Umweltexpertin Helga Kromp-Kolb
"Gegen die Klimakrise gibt es keine Impfung"
Corona hat sie ein wenig aus den Schlagzeilen verdrängt, dennoch schwebt sie nach wie vor als Damoklesschwert über der Welt: die Klimakrise. Die Rahmenbedingungen für die Debatte hätten sich aber verändert, attestierte Styria-Vorstand Kurt Kribitz bei seiner Begrüßung zur Diskussion "Green Pressure, die Welt unter Druck", die live aus der Skylounge des Styria-Towers übertragen wurde.
"Klimaneutral bis 2040"
Moderator Ernst Sittinger konnte dazu zwei hochkarätige Gäste begrüßen, Umweltministerin Leonore Gewessler und Österreichs berühmteste Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb standen vor laufenden Kameras Rede und Antwort. Ein aktueller Anlass stand am Beginn: der AUA-Kurzstreckenflug von Graz nach Wien. Gewessler zeigte sich zwar diplomatisch, man darf aber davon ausgehen, dass diese Route in absehbarer Zeit Geschichte sein wird. Kromp-Kolb wollte aber gar nicht auf Einzelmaßnahmen fokussieren: "Faktum ist, dass wir bis 2040 klimaneutral sein müssen. Je weniger wir beim Flugverkehr erreichen, desto mehr müssen wir in anderen Bereichen machen." Die Zuversicht hält sich in Grenzen: "Ich kann die notwendige Geschwindigkeit zur Erreichung der Klimaziele noch nicht sehen." Allerdings würden wir aktuell an einem Entscheidungspunkt stehen, Corona böte die Möglichkeit einer Zäsur: "Wir müssen uns fragen, ob wir das Alte wiederherstellen wollen. Oder ob wir etwas Neues wagen." Corona habe die Menschen zum Nachdenken gebracht, vieles sei umgestellt worden: "Wir haben wieder beim Greißler, beim lokalen Buchhändler gekauft."
Diese Chance nicht zu nützen ist aus Sicht von Kromp-Kolb keine Option: "Die Klimakrise ist eine viel, viel größere als die Coronakrise. Wir sind alle betroffen – und in diesem Fall wird es keine rettende Impfung geben."
Über Steuern steuern
Gewessler sieht die Politik hier in lenkender Funktion: "Umwelt- und klimafreundliches Verhalten muss am billigsten und einfachsten sein." Es bedürfe außerdem eines Umbaus des Steuersystems, so dass es fair für Mensch und Umwelt sei. Dazu brauche es Paradigmenwechsel. "Wir dürfen nicht die alten Fehler wiederholen und Arbeit gegen Klima, Wirtschaft gegen Klima ausspielen. Wir müssen es zusammendenken, aus dem ,oder‘ ein ,und‘ machen." Dann würden die Klimaziele auch keinen Wohlstandsverlust bedeuten. "Wir werden weiter mobil sein – aber anders."
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