Leben im Alter
Soziale Isolation ist Gift fürs Hirn

Kein Stigma mehr: Am langen Tag der Demenz wird die Krankheit, die häufig im Alter vorkommt, in Graz thematisiert.  | Foto: pixabay
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Am kommenden Sonntag starten die Tage der Demenz. Wie man die Krankheit frühzeitig erkennt.

Erst Erinnerungslücken, dann braucht es plötzlich wieder ein Rezept für oft gekochte Gerichte und schließlich wird der Weg nach Hause nicht mehr gefunden. Demenz wird oft als eine "typische Nebenerscheinung" des Älterwerdens gesehen, doch tatsächlich ist es eine Krankheit, die jeden treffen kann – und immer noch stigmatisiert ist. Das betont zumindest Claudia Knopper, Obfrau des Vereins "Salz", der steirischen Alzheimerhilfe. Um auf die Krankheit aufmerksam zu machen, organisiert der Verein heuer schon zum dritten Mal den "Langen Tag der Demenz" am Sonntag in Graz. Von 19. bis 21. September werden Workshops, Beratungen, aber auch Vorträge zum Thema geboten (siehe Infobox). Auch vorab hat die Obfrau schon einiges zum Umgang mit der Krankheit zu sagen.

Warnzeichen beachten

So kennt Knopper etwa die Warnzeichen, die es zu beachten gilt. Denn nicht jeder, der einen Namen vergisst, muss sofort zum Arzt. Demenz äußere sich auf viele Arten, betont Knopper. Der Verlust des Erinnerungsvermögen gehört zwar dazu, geht aber mit weiteren Symptomen einher, wie etwa Orientierungsstörungen, einer veränderten Persönlichkeit und einer gewissen Verlorenheit im eigentlich gewohnten Alltag. "Wenn drei dieser Warnsignale auftreten, sollte man zum Arzt gehen", fasst Knopper zusammen. Aber selbst das muss dann noch nicht automatisch bedeuten, dass der Patient unter Demenz leidet. Nebenwirkungen eingenommener Medikamente oder Mangelerscheinungen können auch zu ähnlichen Symptome führen.

Da sein

"Wenn es sich tatsächlich um Demenz handelt, muss man allerdings lernen, damit zu leben." Denn die Krankheit ist aktuell unheilbar, hat aber einen langen Verlauf. Mit guter Unterstützung könnten Demenzerkrankte im frühen Stadium auch noch relativ selbstständig sein, betont Knopper. "Wichtig ist auch, dass man sich als Angehöriger schnell mit der Situation beschäftigt und hinschaut, auch wenn es schmerzhaft ist."

Gut fürs Herz, gut fürs Hirn

Kann man irgendetwas tun, um das vorzubeugen? Da gäbe es zu wenig wissenschaftliche Erkenntnisse, betont die Obfrau. "Natürlich kann man sagen, was dem Herzen guttut, wird auch dem Hirn guttun. Also gute Ernährung, kein Übergewicht, kein Rauchen. Aber dass das Demenz verhindert, ist nicht wissenschaftlich erwiesen." Als gesichert gilt dagegen, dass soziale Isolation die Krankheit beeinflusst. Je besser Alternde in die Gesellschaft integriert sind und je mehr Kontakte sie haben, desto besser geht es ihnen auch.

Öffentlicher Diskurs

Aktuell gibt es circa 130.000 Demenzkranke in Österreich – und es werden mehr. Bis 2050 könnten es schon doppelt so viele sein. Auch wenn die Krankheit also keine "normale Alterserscheinung" ist, tritt sie doch immer häufiger auf. Gerade deshalb müsste die Stigmatisierung von Demenzkranken aufhören, so Knopper: "Das muss in der Öffentlichkeit Thema werden." Es brauche mehr Selbsthilfegruppen, Beratungsmöglichkeiten und mehr Hilfsangebote für Betroffene und deren Familien. "Demenzkranke und ihre Angehörigen müssen gut begleitet werden", schließt sie. Auch wenn das Wegschauen leichter sei.

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