Neuerungen beim Ticketkauf: Senioren fühlen sich übergangen

- Wackelige Sache: Der Kartenkauf in der fahrenden Bim.
- Foto: KK
- hochgeladen von Lucia Schnabl
Neuerungen rund um den Fahrkartenkauf der Holding: Projekt wird vorerst gestoppt.
Die Ankündigung der Holding Graz, künftig in Straßenbahnen und Bussen keine Fahrscheine mehr zu verkaufen und stattdessen auf 100 Ticketautomaten sowie die App "Graz Mobil" zu setzen, lässt die Wogen hochgehen. Auch die ältere Bevölkerung von Graz äußert ihre Bedenken: Ticketkauf per App – geht das?
App ist ungeeignet
"Bereits jetzt stellt sich der Ticketkauf für ältere Menschen schwierig dar", meint die Obfrau der Grünen Generation Plus Linde Glockner, "Ich habe schon oft beobachtet, wie sich Senioren mit den Automaten in den Straßenbahnen schwertun. Vor allem, wenn es darum geht, die Fahrkarte aus dem Fach zu holen."
Ticketautomaten an den Haltestellen wären für Senioren somit laut Linde Glockner zu bevorzugen, allerdings reichen 100 Stück bei Weitem nicht aus, um sämtliche Haltestellen in Graz zu bestücken. "Dass der Ticketkauf in der Grazer Peripherie nur über Smartphone stattfinden soll, finde ich nicht in Ordnung. Vor allem im Alter 65+ besitzen viele Menschen kein Handy." In Linz gebe es beispielsweise Ticketautomaten an jeder Haltestelle – dasselbe sei auch für Graz anzustreben.
"Smarte" Senioren
Eine gänzlich andere Meinung vertritt der Obmann des Seniorenbunds Graz Ernest Schwindsackl: "Der Grazer Seniorenbund ist daran interessiert, auch älteren Menschen die Technologie von heute zugänglich zu machen. Deshalb veranstalten wir auch Seminare und Informationstage zum Thema."
Die meisten Senioren seien im Umgang mit dem Smartphone ohnehin bereits bewandert: "Und für jene, die noch Hilfe benötigen, wäre eventuell eine Unterstützung seitens der Holding anzudenken", schlägt er vor.
Kunden miteinbeziehen
Eine Einbindung der Bürger wünscht sich Verkehrsstadträtin Elke Kahr: "Ich habe der Holding Graz gegenüber kein Weisungsrecht, sitze allerdings dem Kontrollgremium vor. Dort habe ich mich auch von Beginn an gegen dieses Vorhaben ausgesprochen. Die Umstellung ist somit noch nicht beschlossen, es gibt noch Diskussionsbedarf. Zudem kann solch eine Umstellung meiner Meinung nach ohnehin nicht ohne die Befragung der Kunden stattfinden."
Oft würden auch ältere Menschen an sie herantreten, weil sie den Ticketkauf nicht geschafft hätten: "Sie legen ihre Taschen ab, wollen zum Automaten und weil alles etwas länger dauert, bekommen sie einen Strafzettel ausgehändigt. Da würde ich mir eine sensiblere Kontrolle wünschen."
Resümee: Aufgrund der Probleme wird das Projekt seitens der Holding jetzt noch einmal überprüft und nachjustiert.
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