Hallo, Nachbar! Miteinander leben statt nebeneinander

Tausche Hilfe beim Blumengießen gegen Hilfe beim Putzen: In der Bahnstraße gibt es eine „Talente-Börse“.
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  • Tausche Hilfe beim Blumengießen gegen Hilfe beim Putzen: In der Bahnstraße gibt es eine „Talente-Börse“.
  • hochgeladen von Elisabeth Pötler

Ein Klassiker: Die gatschigen Turnschuhe des lieben Nachbarn stehen am Gang, jeden Tag stolpert man drüber. Anderes Beispiel? Beim Kochen am Sonntag bemerken Sie: Das Salz ist leer! Wer könnte aushelfen?
Der Kontakt mit den Nachbarn gehört zum Leben: Manchmal ist er zum Naserümpfen, manchmal zum Lächeln. Doch eine alltägliche Gesprächsbereitschaft ist nicht selbstverständlich. „Nachbarschaften werden heute immer seltener bewusst gelebt“, sagt Janosch Hartmann vom Servicebüro „Zusammen wohnen“, das sich im Auftrag des Landes für ein gutes Wohnklima einsetzt (siehe links). Das Projekt hat ein Jahr lang Nachbarschaftsinitiativen begleitet, die als Vorzeigebeispiele dienen können. Dabei zeigt sich: Gute Nachbarschaft ist auch eine Frage des Willens.

Talente tauschen
Ich gieße deine Blumen, du hilfst mir beim Kuchenbacken: So in etwa unterstützen sich die Nachbarn in der Unteren Bahnstraße in Graz. Sie haben einen „Talente-Tauschkreis“gegründet.
Dabei war das Zusammenleben der 64 Parteien anfangs schwierig: Streit – etwa über spielende Kinder – standen an der Tagesordnung. Geholfen hat eine Mediation durch Profis: „So haben wir uns kennengelernt“, sagt die Bewohnerin Gabriele Sahin-Koller. Sie meint: „Viele Probleme entstehen, weil man nicht miteinander redet.“ Nun kennen sich die Nachbarn mit ihren Eigenheiten und Stärken – und machen sich ihre Talente zunutze: „Getauscht“ wird etwa Hilfe bei der Gartenarbeit gegen ein nicht benutztes Fahrrad. „Der Alltag ist nun viel schöner. Ich selbst lebe alleine und weiß, dass ich immer auf meine Nachbarn zählen kann“, sagt Sahin-Koller. Ihr Tipp: „Oft braucht es einfach Mut, um freundlich auf den anderen zuzugehen.“

Bunte Bilder für alle
Knallige Graffitis zeugen vom Gemeinschafssinn am Breitenweg in Graz-St. Peter: Die Bewohner hier haben kahle Betonwände gemeinsam besprayt. „Die Bilder wurden anfangs probehalber aufgemalt“, sagt Hartmann. Jeder wusste, wenn sie nicht gefallen, werden sie überpinselt. Denn: Gute Nachbarschaft braucht einen gemeinsamen Nenner. Zusammengeführt haben die Nachbarn außerdem auch gemeinsams Siedlungsfeste. Die Bewohnerin Herta Piewald sagt: „Wir leben nicht mehr nebeneinander, sondern miteinander.“ Nachzulesen auf: www.breitenweg7.at

So werden Sie ein guter Nachbar

Sechs Regeln für ein nettes Zusammenleben und weniger Streitereien.
Man kann das Leben in ein und demselben Wohnhaus lieben und dennoch ziemlich verschiedene Alltagsgewohnheiten haben. Wie eine gute Nachbarschaft trotz aller Unterschiede gelingt, erklärt Janosch Hartmann vom Servicebüro „Zusammen wohnen“.
1. Sich vorstellen. Eigentlich ist es einfach: Wer neu einzieht, stellt sich den anderen Nachbarn vor. Also: An Tür läuten, ein paar freundliche Worte sprechen – so zeigt man Interesse und legt eine gute Basis.
Ebenso selbstverständlich: Grüßen – auch wenn einen der Nachbar noch nicht gesehen hat. Kleine Gesten wie die Türe aufzuhalten zeugen von Respekt.
2. Die Regeln des Hauses.In der Hausordnung stehen die offiziellen Regeln für das Zusammenleben. Außerdem gibt es aber meistens auch „unausgesprochene“ Regeln. Erkundigen Sie sich danach!
3. Das Leben im Freien. Im Frühling verlagert sich der Alltag wieder stärker ins Freie – auf den Balkon oder in den Garten. Damit ist auch klar: Hier muss man Rücksicht nehmen. Das heißt zum Beispiel: Niemanden mit lauter Musik zwangsbeglücken und beim Blumengießen den Balkon des Nachbarn nicht mitbewässern.
4. Gemeinsame Räume.
Stiegenhaus, Keller, Lift, Radabstellplatz, … Teile des Hauses werden gemeinsam genutzt. Hinterlassen Sie die Räume so, wie sie diese gerne vorfinden möchten.
5. Der liebe Müll
Ein Thema, das oft für Streit sorgt: die Mülltrennung. Halten Sie sich an die Regeln und halten Sie den Müllplatz sauber. Die Entsorgung von ungetrennterm Müll kostet mehr Geld.
6. Reden, reden, reden! Eine wichtige Regel: Wenn etwas am Verhalten des Nachbarn stört, sollte man es freundlich ansprechen. Sich wochenlang heimlich über den schmutzigen Keller zu ärgern, hilft wenig: Der Nachbar weiß es womöglich nicht und man selbst staut Wut an und wird irgendwann wirklich unfreundlich. Also: Frühzeitig nachfragen und sachlich die eigenen Bedürfnisse kundtun.

DIE INITIATIVE
„Zusammen wohnen“ ist eine Initiative des Landes Steiermark und des Verbandes gemeinnütziger Bauvereinigungen in der Steiermark (GBV).
Das Servicebüro „Zusammen wohnen“ berät Nachbarschaften, die Aktionen für ein gutes Zusammenleben umsetzen wollen.

DAS PROJEKT

Das Projekt „Engagierte Nachbarschaften“ von „Zusammen wohnen“ will Anreiz für eine gutes Miteinander bieten und positive Beispiele vermitteln.
Steiermarkweit wurden für das Projekt 2014 sieben Nachbarschaftsprojekte begleitet, zwei davon in Graz (siehe rechts). Ein eigenes Handbuch dazu ist im Servicebüro erhältlich.
Mehr Infos online auf www.zusammenwohnen.steiermark.at oder unter der Nummer 0316/807 379 0.

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