Kleine Helden und große Kämpfer

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Eigentlich wäre Johannes nun 30 Tage alt. Doch der kleine Bub ist schon seit 122 Tagen auf der Welt und in dieser Zeit hat er gekämpft: Er kam mit 950 Gramm um zwölf Wochen zu früh. „Seine ganze Hand war so groß wie mein Daumennagel“, sagt seine Mutter Michaela Kitting-Muhr. „Die erste Zeit stand ich unter Schock.“
Jetzt wiegt Johannes vier Kilo, er liegt im Gitterbett an der Frühgeburtenstation am LKH Graz, über ihm schweben Holz-Bienen auf einem Mobile. Ein winziger Sauerstoff-Schlauch unterstützt ihn beim Atmen. Ein anderer hilft bei der Verdauung. Mehr braucht der muntere Bub nicht – keine Selbstverständlichkeit. Bei seiner Geburt waren Lunge, Gehirn und Darm nicht ausgereift. Es gab viele Komplikationen. Weil sein Körper notwendige Mineralstoffe nicht der Nahrung entnehmen konnte, entzog er sie den eigenen Knochen. „Sein Brustkorb und alle Knochen waren weich, er war einbandagiert, damit er sich nichts bricht.“ Um Johannes zu streicheln, musste seine Mutter vor Kurzem noch durch zwei Löcher fassen, er ist im Inkubator gelegen. Kitting-Muhr kommt jeden Nachmittag zu ihm, füttert oder wickelt ihn. Und freut sich: Der Bub entwickelt sich gesund – wie sein Bruder Jakob (4). Auch er verbrachte die ersten Wochen seines Lebens an der Frühchen-Station.

Zwei Mal großes Glück
Es war an einem normalen Arbeitstag: Kitting-Muhr, im siebenten Monat schwanger, war als Masseurin aktiv. „Da habe ich Kreuzweh bekommen.“ Die Schmerzen wurden stärker und kamen schließlich alle 40 Minuten. Im Krankenhaus wurde klar: Ja, es sind Wehen und sie sind nicht zu stoppen. Ihr erstes Kind kam noch am Abend mit knapp 26 Wochen und 850 Gramm zur Welt. „Zu Hause hätte er keine Chance gehabt.“
Bei ihrem zweiten Sohn waren die Anzeichen schneller gedeutet: Eine Woche lag Kitting-Muhr am LKH, so lange konnten die Ärzte die Geburt hinauszögern. „Ich habe nur gedacht, bitte bleib drinnen“, sagt sie mit leiser Stimme. Mittlerweile kennt die 32-Jährige den Grund für die Frühgeburten: Ihr Gebärmutterhals hält dem wachsenden Gewicht nicht Stand. „Vor 20 Jahren hätte ich keine Kinder“, sagt sie. Denn ohne intensivmedizinische Betreuung hätten ihre Söhne nicht überlebt.
Die psychische Belastung war für die junge Mutter bei ihrem zweiten Sohn noch größer: „Ich war schon über mögliche Komplikationen informiert.“ Doch langsam realisiert sie es: Sie kann Stück für Stück aufatmen.

Zeit und Fürsorge
Jakob geht in den Kindergarten und ist sehr aufgeweckt. Physio-, Ergo- und Logotherapie hat er hinter sich, nun hält er mit seinen Freunden Schritt. „Meine Kinder brauchen eben etwas mehr Unterstützung“, sagt Kitting-Muhr.
Der Vierjährige wartet mit seinem Vater am Gang der Klinik. Er freut sich, dass sein Bruder bald nach Hause darf. Und: Er versteht, dass seine Mutter ihn oft besucht. „Der Johannes braucht die Mama ja auch“, sagt er. Kitting-Muhr betont: „Ich vermisse Jakob, aber es beruhigt mich, dass er hier gut betreut ist.“ Die Sorgen und Freuden als Mutter sind bei ihr eng verknüpft. Nun steht fest: Johannes darf in diesen Tagen nach Hause.


JEDE WOCHE ZÄHLT

Jedes zehnte Kind ist durchschnittlich gesehen eine Frühgeburt.
Das bedeutet, es kommt vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche auf die Welt.

In Österreich gibt es pro Jahr rund 7.000 Frühgeborene.

Am LKH Graz, an der Abteilung für Neonatologie an der Kinderklinik, werden jährlich rund 400 Kinder betreut, die zu früh auf die Welt kommen.

Etwa ein Drittel der zu früh geborenen Kinder hat ein Geburtsgewicht von weniger als 1.500 Gramm. Zwei Drittel wiegen mehr.

Die jüngsten Frühchen, die in Graz betreut werden können, kommen nach nur 23 Schwangerschaftswochen auf die Welt.

Die Sterblichkeit liegt mit 23 und 24 Wochen bei 25 Prozent, ab 26 Schwangerschaftswochen sinkt sie unter zehn Prozent, ab 28 Wochen unter zwei Prozent. 

Von körperlichen Behinderungen sind 10 bis 30 Prozent der deutlich zu früh geborenen Kinder betroffen.

Im Alter des Schuleintritts können noch einmal Probleme sichtbar werden. Frühgeborene Kinder haben etwa häufiger Teilleistungsschwächen wie etwa Leseschwächen, ADHS  oder Probleme mit dem abstrakten Denken.

NEUE BERATUNG FÜR ELTERN VON FRÜHGEBORENEN

Das Treffen „Bleiben wir in Verbindung“ ist ein neues Angebot der Neonatologie am LKH Graz: Es richtet sich an Eltern von Frühgeborenen und findet im Kinderfreunde-Haus am Tummelplatz statt. „Für die Eltern tauchen im Alltag oft Fragen und Probleme auf. Viele kommen damit aber nicht gerne an die Klinik“, sagt Urlesberger. Bei den Treffen gibt es thematische Schwerpunkte, die Eltern können sich dabei in entspannter Atmosphäre miteinander austauschen.
Die nächsten Termine: jeweils mittwochs, 16 bis 18 Uhr.
„Ganzheitliche Unterstützung für kleine Helden“: 19. März, mit Apothekerin Dina Hotter, Obfrau des Vereins „Kleine Helden“.
„Die Pflege des Frühchens“: 2. April, mit DKKS Lisa Kahr von der Neonatologie Graz.
„Meilensteine der Sprachentwicklung“: 23. April, mit der
Logopädin Renate Knappitsch von der Kinderklinik Graz.
Um Anmeldung wird gebeten: per E-Mail an evelyn.ziehenberger@klinikum-graz.at oder auf Facebook unter „Bleiben
wir in Verbindung“.
Die Adresse für das Treffen: Kinderfreunde-Haus: Schlossergasse 4, Beratungsraum 1. Stock.

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