Lieder von der Liebe: Sopranistin Elisabeth Kulman im Interview

Morgen in Graz: Elisabeth Kulman hat an den großen Opernhäusern gesungen – von Paris bis Tokio. | Foto: Sarah Weseley
  • Morgen in Graz: Elisabeth Kulman hat an den großen Opernhäusern gesungen – von Paris bis Tokio.
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WOCHE:Musik kann Zuhörern große Emotionen bescheren. Was sind die Glücksmomente für Sie als Sängerin auf der Bühne?
Elisabeth Kulman: Ein Glücksgefühl erlebe ich, wenn sich das Publikum mit mir auf einen Moment fokussiert. Dann habe ich das Gefühl, dass eine Menschenmenge eins wird und dass man eine Stecknadel fallen hören könnte.

Morgen sind Sie in Graz: Auf Einladung des Musikvereins stehen Sie im Stefaniensaal mit dem Liederabend „Frauen.Leben.Liebe“ auf der Bühne. Was singen Sie?
Es geht um das Leben und die Liebe von Frauen, aber auch um den Tod. Ich singe etwa Lieder von Schubert und von List „Ich liebe dich“ und „Es muss ein Wunderbares sein“ – eines der schönsten Liebeslieder!

Erleben Frauen die Liebe anders als Männer?
Wir wissen ja, dass es da öfters Missverständnisse gibt (lacht)! Frauen verlieben sich weniger ins Äußere eines Mannes, sondern in seinen Geist, seinen Witz. Das sagen wissenschaftliche Untersuchungen. Männer verlieben sich eher zuerst in das Äußere und müssen dann den Menschen dahinter kennen- und lieben lernen.

Die meisten großen Komponisten sind Männer.
Ja, aber Frauen haben sicher nicht weniger komponiert, ihre Lieder landen eher in der Schublade. Es gibt aber Ausnahmen, zum Beispiel Alma Mahler.

Sie engagieren sich mit der Initiative „Art but fair“ für faire Arbeitsbedingungen für Künstler. Was soll sich ändern?
Ich spreche hier nicht von mir, sondern für andere Sänger, für Schauspieler oder Tänzer. Als angestellter, junger Akademiker bekommt man oft weniger bezahlt als ein unausgebildeter Hilfsarbeiter. Viele Künstler spielen um einen Spottpreis. Außerdem gibt es keine starke Gewerkschaft.

Hatten Sie früher je mit solchen Problemen zu kämpfen?
Finanziell nicht, aber ich musste kämpfen, um mich durchzusetzen. Es ist ein Problem, wenn an Schlüsselstellen jemand sitzt, der kein Experte für Gesang ist und über mich entscheidet – etwa ein Intendant. Der Spruch: „Qualität setzt sich durch“ stimmt nicht. Dazu ist das Haifischbecken zu groß.

Wer setzt sich durch?
Die, die am lautesten schreien. Sie bekommen Aufmerksamkeit. Das sieht man ja auch an den Hasspostings im Internet.

Mussten Sie sich als Frau je besonders beweisen?
Für mich war das kein Thema. Man kann einen Sopran nicht mit einem Mann besetzen. Aber Musikerinnen und Frauen in der darstellenden Kunst werden schlechter bezahlt als Männer – das sagt eine Studie.

Sie haben 2015 ihren Rückzug von der Opernbühne verkündet und singen nun nur mehr Konzerte. Warum?
Ich bin knapp an einem Burn-Out vorbeigeschrammt und habe mein Leben um 180 Grad umgekrempelt. Die szenische Arbeit hat mich immer sehr belastet. Ich habe mir eine Auszeit genommen, war in Thailand. Ich habe mich gefragt: Was mache ich gerne? Nun geht es mir blendend!

Was sind Ihre Zukunftspläne?
Mein Solo-Program „La Femme c‘est moi“ feiert in Graz bei der styriarte Premiere. Da geht es um alle Gefühlsebenen – und mir sind keine Gefühle fremd! (lacht)


WOCHE WORDRAP
Das Schönste daran, eine Frau zu sein:

Ich weiß nicht, wie es ist, ein Mann zu sein.
Wenn ich für einen Tag ein Mann wäre, würde ich:
meinen Körper erkunden
Ein erster Gedanke in der Früh:
Wie ist das Wetter?
Als Comicfigur wäre ich:
Tom von Tom & Jerry

STECKBRIEF
- geb. am 28. Juni 1973 im Burgenland
- Studium an der Wiener Musikuni
- war u.a. im Ensemble der Wiener Staatsoper
- gilt als eine der führenden Mezzosopranistinnen

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