Alte Grazer Hauptbrücke
Historische Brücke soll wiederbelebt werden

- Hasso Hohmann bedauert, dass der Maskaronstein verkümmert, den er 1996 aus der Mur bergen ließ.
- Foto: Konstantinov
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Die Bemühungen um die alte Grazer Hauptbrücke gehen weiter: Die einst prächtige Brücke wurde 1965 durch die weniger schmuckvolle, heutige Erzherzog-Johann-Brücke ersetzt. Die Relikte der alten Brücke verkümmern seitdem zum Teil in der Mur, am Ufer oder in einer Lagerhalle. Nachdem es bereits mehrere Anläufe gegeben hat, werden aktuell wieder Stimmen aus der Bevölkerung laut, die historischen Teile müssten in irgendeiner Form gesichert werden. Seitens der Politik fühlt sich bisher allerdings niemand zuständig.
GRAZ. "Es ist eines der bedeutendsten Kulturgüter von Graz und gehört daher unbedingt gesichert", sagt Antik-Händler Alexander Kossär über die alte Hauptbrücke, die einst die beiden Murufer zwischen Murgasse und Südtirolerplatz verbunden hat. 120 Laufmeter des Geländers, sowie mehrere Maskaronsteine und Dekorteile der schmuckvollen Brücke hat der Grazer in einer Lagerhalle seines Baumarkts für alterlesenes Baumaterial untergebracht. Die Stücke wurden zu einem großen Teil in der Mur "entsorgt", als die Brücke 1965 nach Ablauf ihrer Lebensdauer durch die heutige, weniger schmuckvolle Erzherzog-Johann-Brücke ersetzt wurde.

- Die gründerzeitliche Prachtbrücke war geschmückt mit Marmor und Eisen.
- Foto: Sammlung Kubinzky
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Kulturgut verkümmert unter der Brücke
Einige weitere Relikte sind unmittelbar unter der Erzherzog-Johann-Brücke, am Murufer ausgestellt, darunter zwei mächtige Maskeronsteine aus Marmor zu je 2,7 Tonnen. "Leider wurde hier der südliche, unbeschädigte Maskaronstein allerdings von Vandalen massiv beschädigt und durch aufgesprayte Texte entstellt", legt Hasso Hohmann dar, der jenen Stein 1996 im Auftrag des Internationalen Städteforums aus der Mur bergen ließ. Er schlug schon damals vor, die Steine auf anstatt unter der neuen Brücke zu platzieren, um sie zum einen vor Vandalismus zu schützen und zum anderen für die Grazerinnen und Grazer sichtbar zu machen.

- Die Bergung des 2,7 Tonnen schweren Marmorsteins wurde 1996 vom Internationalen Städteforum veranlasst.
- Foto: Hasso Hohmann
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Immer wieder gab es seitdem Bestrebungen, die historischen Teile der Brücke in irgendeiner Form in die bestehende, eher schmucklose Brücke zu integrieren – nicht nur die Maskaronsteine, sondern auch die Figuren und das Geländer. "Die alte Hauptbrücke war eine gründerzeitliche Prachtbrücke – dass die Brett-artige Erzherzog-Johann-Brücke kein architektonisches Wunderwerk ist, steht außer Streit", trauert Stadthistoriker Karl Albrecht Kubinzky der einstigen Hauptbrücke nach, hat aber keine große Hoffnung mehr dafür, dass die Stadt sich der Thematik annimmt.
Keine Lobby für Geschichte
Dass die Einzelteile der alten Brücke in der Stadt verstreut verkümmern, liegt wohl auch daran, dass die Relikte nicht unter Denkmalschutz stehen. Insofern ist das Kulturamt für die Angelegenheit nicht zuständig. "Die alte Hauptbrücke war ein imposantes Bauwerk. Ich kann verstehen, dass ihr bis heute viele Grazer nachtrauern. Man muss sich anschauen, ob man sie, in welcher Form auch immer, wieder aufleben lassen kann", sagt Kulturstadtrat Günter Riegler (ÖVP), der verweist, die Entscheidung obliege der Bürgermeisterpartei KPÖ gemeinsam mit den Koalitionspartnern.

- Die Erzherzog-Johann-Brücke, die 1965 errichtet wurde, ist im Vergleich zur alten Prachtbrücke eher schmucklos.
- Foto: RegionalMedien Steiermark
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"Es gibt keine Lobby für diese Dinge", stellt Kossär mit Bedauern fest. Der Antik-Händler bietet an, sich "sehr flexibel" zu zeigen, und die Stücke günstig zur Verfügung zu stellen, sollte die Stadt die Teile kaufen wollen. Wünschen würde er sich das nicht nur aufgrund der Kosten, die bei ihm für die Lagerung anfallen, sondern vor allem, weil die Relikte aus seiner Sicht unbedingt gesichert gehören: "Es wäre schön, wenn man das für die Grazer und die Nachwelt erhalten würde."
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