint er.
Alle Fairteiler-Standorte findest du hier.
Logistik-Probleme
Die größten Hürden, die die Foodsharing-Bewegung in Graz derzeit bewältigen muss, sind logistischer Natur. Obwohl in den letzten Jahren auch vermehrt mit größeren Ketten zusammengearbeitet und eine strukturierte Vorgehensweise erarbeitet wurde, ist es insbesondere für Bäckereien, Schulen, Restaurant-Buffets sowie Caterings schwierig, Freiwillige zu finden. Das Retten von Lebensmitteln aus solchen Betrieben ist mit sehr hohem Zeitaufwand verbunden - die Lebensmittel müssen nicht nur abgeholt, sondern auch extra portioniert werden, bevor sie dann weiter "fairteilt" werden können.
Die Initiative will so lange aktiv bleiben und weiter wachsen, bis Lebensmittelverschwendung kein Thema mehr ist. Das bedarf laut Koseak aber auch politischer Maßnahmen und Gesetze, die das Wegwerfen von genießbaren Lebensmitteln verbieten. In anderen Ländern wie Frankreich oder Tschechien gibt es solche Gesetze bereits.
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