Arsinoë IV.
Rätsel um Kleopatras Schwester von Grazer Forschern gelöst

Die Ausgrabungen: Ein Skelett einer 20-jährigen Frau wurde gefunden, aber wer war sie? Forschende sind der Lösung sehr nahe. | Foto: Privat
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Vor mehr als 2.000 Jahren wurde eine etwa 20-jährige Frau in einem achteckigen Tempelgrab in Ephesos, in der heutigen Türkei, beigesetzt. Doch: Wer war sie? Die Wissenschaft rätselt. Oder besser gesagt rätselte, denn Grazer Forscherinnen und Forscher ist es gelungen, ihre Identität festzustellen: Es handelt sich um die Schwester der berühmten Kleopatra, Arsinoë IV.

STEIERMARK/GRAZ. Warum bekommt eine unbekannte junge Frau ein prominentes Grabmal? Woher kam sie wohl, wer war sie eigentlich? Auch der Archäologe Peter Scherrer von der Uni Graz und sein Kollege Ernst Rudolf suchten jahrelang nach der wahren Identität der Toten. Nun kamen sie der Sache auf den Grund. "Wir haben immer vermutet, dass die sterblichen Überreste in diesem Grab zu Arsinoë IV. gehören, der jüngeren Schwester der berühmten Kleopatra VII. Die beiden Frauen hatten zwar unterschiedliche Mütter, aber denselben Vater", erklärt Scherrer.

Die jüngere Schwester von Kleopatra VII. was selbst Königin. Ihr Grab deutete auf eine wichtige Person hin. | Foto: Privat
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Moderne Kriminologie für einen Cold Case

Mithilfe stets neuer Technologien kann die Kriminologie auch Fälle lösen, die Jahrhunderte, Jahrtausende zurückliegen. Das hat bei Arsinoë IV., der ägyptischen Königin aus der Dynastie der Ptolemäe, jetzt auch geholfen. Die genaue Analyse von DNA-Proben ihres Schädels könnte nun dazu beitragen, bei künftigen Grabungen weitere Mitglieder dieses Königshauses zu identifizieren – vielleicht auch die letzte Ruhestätte der berühmten Kleopatra, der letzten Königin aus der mazedonisch-ptolemäischen Königsdynastie.

Zur Einordnung

gemeinsam mit ihrem Bruder auf der von Rom annektierten Insel Zypern von Gaius Iulius Caesar für kurze Zeit als Gegenkönigin zu Kleopatra eingesetzt. Caesar stellte sich aber hinter ihre mächtige Schwester Kleopatra und zwang die junge Frau an seinem Triumphzug 46. v. Chr. teilzunehmen. Arsinoë IV fand schließlich Asyl in Ephesos. Das war ihr letzter bekannter Aufenthaltsort. Sie wurde eta 41 v. Chr. von ihrer mächtigen Schwester ermordet.

Das Oktogon von Ephesos

Bei archäologischen Grabungsarbeiten Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das einzigartige Mausoleum freigelegt, das aufgrund seiner achteckigen Bauform als Oktogon bezeichnet worden ist. Dieses Monument aus frühaugustinischer Zeit liegt in Ephesos an der "Kuretenstraße", einer wichtigen Prozessionsstraße im Zentrum der Stadt. "Schon die Lage des Grabs reichte als Indiz aus, um die sterblichen Überreste der Frau einem hohen gesellschaftlichen Stand zuzuordnen", so Scherrer. Die Hypothese, dass es sich tatsächlich um Arsinoë IV. handelt, wurde nach der Auswertung zahlreicher historischer Quellen dieser Zeit durch Scherrer und seinen Kolleginnen und Kollegen bestätigt.

Eine Schlüsselrolle spielte der Kopf, der 1929 aus der Grabkammer entnommen, aber lange Zeit nicht auffindbar war. Andere Teile des Skeletts befanden sich im Wiener Kunsthistorischen Museum, und man nahm an, dass beides zusammengehört. Tatsächlich: Ein Schädel aus dieser Zeit war in der Sammlung des Departments für Evolutionäre Anthropologie an der Uni Wien im Dezember 2022 gefunden worden. Die Forschung begann. 

Das Grab, als es gefunden wurde ... | Foto: Privat
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Letzte Bestätigung fehlt

Der Archäologe, Mediziner und Forensiker Rudolf sieht nun die Herausforderung, das alles zu bestätigen, um Klarheit zu schaffen. Bisher ließ sich aus den Skelett-Knochen keine verwertbare DNA gewinnen, da Hangwasser diese nahezu ausgelöscht hat. Jetzt ruht die Hoffnung darauf, im Felsenbein des Schädels analysierbares Material zu isolieren. "Gelingt es, die DNA von Arsinoë IV zu entschlüsseln, ermöglicht uns das, sie mit Proben anderer Mumien oder Skelette in Ägypten zu vergleichen. So könnten wir eines Tages vielleicht das Grab Kleopatras, der berühmten und einflussreichen Königin, zweifelsfrei identifizieren", sagt er.

  • Die sorgfältigen Untersuchungen, die unter dem Schwerpunkt "Transmediterrane Verflechtungen – Bewegungen und Beziehungen im Mittelmeerraum und darüber hinaus"an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Uni Graz durchgeführt wurden, mündeten in ein umfassendes Werk. 
  • Rudolf und Scherrer haben die Forschungsergebnisse in diesem Buch gebündelt. Die offizielle Vorstellung findet am 14. März 2024, um 18 Uhr, im Ephesos Museum der Neuen Hofburg in Wien statt – in Gegenwart von Bildungsminister Martin Polaschek.

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