Gegen die Hitze
Heimische Firma entwickelt Sonnenschutz für Grazer Plätze
Die Grazer Firma "WoundWo" will Graz jetzt mit visionären Konzepten abkühlen, entwickelt hat ma diese gemeinsam mit der Fachhochschule Joanneum.
GRAZ. Es ist ein Sommer, wie es ihn früher noch nicht gab: Bis Mitte September werden wir in Graz rund 70 so genannte Sommertage mit Temperaturen deutlich jenseits der 25 Grad erlebt haben. Zum Vergleich: In den 1980er- und 1990er-Jahren waren es nicht einmal 50 solcher heißer Tage. Tendenz übrigens steigend, aktuelle Klimamodelle gehen davon aus, dass wir bis 2070 mit 120 Hitzetagen zu rechnen haben.
Die Hitze der Stadt ...
Gerade die innerstädtischen Straßen und Plätze heizen sich dabei extrem auf, machen ein Verweilen zum Teil schon fast unmöglich. Genau dort setzt das Grazer Unternehmen "WoundWo" jetzt an – und will mit Moos und Solar für Abkühlung sorgen.
Klingt einfach, ist es natürlich nicht. Deshalb hat man sich Unterstützung von der FH Joanneum geholt und gemeinsam visionäre Design- und Konzeptstudien zur Kühlung des Stadtkerns erarbeitet. "Mit funktioneller Beschattung könnte die Hitze insbesondere an öffentlichen Plätzen deutlich reduziert werden", sind die "WoundWo"-Geschäftsführer Wolfgang Kuss und Alexander Foki überzeugt.
Im Detail erklören die Grazer Sonnenschutzpioniere ihren Ansatz so: „Eine ideale Beschattung hat eine wichtige Funktion im Zusammenspiel von Gebäudehülle und Haustechnik. Eine passgenaue Sonnenschutzlösung passt sich den klimatischen und bauphysikalischen Gegebenheiten an." Der Effekt: Um bis zu neun Grad Celsius könnte die Temperatur – das belegt auch eine gemeinsame Studie mit der TU Graz – nur durch Beschattung reduziert werden. Foki betont: „Entscheidend ist es vor allem, dass wir auf Beschattung setzen und Klimageräte aus den Städten verbannen. Denn diese erzeugen neue Hitze und verbrauchen viel Energie.“"
Sechs neue Konzepte für Grazer Plätze
Der Studiengang "Industrial Design" der FH Joanneum hat mit "WoundWo" inzwischen insgesamt sechs Ansätze entwickelt, um insbesondere Kühlung an öffentlichen Plätzen zu ermöglichen. Dazu gehört etwa eine urbane Außenbeschattung für den öffentlichen Raum: Der aus individuell zusammensetzbaren Moos-Modulen bestehende Sonnenschutz „Ivy“ dient bei heißen Temperaturen nicht nur als Platz zur Abkühlung, sondern bei Regen auch als Witterungsschutz.
„Das Konzept könnte ohne größere Baumaßnahmen etwa an Haltestellen eingesetzt werden, auch ein Einsatz bei Großveranstaltungen wäre sinnvoll“, erklärt Entwicklungsleiter Anton Hammer. Als Energielieferant dient das Konzept „Inmotion“: Der konzipierte Sonnenschutz generiert über die Bewegung der Lamellen aus "PVDF" (besonders strahlenbeständiger Kunststoff), grüne Energie. Vereinfacht gesagt: Vorbeifahrende Straßenbahnen, Busse oder Autos würden die Lamellen bewegen und so eine autarke Stromversorgung des Sonnenschutzes ermöglichen. Diese Technologie ist nicht neu, in Tunnels kommen derartige Technologien bereits zum Einsatz.
Weitere Konzepte sind zum Beispiel eine autarke Außenbeschattung mit elektrostatischem Pollenschutz, integrierte transparente Solarzellen auf zwei Ebenen in einer textilen Beschattung – bis hin zu einer Reinigung der Außenluft, wie es „Salubreeze“ verspricht: Durch diese Variante erhöht sich nicht nur die Luftqualität, sondern auch die Differenz zwischen Raum- und Außentemperatur um fünf bis acht Grad.
Solarantriebe und Smartphone-Steuerung
„Diese Konzepte beweisen den hohen Innovationsgrad von Sonnenschutzlösungen", ergänzt Kuss. Einzelne Innovationen aus der gemeinsamen Forschung werden derzeit in Bezug auf eine mögliche Umsetzung beziehungsweise Integration in bestehende Systeme geprüft. Was alle Varianten eint: Sie setzten auf Funktionen wie Solar-Antrieb und Smartphone-Steuerung.“ Vor allem digitalbasierte Steuerungen seien sinnvoll: „Das ist keine Spielerei, sondern kann den Energieverbrauch maßgeblich senken“, so Kuss.
Zum Unternehmen:
"WoundWo" steht international für professionelle und individuelle Lösungen bei Sonnenschutz und Fassadenbeschattung. Das Unternehmen beschäftigt aktuell 330 Mitarbeiter und wurde 1952 gegründet. Der Hauptzielmarkt ist Österreich, die Exportquote beläuft sich auf 50 Prozent. Die Topexportmärkte sind Deutschland, Schweiz und Frankreich. "WoundWo" verfügt über Auslandsniederlassungen in Deutschland, der Schweiz, Frankreich und ein internationales Vertriebsnetz. Weitere Informationen unter www.woundwo.com.
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