Stadtrundgang in La Paz

Templo de San Francisco
4Bilder

Von Arequipa in Peru ging es mit Amaszonas Airlines nach La Paz, dem höchsten Regierungssitz der Welt. Nuestra Señora de la Paz erstreckt sich von 3.200 Metern auf über 4.100 Metern Seehöhe und zählt mit der Stadt El Alto über 2 Millionen Einwohner. Hier im Talkessel von la Paz liegen moderne Einkaufsmöglichkeiten neben hohen Bürohäusern und historischen Gebäuden.

Ich nehme an einer Free Walking Tour teil. Wir treffen uns am Platz San Pedro, wo sich das berühmte Gefängnisdorf befindet. Die Häftlinge haben sich zu einer Dorfgemeinschaft organisiert, wo jeder ein Geschäft betreibt. Es gibt Schuster, Schneider, Restaurants, Bäcker und Obstverkäufer. Ihre Unternehmen betreiben sie nicht zum Zeitvertreib, sondern um sich eine Zelle mieten oder kaufen zu können, denn staatliche Gelder gibt es kaum. Viele Häftlinge haben ihre Frauen und Kinder ins Gefängnis geholt, die mit ihnen nun dort leben.

Die Gefängniswärter selbst betreten das Gebäude nur selten. Da wundert es auch nicht, dass im Inneren Kokain produziert und nach außen geschmuggelt wird. Unser Touristenführer erzählt uns, dass während einer Tour ein Päckchen über die Gefängnismauer geworfen wurde, und in unmittelbarer Nähe der Reisegruppe gelandet war. Die Person, für die das Päckchen bestimmt war, entfernte sich unauffällig und zwei Polizeimänner kamen, um das Päckchen zu entfernen.

Angeblich wurde das im Gefängnis produzierte Kokain auch an die Besucher verkauft. Bis 2010 konnte man das Gefängnisdorf nämlich besichtigen. Nach zahlreichen Vorfällen (Drogenmissbrauch und Vergewaltigung) und Beschwerden wurde ein Besucherverbot eingeführt. Nun kann man das San Pedro Gefängnis lediglich von außen betrachten.

Unser Tourguide führt uns weiter zum Hexenmarkt, wo wir Lamaföten empört betrachten. Ein Verkäufer erklärt mir, dass die Lamaföten abgetrieben werden müssen, da ein Lama nicht mehr als ein Baby tragen kann. Die abgetriebenen Föten werden getrocknet und traditionell in Neubauten eingemauert. Es ist eine Opfergabe an Pachamama und soll den Hausbewohnern Glück bringen.

Danach geht es zum Templo de San Francisco. Diese Kirche spielte eine wichtige Rolle in der Christianisierung der indigenen Bevölkerung. Die Quechua und Aymara hatten keine Notwendigkeit zum Kirchengang, denn sie hatten ihren eigenen Glauben und ihre eigenen Götter. Die Spanier mussten sich also eine List ausdenken, um sie in die Kirche zu locken. Dazu machten sie sich den Glauben ihrer Mitbürger zunutze.

Die Aymara glauben, dass jeder Mensch sieben Seelen hat und dass, wenn man sich erschreckt oder Angst hat, eine Seele verliert. Verlor man eine Seele, so nahm man seinen Hut ab oder verwendete seine Hände und winkte die Seele bittend her: „Seele komm zurück, Seele komm zurück!“ Die Spanier sahen in dieser Praktik ihre Chance und erzählten den indigenen Mitmenschen, dass es nicht genüge nur einmal um die Rückkehr der Seele zu bitten. Sie redeten ihnen ein, dass sie für den Rest ihres Lebens jeden Sonntag in die Kirche kommen müssten, um ihre Seele zurückzuerlangen.

Die Außenseite dieser Kirche bedarf einer näheren Betrachtung. Auf den ersten Blick wirkt der Templo de San Francisco wie ein typisches sakrales barockes Gebäude, doch finden sich in der Fassade Elemente der indigenen Kultur. Coca-Blätter, Muscheln, Trauben und eine Person die sich übergibt zieren die Kirchenfront. Die Trauben über der erbrechenden Person sind eine Warnung nicht zu viel Singani zu trinken. Singani ist ein Traubenschnaps und das Nationalgetränk Boliviens.

Vom Templo de San Francisco ging es über den Markt, wo wir uns mit einem köstlichen Fruchtsaft stärkten, zum Plaza Murillo. Der Plaza Murillo ist la Pazs Hauptplatz und nach dem bolivianischen Unabhängigkeitskämpfer Pedro Domingo Murillo benannt. Pedro Domingo Murillo führte 1809 eine Revolution gegen die Spanier an. Die Revolution ging für Murillo und seine Anhänger zwar nicht gut aus, doch inspirierte er damit Simón Bolivar und Antonio José de Sucre. Nach und nach erlangten die lateinamerikanischen Länder ihre Unabhängigkeit: Venezuela, Kolumbien, Ecuador, Peru; und Bolivien, das den ersten Versuch zur Unabhängigkeit unternommen hatte, erlangte sie zuallerletzt (1825).

Als letzte Station des Stadtrundgangs wählte unser Fremdenführer ein Hotel aus, von dessen obersten Stockwerk wir einen spektakulären Blick auf la Paz und el Alto hatten. Das perfekte Ende einer interessanten Tour.

Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

7 Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Das KosMedicS-Team um Karin Migglautsch (M.) berät zu Schönheitsfragen. | Foto: Konstantinov
3

Wohlfühlen in der eigenen Haut
KosMedicS als Ansprechpartner für ästhetische Medizin

KosMedicC ist ein innovatives Kosmetikstudio und Medical Beauty Clinics mit zehn Jahren Erfahrung zu Beauty-Themen. GRAZ. Wer Angebote rund um Schönheit und Gesundheit für Gesicht und Körper sucht, findet diese bei KosMedicS unter Karin Migglautsch und ihrem KosMedicS-Team. Ob reine Kosmetik, ärztliche Behandlung oder beides gemeinsam: Hier findet sich alles unter einem Dach, von der klassischen Gesichtsbehandlung bis zum minimalinvasiven medizinischen Eingriff. Hier werden mittels neuester...

  • Stmk
  • Graz
  • RegionalMedien Steiermark

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.