Theaterkritik
Selbstfindungstrip am Lüftungsschacht

Pilze sind das Tauschmittel schlechthin, zumindest in der dystopischen Zukunft, die das Theater im Bahnhof entwirft. | Foto: Johannes Gellner
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  • Pilze sind das Tauschmittel schlechthin, zumindest in der dystopischen Zukunft, die das Theater im Bahnhof entwirft.
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Performance über dem Plabutschtunnel: Das Theater im Bahnhof malt sich eine Zukunft im Aussteigercamp aus.

Wer am Lüftungsschacht am Buchkogel vorbeiwandert, denkt vielleicht: Imposant, so ein meterhohes Betonbauwerk. Oder: So ein hässlicher Klotz mitten im Wald. Aber die wenigsten würden beim Anblick eines Brennnessel-Abhangs wohl an eine Bühne denken, das Team vom Theater im Bahnhof schon. Noch bis Ende dieser Woche spielt das Ensemble hier oben "Donna Haraway darf Graz doch noch nicht verlassen", eine Performance, die irgendwo zwischen wahnwitziger Dystopie und Selbstfindungstrip angesiedelt ist.

Baumstämme schleppen im Aussteigerlager am Rand von Graz. | Foto: Johannes Gellner
  • Baumstämme schleppen im Aussteigerlager am Rand von Graz.
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Aussteiger beim Pilzesammeln

In der Abenddämmerung klettern ein paar Gestalten aus dem Wald neben dem Lüftungsschacht. Murmelnd steigen sie den Abhang hinunter, in den Händen Körbe voller Pilze: das TiB-Ensemble im Aussteigercamp. Eineinhalb Stunden lang versetzen sich die Schauspieler in eine dystopische Zukunft, in der Graz nicht mehr lebenswert ist. Stattdessen wohnen immer mehr Menschen in Camps außerhalb der Stadt, haben sich von ihren alten Jobs gelöst und graben nach Pilzen, die das neue Gold zu sein scheinen. Da ist die ehemalige Neos-Mitarbeiterin, die sich jetzt mit einer Wasserflasche die Haare wäscht und der Klimaaktivist, der Graz mittels Blackout in die Wälder treiben möchte. Denn das Leben im Camp sei die einzige Chance, die Welt noch zu retten.

Pilz-Cyborg: Einer der Aussteiger versucht in dem Stück, eine Symbiose mit einem Pilz einzugehen. Das riecht nicht allzu gut, wie eine weitere Camp-Bewohnerin feststellt.  | Foto: Johannes Gellner
  • Pilz-Cyborg: Einer der Aussteiger versucht in dem Stück, eine Symbiose mit einem Pilz einzugehen. Das riecht nicht allzu gut, wie eine weitere Camp-Bewohnerin feststellt.
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Neben ihm lebt etwa noch eine Geschäftsfrau, die mehr mit ihrer zerbrechenden Beziehung und einem möglichen Jobangebot in Thailand beschäftigt ist als mit der zunehmenden Erderwärmung – und dann gibt es noch die eingangs erwähnten Pilze. Sie werden bewundert, verkauft und beschnuppert. Ein Bewohner geht sogar so weit, sich die Pilze selbst einzupflanzen, und verwandelt sich so in einen Cyborg. Genau wie US-Philosophin Donna Haraway – Namensgeberin des Stückes – es vorausgesagt hat. Die Jagd nach den Pilzen treibt die Bewohner tagtäglich durch das Gestrüpp, bis an den Schlund des Lüftungsschachtes, wo die Performance mit Tanz und Lärm ohne Lösung zu Ende geht. Die Welt ist nicht zu retten. Punkt. Aber vielleicht war das auch nicht das Ziel.

Mehr Information:

Achtung: Gelsenspray lohnt sich!
Karten unter: theater-im-bahnhof.com/

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