Ausgesetzt
Graz bekämpft Tigermückenplage mit 600.000 sterilen Männchen
Dienstagvormittag wurden im Rahmen eines Pilotprojekts in der Heimgartenanlage Schönau 125.000 sterile Tigermücken-Männchen ausgesetzt. In den kommenden Wochen sollen rund 475.000 weitere folgen, um die Fortpflanzung der aggressiven Blutsauger und potenziellen Überträger von Tropenkrankheiten zu reduzieren.
GRAZ/JAKOMINI. Seit Jahren wird die asiatische Tigermücke den Grazerinnen und Grazern zur Plage. Besonders im Süden der Stadt scheinen sich die tagaktiven Blutsauger besonders wohl zu fühlen. Nun wurde im Heimgarten Schönau ein in Österreich bislang einzigartiges Pilotprojekt gestartet, das sich an bereits erfolgreichen Bekämpfungsmaßnahmen rund um den Globus orientiert.

- Zufrieden mit der "Tigermücken-Auswilderung" (v.l.): Gertrude Miculics (Heimgartenverein Schönau), Chantel De Beer, Thomas Wallner und Hanano Yamada (Seibersdorf Labor GmbH), Stadtrat Robert Krotzer mit Leiterin Eva Winter und Erwin Wieser (Gesundheitsamt Graz)
- Foto: Christoph Lamprecht
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Zum Einsatz kommt die sogenannte SIT-Methode ("Sterile Insect Technique"), bei der Tigermücken-Männchen durch Röntgenstrahlung unfruchtbar gemacht werden, sodass nach der Paarung mit Weibchen aus den abgelegten Eiern kein Nachwuchs hervorgeht. Hintergrund: Das Aussetzen der sterilen Männchen wird Menschen nicht zur zusätzlichen Last, da nur die Weibchen stechen, Blut saugen und im schlimmsten Fall Krankheiten übertragen.

- Um die Populationen bzw. Generationen der Tigermücken zu überwachen, werden diese zunächst gefangen, dann unterschiedlich eingefärbt.
- Foto: Christoph Lamprecht
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Ausweitung nach Pilotphase angedacht
Mit dem wissenschaftlich begleiteten Projekt hofft man seitens der Stadt, die Tigermücken-Population im Testgebiet um 70 Prozent zu reduzieren. Verläuft alles nach Zufriedenheit, soll die SIT-Methode in den nächsten Jahren auch in anderen Grazer Bezirken zum Einsatz kommen. Die Technik allein sei allerdings keine endgültige Lösung, wie Erwin Wieser von der Stabstelle Strategischer Infektionsschutz des Gesundheitsamts: "Die Tigermücke ist gekommen und bleiben, damit man die Populationen nachhaltig kleinhalten kann, müssen sich alle Gartenbesitzer beteiligen."

- Am Dienstag erfolgte beim Heimgartenverein Schönau (Jakomini) der Startschuss mit der Freilassung von 125.000 sterilen Tigermücken-Männchen.
- Foto: Foto Fischer
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Was das genau bedeutet, erklärt Gesundheitsstadtrat Robert Krotzer (KPÖ): "Stehendes Wasser in Regentonnen, Blumentopfuntersetzern, Gießkannen oder Vogeltränken sollte entfernt oder abgedeckt werden, um Brutstätten zu vermeiden."

- Im Grazer Gesundheitsamt gibt man seit Jahre einfache Tipps zur Eindämmung der Tigermücke aus. Am Foto: Experte Erwin Wieser, Amtsleiterin Eva Winter und Stadtrat Robert Krotzer.
- Foto: Foto Fischer
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Dabei gehe es nicht nur darum, juckende Stiche zu vermeiden, so die Leiterin des Gesundheitsamts, Eva Winter: "Tigermücken haben das Potenzial Tropenkrankheiten zu übertragen. Bisher ist das zum Glück noch nicht passiert, aber umso großer die Populationen sind, desto höher wird die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein durch Reisen eingeschlepptes Virus in Graz verbreitet."
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