Straßennamen mit „braunem“ Erbe

- Uwe Baur und Karin Gradwohl-Schlacher sind der NS-Vergangenheit steirischer Schriftsteller auf der Spur. Einen ausführlichen Bericht dazu gibt's auch in der kommenden Ausgabe des Forschungsmagazins "Unizeit".
- Foto: Stuhlhofer/Wolf
- hochgeladen von Mario Lugger
Unglaublich, aber wahr: Zahlreiche Grazer Straßennamen erinnern (noch immer) an Anhänger des Nationalsozialismus. Und zwar an durchaus prominente, wie die beiden Forscher der Uni Graz, Karin Gradwohl-Schlacher und Uwe Baur, aufdecken. „Wir haben die Lebenswege von 113 steirischen Schriftstellern untersucht, die vor und während der NS-Herrschaft tätig waren“, erklärt Gradwohl-Schlacher. Ergebnis: die meisten waren bekennende Nazis. Von 48 Autoren konnte man die Mitgliedschaft zur NSDAP sogar noch vor dem Anschluss im Jahr 1938 nachweisen. Gut die Hälfte davon, nämlich 23, traten der Partei bereits vor dem Verbot im Juni 1933 bei.
Zur Überraschung der beiden Wissenschafter
erinnern an einige dieser Literaten noch heute Straßennamen. So zum Beispiel an Hans Mauracher. Dem ehemaligen Landesleiter der Reichskammer der bildenden Künste ist eine Straße in Mariatrost gewidmet. So wie auch seinem Amtskollegen, dem Landesleiter der Reichsschrifttumskammer, Paul Anton Keller. Nach ihm ist ein Weg in Hart bei Graz benannt. „Das waren durchaus zwei hohe Positionen“, betont Gradwohl-Schlacher.
Namen mit NS-Bezug
Und es sind nicht die einzigen Persönlichkeiten, die sich mit den Nazis zumindest arrangiert haben. „Zu nennen wäre da natürlich auch Hans Kloepfer. Ein bekannter Arzt, der sich mit Gedichten zu Ehren Adolf Hitlers einen Namen gemacht hat“, berichtet Gradwohl-Schlacher. Auch heute noch ist Kloepfer zu finden, und zwar im Grazer Straßenverzeichnis, wie die Fotos rechts belegen. Ebenfalls in diese Kategorie fällt Ottokar Kernstock, Verfasser des Hakenkreuzliedes.
Und es gibt noch weitere vorbelastete Namen: „Max Mell und Franz Nabl, nach dem in Graz immerhin ein Literaturpreis und ein Institut benannt sind, haben von den Nationalsozialisten wichtige Literaturpreise entgegengenommen“, weiß Gradwohl-Schlacher. „Was mich stört, ist, dass man diese Dinge einfach kommentarlos so belässt“, ärgert sich Baur.
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