Stefanie Schramke von "Mothwurf": Ihre Mode macht Leute
2018 sind es 30 Jahre: Stefanie Schramke ist Chefdesignerin von "Mothwurf". Mit der WOCHE sprach sie über Design, Qualität und das Familienbusiness.
Stefanie Schramke leitet mit ihrem Ehemann Helmut das Unternehmen "Mothwurf" mit Sitz in Gratkorn und zeichnet für das Design der Kollektionen verantwortlich.
Stefanie Schramke: Es war die Idee meines Mannes, er hat mein Talent erkannt. Mode hat mich schon immer interessiert und ich habe mich autodidaktisch damit befasst. 1988 war der erste große Erfolg mit unserer Kollektion. Frei denken zu dürfen und zweimal im Jahr vollkommen neu mit einer Kollektion beginnen zu können, ist für mich das Spannendste und zugleich sehr motivierend.
In puncto Schnitt und Material hat sich sehr viel getan. In den 90er-Jahren haben knöchellange Leinenkleider geboomt, jetzt dominieren Seide, Baumwolle und Wolle in knieumspielender Länge. Mode bedeutet Veränderung und diese Veränderungen machen auch vor der tradierten Mode wie auch vor der "echten" Tracht nicht halt.
Die Tracht hat sich in unserer Gesellschaft sehr etabliert, weil sie Werte wie Verbundenheit und Ursprünglichkeit vermittelt. Das erleben wir auch im Interieurbereich und bei den Lebensmitteln. Regionalität, Qualität und Originalität sind gefragt.
Auch wenn sich unsere Modelle in den 30 Jahren stark verändert haben, erkennt man doch immer das Design von "Mothwurf", auch bei einem Teil aus den 90er-Jahren. Unsere Modelle sind grundsätzlich reduziert, aber detailverliebt und haben einen sehr femininen Schnitt. Der besondere Knopf ist auch ein Markenzeichen von "Mothwurf". Gutes Design muss einen Wiedererkennungswert haben und gepflegtes Auftreten mit schöner Kleidung hat einfach Stil.
War es in den 90er-Jahren das Mothwurfkleid aus Leinen, so ist es jetzt ein weiter, in Falten gelegter Rock aus Seidenjacquard, der vielseitig kombinierbar ist. Mein Lieblingsstück ist ein royalblaues Kleid mit Kreisrock aus der aktuellen Kollektion "Nel Paradiso".
Qualität und Regionalität sind wichtige Punkte. Billigimporte aus Asien, bei denen es auch um Ausbeutung von Menschen geht, sollten nicht den Vorrang haben.
Ein Großteil der Stoffe, wie Seide und Loden, wird in Österreich gewebt. Die Spitzen kommen aus Vorarlberg und Frankreich, der Jersey aus Deutschland. Einige Materialien kommen aus Italien. Die Knöpfe sind meist Sonderanfertigungen von einem Schmuckdesigner aus Oberösterreich. Die Produktion ist im benachbarten Ausland und wird von unseren Mitarbeitern betreut.
Mein Mann macht die Geschäftsleitung und das Erbsenzählen. Unsere Söhne Dominik und Mathis arbeiten überall, etwa beim Marketing, mit. Seit einigen Jahren unterstützt mich unsere Tochter Anna-Katharina beim Design und wir harmonieren sehr gut. Schon als Kind hat sie sich für Mode interessiert und einmal zu mir gesagt: "Mama, in einigen Jahren wird es zwei Frauen bei Mothwurf geben, eine junge Hübsche und eine Alte." Sie hat Recht behalten (lacht).
Wir haben die Kinder nie dazu gedrängt, in das Unternehmen einzusteigen, doch es macht allen großen Spaß, dabei zu sein und die Freude an der Arbeit ist spürbar. Mein Mann und ich möchten das Unternehmen der nächsten Generation sanft übergeben und uns in einigen Jahren zurückziehen. Man wird sehen, wie es klappt (lacht).
WOCHE-WORDRAP
STECKBRIEF
Mehr Informationen über "Mothwurf" gibt es hier.
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