Experten warnen
Neophyten bedrohen heimische Pflanzen

"Kampf gegen Neophyten ist für die heimische Pflanzenwelt von enormer Bedeutung", weiß Landesrätin Ursula Lackner. | Foto: Land Steiermark/Purgstaller
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  • "Kampf gegen Neophyten ist für die heimische Pflanzenwelt von enormer Bedeutung", weiß Landesrätin Ursula Lackner.
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Sie sehen zum Teil wunderschön aus, viele blühen in den schönsten Farben und sie sind dennoch brandgefährlich für Natur und oft auch für Menschen. Die Rede ist von so genannten Neophyten, also Pflanzen, die aus anderen Regionen dieser Welt bei uns eingewandert sind – oder vielmehr in den meisten Fällen von Menschen eingeschleppt wurden.

Bärenklau, Waschbär und Co.

Im Ressort von Landesrätin Ursula Lackner hat man nun alles Wissenswerte auf einer Website zusammengefasst. Nachdem Neobiota der Überbegriff für Neophyten (Pflanzen), Neozoen (Tiere) und Neomyceten (Pilze) ist, findet man auf www.neobiota.steiermark.at nicht nur die gefährlichen Pflanzen, sondern eben auch so reizende (und dennoch schädliche) Artgenossen wie den Waschbär, Nutrias oder den Marderhund. Gemeinsam mit dem Ressort von Landesrat Hans Seitinger haben Andrea Krapf und Lutz Pickenpack penibel alle Arten aus Pflanzen- und Tierreich aufgelistet und vor allem den Umgang mit ihnen beschrieben.
Grundlage dieser Arbeit ist eine Liste der europäischen Union, die mittlerweile 66 Arten (36 Pflanzen und 30 Tiere) umfasst. Voraussetzung, um es auf die Liste zu "schaffen" ist, dass durch die Neobiota in zumindest zwei Ländern Schaden angerichtet wurde. "Wichtigster Aspekt in der Bewertung ist dabei die Biodiversität, der Schutz der Artenvielfalt", erläutert Krapf. Denn gerade im Pflanzenbereich  sorgen die invasiven Arten dafür, dass heimische Pflanzen verdrängt und vom Aussterben bedroht werden. Das unterstreicht auch Ursula Lackner: „Die Bekämpfung von invasiven Pflanzen hat große Bedeutung. Einerseits, da der Kontakt mit ihnen in manchen Fällen schwere gesundheitliche Folgen für den Menschen haben kann, andererseits gilt es, die heimische Fauna und Flora zu schützen."
Die bekanntesten unter den Schädlingen sind wohl der Riesenbärenklau und das Drüsige Springkraut. Erst in zweiter Linie ist auch der wirtschaftliche Schaden relevant – der aber ebenfalls beträchtlich sein kann. Die ÖBB etwa braucht bei Baumaßnahmen bereits ein eigenes Neophyten-Management, einige der "Aliens" bahnen sich sogar durch Asphalt und Beton ihren Weg.
Die Lage wird sich wohl auch nicht verbessern, befürchtet Krapf: "Die durch den Klimawandel bedingte Erwärmung führt dazu, dass immer mehr Pflanzen aus südlichen Regionen bei uns heimisch werden." Einziger positiver Aspekt: Der Riesenbärenklau mag Hitze nicht, er wird wohl sukzessive in nördlicher Richtung weiterwandern.

Nicht verbrennen, nicht zum Biomüll

Entdeckt man im eigenen Garten ungebetene Gäste,  gilt es übrigens auch einiges zu beachten. Das Verbrennen von Pflanzenabfällen ist in Österreich gemäß Bundesluftreinhaltegesetz überhaupt verboten. Keinesfalls sollte man Neophyten im Biomüll (Ausnahme: nicht blühende Neophyten) entsorgen, weil damit die weitere Verbreitung quasi garantiert ist. Die wohl beste Methode ist es, die Pflanzen in Säcke zu verpacken und im Restmüll zu entsorgen. Die derzeit gefährlichsten Pflanzen haben wir für Sie aufgelistet:

Drüsiges Springkraut
In Österreich sehr weit verbreitet, verdrängt sehr rasch standorttypische Pflanzen- und Tierarten, was sich besonders in Naturschutz- und Augebieten negativ auswirkt.
Negative gesundheitliche Auswirkungen
Der Verzehr roher Blätter kann Brechreiz, das Berühren Hautrötungen hervorrufen.
Bekämpfung:
Einzelpflanzen und kleine Bestände: Ausreißen
Größere Bestände: Mahd ein- bis zwei Mal pro Jahr, tief unterhalb des 1. Knotens, mindestens 2 Jahre in Folge, Beweidung mit Rindern, Schafen und Ziegen

Drüsiges Springkraut | Foto: Berg- und Naturwacht Steiermark
  • Drüsiges Springkraut
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Gewöhnliche Seidenpflanze
Die Seidenpflanze kommt häufig in und am Rand von Ackerflächen vor. Verdrängt andere Arten durch rasche Bildung von dichten Beständen.
Negative gesundheitliche Auswirkungen
Der Milchsaft der Pflanze ist giftig und kann allergische Reaktionen und Kontaktdermatitis auslösen.
Bekämpfung:
Einzelpflanzen und kleine Bestände: Ausgraben, ausreißen. Es muss der gesamte Wurzelstock entfernt werden.
Größere Bestände: Mehrmalige Mahd eliminiert die Pflanze nicht! Pflügen im Winter exponiert Wurzelteile, die dadurch abfrieren können. Maschinelle Entstockung vor der Fruchtreife über mehrere Jahre.

Gewöhnliche Seidenpflanze | Foto: Leitner


Götterbaum

Der Götterbaum wurde Mitte des 18. Jhdts. als Zierbaum nach Europa eingeführt. Bildet durch seine Wurzelausläufer, die auch Mauerwerk durchdringen, rasch dichte Bestände bilden. Die Wurzeln und Ausläufer sind in der Lage in einzudringen
Negative gesundheitliche Auswirkungen
Blätter und Rinde des Götterbaumes können allergische Reaktionen, Hautausschläge und Atemprobleme hervorrufen. Bei längerem direktem Kontakt mit dem Pflanzensaft besteht die Gefahr einer Herzmuskelentzündung (Myokarditis).
Bekämpfung:
Jungpflanzen ausgraben oder Ausreißen, teilweises „Ringeln“, Ailanthex (biologisches Bekämpfungsmittel)

Götterbaum | Foto: A. Krapf


Japanischer Hopfen:

Kletterpflanze, die standorttypische Arten verdrängt. Sie wurde in der 2. Hälfte des 19. Jhdts. nach Europa als Ziergewächs importiert und kultiviert.
Negative gesundheitliche Auswirkungen
Der Pollen ist Allergie auslösend.
Bekämpfung:
Einzelpflanzen und kleine Bestände vor der Blüte ausgraben bzw. ausreißen
Größere Bestände: Mahd über mindestens 3 Jahre hinweg, Einsatz von Herbiziden v.a. im Frühling, wenn die Triebe noch kurz sind.

Riesenbärenklau
Der Riesenbärenklau ist in allen Bundesländern etabliert, wurde als Zierpflanze gegen Ende des 19. Jhdts. nach Europa eingeführt und kann bis zu fünf Meter hoch werden.
Negative gesundheitliche Auswirkungen
Der Kontakt mit dem Pflanzensaft verursacht in Kombination mit UV-Strahlung und Schweiß Hautreizungen und Verbrennungen bis zum 3. Grad! Unbedingt den Arzt aufsuchen!
Bekämpfung:
Achtung! Immer Schutzkleidung (Schutzanzug, Handschuhe, Mundschutz und Schutzbrille) tragen:
Einzelpflanzen und kleine Bestände: Abstechen oder Ausgraben der Wurzel im Frühjahr und Herbst, Entfernung der Blütendolden kurz vor Bildung der Samen.
Größere Bestände: Mehrmalige Mahd maschinell oder händisch (2 - 3x pro Jahr zu Beginn bzw. während der Blüte), Fräsen (bis 15 cm Tiefe), Pflügen (bis 24 cm Tiefe), Herbizide

Riesenbärenklau | Foto: Berg- und Naturwacht
  • Riesenbärenklau
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Salvinia

Der Lästige Schwimmfarn ist eine Zierpflanze im Gartenbau und Tierhandel. Diese Art zählt zu den 100 invasivsten Arten der Welt.
Negative gesundheitliche Auswirkungen
Es sind bisher keine bekannt.
Bekämpfung:
Händisches Entfernen ist am effektivsten, jedoch sehr arbeitsintensiv.

Salvina | Foto: A. Krapf

Verschiedenblättriges Tausendblatt
ist eine Zierart des Gartenbaues und Tierhandels (Aquaristik). Sie bildet rasch dichte Matten und vermehrt sich aus kleinsten Sprossteilen.
Negative gesundheitliche Auswirkungen
Es sind bisher keine bekannt.
Bekämpfung:
Bei kleineren Gewässern ist das händische Entfernen der Pflanzen außerhalb der Vegetationsperiode möglich, oft muss die Maßnahme über mehrere Jahre wiederholt werden.

Tausendblatt | Foto: A. Krapf
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