Krähenplage in Graz: Warnung vor der Selbstjustiz
Das Krähen-Problem ist wieder präsenter. Experte warnt Bürger vor unüberlegten Aktionen in Eigenregie.
Es ist ein Thema, das Graz nicht erst seit gestern begleitet und in regelmäßigen Abständen auftaucht und für Unmut sorgt: die Krähen(-Problematik). Aktuell kocht das Thema wieder hoch, erreichen die WOCHE-Redaktion doch zahlreiche – sehr verärgerte – Briefe von Lesern, die verzweifelt nach einer Lösung rufen.
Für den Naturschutzbeauftragten der Stadt Graz Wolfgang Windisch verständlich, er betont allerdings, dass dieses Vogel-Problem nur mit langfristigen Maßnahmen gelöst werden kann. Der Experte rät allerdings aufs Schärfste davon ab, selbst zu versuchen, das Problem mit Gewalt aus der Welt zu schaffen.
Intelligente Vögel
"Beispielsweise in der Salzamtsgasse, Kaiserfeldgasse oder am Opernring ist der Lärm und die Verkotung durch Krähen, die immer mehr werden, unerträglich. Öffnet man ein Fenster, so atmet man den Geruch des Krähenkots ein und man kann in der Nacht nicht schlafen, da die Krähen enormen Lärm erzeugen", berichtet ein aufgebrachter Bürger. Für Windisch ein bekanntes Problem: "Die Beschwerden, beispielsweise in der Kaiserfeldgasse, nehmen tatsächlich zu. Aber auch an der Mur und am Schloßberg ist die Krähe sehr präsent." Der Naturschutzbeauftragte betont: "Krähen sind intelligente Vögel, die den Schutz der Stadt vor Fressfeinden wie dem Uhu nutzen und auch beispielsweise unseren Abfall fressen. Einfach gesagt: Die Krähen haben gecheckt, dass es ihnen in der Stadt sehr gut geht." Er erklärt aber auch, dass durch die Vögel keine direkte Gefahr ausgeht: "Natürlich ist der Kot nicht hygienisch und der Lärm lästig, ansonsten besteht hier aber keine Gefahr für den Menschen."
Keine Kurzsichtigkeit
Unter den aufgebrachten Anrainern der Grazer "Krähen-Hochburgen" wird der Ärger allerdings immer größer. So heißt es beispielsweise in einem Leserbrief, dass "in meiner Nachbarschaft zur Zeit brutalste Maßnahmen diskutiert werden, damit man die Bestien für immer loswird". Hier findet Windisch klare Worte: "Selbst Giftköder auszulegen oder auf Krähen zu schießen wäre der dümmste und kurzsichtigste Weg, hiervor warne ich eindringlich. Es würde auch nichts bringen und nur zu kurzfristigen Vertreibungen führen – ein absoluter Schwachsinn!"
Stattdessen betont der Experte, dass es zwar aktuell keine wirkliche Abhilfe gegen das akute Krähenproblem gebe, seiner Meinung nach aber nur langfristige Maßnahmen wirken würden: "Wir müssen in der Stadt wieder höhere Artenvielfalt erzeugen, dann kann die Krähenpopulation nicht so konzentriert auftreten. Dafür müssen Naturlebensräume erhalten bleiben und nicht wie beispielsweise an der Mur durch das Kraftwerk zerstört werden."
3 Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.