Im Einsatz für junge Flüchtlinge: Frau Ruth ist da für „ihre Jungs“

Sie ist eine Art Grazer Ute Bock: Ruth Seipel hilft und fördert junge Flüchtlinge mit Leib und Seele. | Foto: geopho
  • Sie ist eine Art Grazer Ute Bock: Ruth Seipel hilft und fördert junge Flüchtlinge mit Leib und Seele.
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WOCHE: Sie haben den Menschenrechtspreis 2015 der Stadt Graz bekommen. Was genau tun Sie mit Ihrem Vereien Mentorus für junge Flüchtlinge?
Ruth Seipel: Ich unterstütze meine Jungs dabei, ihr Potenzial zu entfalten. Das sind Menschen, die großes Potenzial in sich haben – schon alleine, weil sie ihre Flucht alleine als Kinder oder Jugendliche meistern mussten. Das ist keine gemütliche Reise.

Wer sind „Ihre Jungs“?
15 junge Männer, 14 aus Afghanistan, einer aus Somalia. Sie sind über 18 und als unbegleitete minderjährige Flüchtlinge gekommen. Der Hintergrund: Mit 18 fallen sie aus der Betreuung für Minderjährige und sind mehrheitlich auf sich alleine gestellt. Das ist, als ob Eltern zu ihrem Kind sagen: Du bist 18, jetzt schau, wie du es alleine schaffst.

Wo leben die Männer?
In Flüchtlingsquartieren oder privat. Ich bin da, wenn sie Hilfe brauchen und unterstütze sie bei Alltäglichkeiten. Wie unterstützen Sie sie? Eines meiner Hauptanliegen ist die Bildung. Durch das Projekt „Mentor me“ werden die Jungs individuell gefördert: Einige besuchen die Hauptschule, andere machen eine Lehre, andere sind an höheren Schulen. Ich unterstütze sie gemeinsam mit Freiwilligen in einer Eins-zu-eins-Betreuungssituation dort, wo sie Hilfe brauchen. Ich motiviere sie auch dazu, ihre Ziele zu benennen.

Sie sind eine Art Coach?
Ein bisschen. Ich frage sie: Was willst du? Was willst du in deinem Leben? Wenn sie eine Ziel haben, überlegen wir, welche Schritte notwendig sind. Die Jungs mussten schnell erwachsen werden und ihr Überleben sichern. Da gab es keine Zeit für Ziele oder eine normale Entwicklung.

Wie motivieren Sie die Männer?

Bei mir hat es niemand leicht. Die Jungs machen freiwillig mit, aber wenn sie sich dafür entschieden haben, müssen sie auch an ihren Zielen dran bleiben. Da bin ich dahinter! Dafür bekommen sie dann Unterstützung.

Welche Projekte gibt es noch?
In „Bewegte Begegnung“ führen die Männer Projekte für das Gemeinwohl durch. Sie haben etwa den Keller des Mehrgenerationenhauses Waltendorf umgebaut und ehrenamtlich 350 Stunden unter anderem in der Schwarzl-Halle gedolmetscht.

Sie machen auch Sport mit Ihren Jungs.

Ja, das ist quasi die Belohnung. Wenn sie an ihren Ziele arbeiten, können sie Fußball spielen: Sie haben einen guten Trainer, einen Fixplatz in einer Mannschaft und im Winter eine Halle. Dabei lernen sie auch Teamgeist.

Was sagen Sie jenen Menschen, die Angst vor den jungen Männern haben?
Es gibt Medienberichte über Vorfälle, aber das sind Einzelfälle. Ich würde sagen, machen wir ein Experiment: Stecken wir etwa 400 Österreicher ohne Fluchterfahrung in eine Halle mit wenig Privatsphäre und schauen wir, was passiert.

Welche Beziehung haben Sie zu den Männern?
Haben Sie eine Mutter-Rolle? Ich bin vieles für sie: Wenn sie schlecht drauf sind, bin ich Fußabstreifer, ich gebe ihnen Gas, wenn sie Leistung bringen sollen. Ich habe mit ihnen Fußball gespielt … Wir haben ein sehr persönliches Verhältnis. Sie wissen: Ich bin da.

Wovon leben Sie selbst?

Ich leite den Verein als „One-Woman-Show“, arbeite vollzeit ehrenamtlich und lebe von einer kleinen Witwenpension.

WOCHE WORDRAP
Mein erster Gedanke in der Früh:
Kaffee?!
Mein letzter Glücksmoment: Bei der Verleihung des Menschenrechtspreises, als ich die Geschehnisse der letzten Jahre Revue passieren habe lassen.
Ein Lied, bei dem ich laut mitsinge: „Black Magic Woman“ von Santana

STECKBRIEF
55 Jahre, lebt in Graz, gründete im Herbst 2014 den Verein „Mentorus“, arbeitete davor u.a. im IT- und Sozialbereich

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