Dr Streit
Kinder müssen auch den Umgang mit bargeldlosen Zahlungsmitteln lernen
Zu Kinderkonten rät Dr. Philip Streit ab einem Alter von zehn Jahren.
Um den Sinn von Geld zu verstehen, braucht es gewisse entwicklungspsychologische Voraussetzungen. Noch ein bisschen mehr braucht es, wenn statt Scheinen und Münzen eine Bankomatkarte zum Einsatz kommen soll. Nämlich die Fähigkeit, zu erkennen, dass manche Dinge gleich sind, auch wenn sie verschieden aussehen.
Prinzipiell ist es sinnvoll, schon ab dem Alter von etwa vier Jahren Taschengeld in Form von Bargeld zu geben. Ab circa zehn Jahren kann auch ein Konto eingerichtet werden. Das ist grundsätzlich mit keinem Risiko verbunden, gibt es doch für Jugendliche bis 18 Jahre keinen Überziehungsrahmen. Im Umgang mit bargeldlosem Geldverkehr ist die Rolle der Eltern immens wichtig. Gefordert ist eine klare, wachsame Haltung – bis zum 18. Lebensjahr und oft auch darüber hinaus. Sollte das Lehrlingsgeld schon Mitte des Monats verbraucht sein, sollte nichts dazugesponsert werden.
Die prinzipielle Regel ist, kein Stopfen von Löchern, auch wenn es "noch so dringend" sein sollte. Denn der Umgang mit Bankomatkarten und Co. ist ein wunderbares Training für die Selbststeuerung – und wer gelernt hat, zu verzichten, hat später mehr vom Leben.
Hier nun einige Tipps, wie Sie Ihr Kind im Umgang mit bargeldlosen Zahlungsmitteln unterstützen können:
- Gehen Sie in sich. Wie ist Ihr Umgang mit Geld und bargeldlosen Zahlungsmitteln?
- Erlauben Sie und richten Sie ein, durchaus ab zehn Jahren. Übergeben Sie dann aber die Verantwortung für das Konto dem Kind.
- Schaffen Sie klare Rahmenbedingungen, zum Beispiel, wie viel Geld es wann auf das Konto gibt. Ab zehn Jahren sollten das ungefähr 40 Euro pro Monat sein.
- Loben und bestärken Sie. Schreiten Sie ein, wenn es Anzeichen von verschwenderischem Verhalten gibt.
- Seien Sie wachsam, was Internet- und Schnellzahlungen angeht.
- Bleiben Sie beharrlich, aber lieb. Dann wird Ihr Kind Sie auch künftig als wertvollen Unterstützer in Geldprojekten wahrnehmen.
Der Experte: Dr. Philip Streit
Philip Streit ist klinischer Gesundheitspsychologe, Psychotherapeut, Lebens- und Sozialberater.
Von 21. bis 24. Juni veranstaltet er gemeinsam mit vielen anderen den Kongress "Positive Psychologie und die Zukunft von Beratung, Therapie und Coaching in Graz".
Infos und Anmeldung:
www.akjf.at oder 0699 10142463
Leser-Fragen bitte an:redaktion.graz@woche.at oder per Post an „WOCHE Graz“, Gadollaplatz 1/6. Stock, 8010 Graz
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