Luftqualität
Neue Feinstaub-Richtlinien verlangen Maßnahmen in Graz
Dieser Tage wird in Brüssel eine neue EU-Luftqualitätsrichtlinie beschlossen. MeinBezirk.at hat beim steirischen Luftreinhaltungs-Experten nachgefragt, was strengere Richtwerte für die "Feinstaub-Hauptstadt" Graz bedeuten werden.
GRAZ. Eine neue EU-Luftqualitätsrichtlinie ist derzeit das beherrschende Thema in Brüssel, auf strengere Grenzwerte für Feinstaub und weitere Luftschadstoffe müssen sich die EU-Länder demnach einstellen. Gelten werden die neuen Richtlinien zwar erst ab 2030, in Graz arbeitet man aber bereits an entsprechenden Maßnahmen, verrät Thomas Pongratz, der das Referat Luftreinhaltung beim Land Steiermark leitet.
Graz wird Ruf als "Feinstaub-Hauptstadt" nicht los
Denn im gemeinhin immer noch als "Feinstaub-Hauptstadt" bekannten Graz wird es einiges zu tun geben, um die neuen Luftschadstoff-Grenzwerte einhalten zu können – die steirische Landeshauptstadt ist nicht nur österreichweit Schlusslicht, auch im europäischen Vergleich reiht sich Graz weiterhin unter die schlechtesten 25 Prozent in Sachen Luftqualität. "Das liegt aber nicht daran, dass die Grazer die besonderen 'Saubarteln' sind, sondern an den schwierigen naturräumlichen Rahmenbedingungen der Stadt", betont der Experte.
Durch die Beckenlage und fehlende Windgeschwindigkeiten in Bodennähe können Emissionen nicht "weggeweht" werden und bleiben so deutlich länger bestehen. "Im Ranking wird Graz also immer schlecht abschneiden, sofern wir nicht die Alpen abtragen oder das Grazer Randgebirge plattmachen wollen", stellt Pongratz die Gegebenheiten pointiert dar.
Maßnahmen der letzten Jahre greifen
Erfreuliche Tatsache ist, dass die Luftqualität in den vergangenen Jahren auch ohne diese "drastischen" Maßnahmen deutlich verbessert werden konnte: Das fünfte Jahr in Folge hat Graz 2023 seine Feinstaub-Ziele eingehalten: Wurde der derzeit von der EU vorgegebene Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft im Jahr 2002 noch an 132 Tagen überschritten, waren es vergangenes Jahr bloß neun Tage, womit man noch weit weg von den 35 erlaubten Überschreitungstagen lag.
2024 liegt man etwas höher als in den vergangenen beiden Jahren: Neun Überschreitungstage verzeichnete Graz bereits seit 1. Jänner 2024. Dennoch sei auch heuer nicht mit einer Verletzung der Vorgaben des Immissionsschutzgesetzes-Luft (IG-L) zu rechnen, zeigt sich Pongratz optimistisch. Treten die neuen Beurteilungskriterien in Kraft, sieht die Situation allerdings schon etwas anders aus.
Neue Grenzwerte erzeugen Handlungsbedarf
Hat sich die EU-Luftqualitätsrichtlinie bisher vorrangig auf Partikel mit einem aerodynamischen Durchmesser von weniger als zehn Mikrometer ("PM10") bezogen, wird der Fokus der überarbeiteten Vorgaben auf dem "neuen", noch kleinerem Feinstaub "PM2,5" liegen. Laut Umweltbundesamt stellt dieser aufgrund seiner geringen Größe ein noch bedeutenderes Gesundheitsrisiko dar, weil die feinen Partikel tiefer in die Atemwege eindringen, dort länger verbleiben und die Lunge nachhaltig schädigen können.
Fest steht, dass Graz die Vorgaben, die mit den neuen EU-Luftqualitätsrichtlinien in Kraft treten werden, nach derzeitigem Stand nicht erfüllt, weiß Pongratz. Notwendig werde daher, Schritte zu setzen, um die Feinstaubemissionen weiter zu reduzieren. Dabei gelte: "Wir werden keine ganz neuen Maßnahmen erfinden." Bereits vorhandene Ansätze wie Heizungstausch-Förderungen und der weitere Ausbau der Fernwärme, der "Luft-Hunderter“ für Autos an manchen Tagen sowie städtische Maßnahmen, um den Verkehr zu reduzieren, aber auch Verschärfungen der Emissionsgrenzwerte für die Industrie und die Landwirtschaft sind nur einige von zahlreichen Mitteln, die zum Tragen kommen werden.
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