Immer am Drücker: die Abenteuer einer Kamerafrau

Die Jagd nach den Bildern: Ursula Merzeder filmt auch für „Universum“-Dokus, als Frau ist sie hier eine Ausnahme. | Foto: prontolux
  • Die Jagd nach den Bildern: Ursula Merzeder filmt auch für „Universum“-Dokus, als Frau ist sie hier eine Ausnahme.
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  • hochgeladen von Elisabeth Pötler

Als Kamerafrau sind Sie gerade bei der Snowboard WM am Kreischberg in einer besonderen Position im Einsatz: Sie filmen von einem Masten aus…
Ja (lacht), ich bin auf einem Flutlichtmasten in 25 Metern Höhe – an elf Tagen, jeweils mindestens sechs Stunden. Da wird es ganz schön kühl. In den Pausen überlegt man aber, ob man hinunter- und wieder hinaufklettert – das ist nämlich immer spannend … Dafür habe ich ein Höhentraining absolviert.

Warum tun Sie sich das an?
Es gebe schon ein paar männliche Kollegen, die den Job auch machen würden, aber ich mache es gerne. Es ist eine Herausforderung, vielleicht auch ein bisschen ein Selbstbeweis – gerade als Frau. Wobei ich das in meinem Team nicht notwendig habe.

Wie viele Kamerafrauen gibt es denn hierzulande?
Man muss unterscheiden: Es gibt Filmproduktionen und andererseits den aktuellen Dienst und TV-Dokumentationen. In diesem Bereich bin ich aktiv und ich kenne hier in Österreich nur fünf andere Frauen.

Warum sind es so wenige?
Ich weiß es nicht. Natürlich muss man die Ausrüstung tragen, aber das müssen Fotografinnen ja auch.

Wie schwer ist Ihre Ausrüstung?
Die Kamera wiegt zehn Kilo und das Stativ elf, wobei man meistens zu zweit ist. Körperlich aber ist es schon fordernd.

Müssen Sie sich manchmal Vorurteile anhören – nach dem Motto: gewisse Jobs sind eben nichts für Frauen?
Das habe ich selbst noch nie erlebt. Ich kann sagen: Ich bin in meiner Position sehr gleichberechtigt.

Erleben Sie Überraschung darüber, dass Sie als Frau diesen Job machen?
Ja, sehr oft! Es gibt nette Reaktionen, weil die Leute sehen, wie man sich körperlich einbringen muss: sich auf den Boden setzen, irgendwo raufklettern … Das wird mit Bewunderung und Erstaunen aufgenommen.

Was waren Ihre aufregendsten Momente als Kamerafrau?
Da gibt es viele! Ein Beispiel: Wir haben ein Universum zum Thema Klimawandel gedreht und waren in einer Gletscherhöhle am Pitztaler Gletscher: Die Bergführer haben uns zu Mittag gewarnt, dass sich das Eis bewegen wird, aber wir waren in einem „Film-Rausch“. Erst als neben meinem Kollegen ein Felsstück nach unten gesaust ist, haben wir abgebrochen.

Man kann sagen: Sie sind ein bisschen extrem …
(lacht) Wir sind im Team alle so. Man muss sich auf Situationen einlassen!

Welche Filme drehen Sie sonst?
In meiner Firma, bei Posch-TV, sind wir zu dritt. Wir arbeiten als Kamerateam für den ORF im aktuellen Dienst und wir produzieren auch Dokus etwa zum Thema Alzheimer oder die Doku „Armes Schwein“ über die Rolle des Schweines in unserer Gesellschaft.

Haben Sie den Anspruch, mit Filmen etwas bewegen zu wollen?
Ich möchte Themen aufgreifen, die mir wichtig sind und Seiten zeigen, die wenig präsent sind. Natürlich möchte ich auch immer schöne Bilder liefern. Besonders spannend in meinem Job sind die Einblicke in verschiedenste Themen, die man bekommt: von Opernaufführungen bis zu Schicksalsschlägen.

Gibt es Situationen, in denen Sie sich denken: Das kann ich nicht zeigen?
Ich war mit meinem Team in Gralla, als sich Franz Fuchs die Hände wegsprengte. Seine Eltern sind im Schock vor dem Haus gesessen. Da haben wir Bilder von der Umgebung gedreht. Man kann auch etwas erzählen ohne die Sache selbst zu zeigen – das kann genauso oder stärker berühren.

Gibt es einen klischeehaft „weiblichen Blick“ in der Kameraführung?
Ich glaube nicht. Auch nicht bei frauenspezifischen Themen – die Umsetzung hängt vom persönlichen Zugang. Einmal wurde ich aber in einem rein weiblichen Team angefordert: für eine Doku über moderne Hexen … (lacht).

Sie sind viel unterwegs: Für das Privatleben ist das sicher nicht einfach.
Ich habe keine Kinder, sonst wäre es schwieriger. Meine Freunde sind daran gewöhnt, dass ich sie manchmal für einen Dreh versetzen muss … (lacht).

STECKBRIEF: Ursula Merzeder
- geb. 14. 12. 1968, lebt in Graz
- arbeitet als Kamerafrau und
in der Produktionsleitung
in der Firma „Posch-TV“, die auch für den ORF tätig ist.

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