Holocaust-Gedenkinitiative
Knochenspürhund und Gedenkfeier beim Lager Liebenau
Das Lager Liebenau war während des Zweiten Weltkriegs das größte Zwangsarbeiterlager in Graz. In den letzten Jahren ist ein gesteigertes Interesse an der Geschichte des Lagers zu beobachten – bei einer Gedenkfeier am 26. Februar soll den NS-Opfern gedenkt werden.
GRAZ. Auf dem Areal des Liebenauer Grünangers, heute teilweise Maria-Cäsar-Park, befand sich während des Zweiten Weltkrieges das Lager Liebenau, das größte Zwangsarbeiterlager in Graz. 1940 als Umsiedlerlager V gegründet, war der Komplex im April 1945 eine Zwischenstation ungarischer Jüdinnen und Juden auf ihren Evakuierungsmärschen ins KZ Mauthausen.
Mindestens 34 Personen wurden hier erschossen. Nach dem Prozess vor einem britischen Militärgericht 1947, bei dem wegen Kriegsverbrechen zwei Todesurteile ausgesprochen wurden, wuchs - im wahrsten Sinne des Wortes - Gras über dieses dunkle Kapitel der Grazer Zeitgeschichte: Heute befinden sich an dem Standort unter anderem Wohnbauten, Schrebergärten, Grünflächen und ein Kindergarten.
Licht ins Dunkel durch Knochen-Spürhund
Die Gedenkinitiative Graz-Liebenau, die 2011 von dem Grazer Rainer Possert gegründet wurde, bemüht sich um das Erinnern und außerdem die Suche nach Opfern, die noch im Areal verscharrt sein könnten. Es wird deshalb von einem Knochen-Spürhund nach möglichen Gräbern gesucht. An sieben Stellen soll der Vierbeiner bereits Geruchsspuren erschnuppert haben. Der Einsatz eines Knochen-Spür-Hundes soll mehr Klarheit über die Zahl der bereits in Graz Getöteten schaffen
Aus Sicht von Possert bestärkt die aktuelle Befundung die Vermutung, dass unter dem Kindergarten die sterblichen Überreste von NS-Opfern liegen könnten. "Wie man mit den jüngsten Erkenntnissen umgeht, darüber muss sich die Stadt Gedanken machen. Verschweigen halte ich jedenfalls nicht für die beste Lösung", sagte Possert.
Einladung zur Gedenkfeier
Am kommenden Samstag lädt die Gedenkinitiative Graz-Liebenau zur Gedenkfeier bei der Erinnerungstafel Maria-Cäsar-Park/Murradweg ein. Erinnert werden soll an die NS-Opfer des Todesmarsches ungarischer Juden und Jüdinnen, die Ermordeten im Lager Liebenau, an die namenlosen Toten, die immer noch am Grünanger verscharrt sind und an die Frauen im Lager, die sich Zwangsabtreibungen und grausamen medizinischen Versuchsoperationen an der Grazer Frauenklinik unterziehen mussten.
Neben Bürgermeisterin Elke Kahr, werden Werner Anzenberger – der Regionalvertreter des Mauthausen Komitees-Süd – und Vertreter:innen des Gemeinderates bei der Gedenkfeier am 26. Februar um 17 Uhr dabei sein.
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